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Walter Brune: Gedanken zu einem innerstädtischen FOC in Duisburg

Anfang der 1950er Jahre konnte ich das erste Kaufhaus für den Karstadt Konzern in Bremerhaven bauen. Es wurde ein großer Erfolg, so dass ich noch ein Dutzend weiterer Kaufhäuser für Karstadt und einige für andere Gesellschaften errichten durfte. Bei einem Kaufhaus kommt es nicht auf eine besonders schöne Fassade an, sondern nur auf ,Umsatz pro Quadratmeter‘, was wiederum abhängig ist von der Platzierung der Eingänge, Rolltreppen etc. und wie die Verkehrswege drum herum angeordnet sind. Es gehört großes Architekturgespür dazu, alles so zu gestalten, dass sich die Konsumenten wohlfühlen, das Kaufhaus gerne aufsuchen und Umsätze produzieren. Für diese Dinge hatte und habe ich einfach das Gespür, und deshalb waren alle Einzelhandelsprojekte, die ich in vielen deutschen Städten (nicht nur in Düsseldorf) umsetzte, sehr erfolgreich.

Ebenso erfolgreich war das in den 1960er Jahren von mir geplante und erbaute Rhein­ Ruhr-Zentrum in Mülheim. Damals hatte man noch keine Erfahrung bezüglich der Auswirkungen solcher Zentren auf die gewachsenen Innenstädte und deren Einzelhandelsstrukturen. Man ging einfach positiv davon aus, dass dieses Zentrum eine ,überdachte Alternative‘ für die Konsumenten des gesamten Ruhrgebiets sein würde, auch weil es direkt an der Autobahn A 40 lag. Leider stellte sich das Vorhaben als schädlicher Irrtum heraus, denn die Innenstadt von Mülheim verödete zusehends.

Hinsichtlich eines FOC in Duisburg-Marxloh stellt sich mir überhaupt nicht die Frage bezüglich positiv oder negativ. Das absolut erfolgreiche FOC wird auch das letzte Ladenlokal in Duisburg von Waren und Kunden leeren; alles wird veröden, denn ein FOC hat durch enorme Preisunterschiede von bis zu 80% zum normalen Einzelhandelsangebot eine unbeschreibliche Sogwirkung auf die Konsumenten und ihr Kaufverhalten. Mit den FOC Preisen kann in den angebotenen Branchen (Textil, Schuhe, Sportartikel sowie Elektronik) kein lnnenstadtladenlokal mithalten. Außerdem sind die FOC Läden nicht inhabergeführt, sondern zu 100% Filialisten großer Ketten, die ganz andere Möglichkeiten haben, die in China, Indien, Bangladesch und Vietnam produzierten Waren günstig zu erwerben und anzubieten. Wollen die Duisburger Bürger wirklich, dass ihre Innenstadt menschenleer wird und verödet?

Auch die Gastronomie im FOC wird sich bemühen, Abendkultur und Events zu bieten. Dort wird alles (außer der Oper) zu finden sein, was derzeit noch in der Innenstadt ansässig ist und zwar so lange, bis die übrigen 24 FOCs, die Investoren derzeit für das Ruhrgebiet planen, noch nicht umgesetzt sind, was bedeutet, dass auch die Konsumentenströme der Nachbarstädte sich im FOC einfinden werden.

Mir geht es bei der Belebung der Duisburger Innenstadt nicht darum, mit einem FOC den Nachbarstädten einfach nur Konkurrenz zu machen. Mir geht es darum, bei Anwerbung und Einführung zahlreicher FOC Läden, wie z. B. Escada, Nike, Prada, Esprit für die Innenstadt einen perfekten Mix zu planen, und zwar vom Schwanentor bis zum Bahnhof; ein Mix, der eine völlig neue Szenerie schafft und eine gute Perspektive für die Zukunft darstellt. Dazu braucht man nicht unbedingt die Konsumenten aus Oberhausen; es genügen die Konsumenten/Bürger der Stadt Duisburg.

Beispielsweise hat Bad Münstereifel mit den Outlet Geschäften nicht den Umsatz wie ihn die Stadt Duisburg schon heute hat, aber dennoch haben die FOC Geschäfte eine komplette Belebung der Innenstadt bewirkt. Hierbei stellt sich natürlich auch die Frage bezüglich der vorhandenen Geschäfte, worauf ich aber nur antworten kann, dass kein inhabergeführtes Ladenlokal aufgeben muss, denn die entstehende Belebung der Straßen wird auch diesem Einzelhandelszweig (meist mit teureren, aber qualitativ hochwertigeren Waren, als in den FOC Geschäften) ausreichend Umsatz bescheren, weil die große Anzahl neuer Konsumenten einfach größere Chancen bietet. Früher sagte man, dass im Schatten von Karstadt kein Einzelhändler in Konkurs gehen würde, obwohl Karstadt augenscheinlich die größte Konkurrenz der kleinen Einzelhändler bedeutete, jedoch hat man sich einfach gegenseitig belebt, was wunderbar funktionierte. Nur wenn der Konsumentenstrom von den Haupteinkaufsstraßen in Out­ of-Town-Center abgezogen wird, beispielsweise in den Stadtteil Marxloh, hat kein innerstädtischer Laden eine Chance.

Wenn man Investoren gefunden hat, die – gegenüber Duisburg – in einer recht unbedeutenden Stadt wie Bad Münstereifel ein Programm für ein FOC entwickelt haben, wird man auch den richtigen Investor für Duisburg finden, denn Duisburg hat viel ungenutztes Potential. Man muss den Anreiz zur Umsetzung nur ausreichend attraktiv gestalten, und deshalb muss zunächst erklärtes Ziel und somit auch Programm der Politiker werden, die Haupteinkaufsstraße (ich nannte sie Duisburgs Königsallee) neu zu entwickeln und neu zu formen.

Hierzu gehört u. a. die Überdachung des Fußgängerbereichs an der Königstraße weiß zu streichen und regelmäßig einer Pflege unterziehen (und nicht einfach verkommen zu lassen). Man könnte das Glasdach beispielsweise bis zum Schwanentor verlängern, und zwar als Zeichen dafür, dass die Bereiche zusammengehören. Dann ist der gesamte Straßenbereich mit sehr viel Engagement zu verschönern – Pflanztröge mit kleinen Bäumen, Gehölzen und saisonalen Stauden sowie Bänke sind aufzustellen, vielleicht sogar eine Brunnenanlage zu bauen. Es gibt so viele Möglichkeiten. Eine Straße lässt sich immer positiv und attraktiv gestalten, was mir jeder Architekt und Städteplaner bestätigen wird. Gerade in diesem Bereich hat Duisburg die größten Chancen, denn es gibt große Freiflächen mit viel Entwicklungspotential neben der Straße. Das unattraktive Dachgebilde würde ich umgestalten, und zwar zu einem Flachdach mit aufgewertetem Erdgeschoss. Im weiteren Verlauf gibt es wiederum freie Flächen um Eiscafes, Kiosk im Pavillon etc. anzusiedeln. Meter für Meter vom Schwanentor bis zum Bahnhof muss neu gestaltet werden. Die verschiedenen Aufbauten, die nur eingeschossig sein dürfen und eine gewisse Leichtigkeit und Transparenz aufweisen müssen, können auf städtischen Grundstücken umgesetzt werden; hierfür können sicherlich Investoren gefunden werden, die kaufen oder langfristig mieten.

Es ist bekannt, dass sich in den Geschäftsstraßen kaum Gastronomie halten kann, aber die Preisgestaltung ist in diesem Fall eine Frage der öffentlichen Hand, die das Gesamtinteresse der Duisburger Innenstadt in Betracht ziehen muss, und nicht nur ein paar „wackelige“ Mehreinnahmen. Jedoch könnten geringere, aber dennoch stabile Mehreinnahmen dazu verwandt werden, um die Stahlkonstruktion des Glasdaches zu streichen etc. Insofern ist ein großes Engagement der öffentlichen Hand erforderlich, um diesen Bereich attraktiv zu gestalten. Und wenn man entsprechende Pläne entwirft, wird auch der richtige Investor zu finden sein, der wiederum den richtigen Mietermix findet und Häuser kauft, um ein innerstädtisches FOC an dieser Duisburger Achse zu etablieren. Wenn das in Bad Münstereifel gelungen ist, warum sollte es dann in Duisburg scheitern? Es kann gar nicht scheitern!

Natürlich zahlen Filialisten ihre Steuern am Hauptsitz des jeweiligen Konzerns, aber in diesem Fall sollte die Gesamtbetrachtung auschlaggebend sein, denn nur die Gesamtbetrachtung und -belebung kann zukünftig wirtschaftliche Vorteile bringen.

Es ist festzustellen , dass durch das Forum und ein paar erste, zaghafte Änderungen bereits eine Verbesserung der vormals miserablen Situation eingetreten ist. Warum also jetzt stagnieren? Man muss weitermachen und das Projekt in die Zukunft tragen, und zwar an richtigen der Stelle und mit den richtigen Mitteln. Aufgrund meiner Erfahrung, weiß ich das Konsumentenverhalten genau einzuschätzen. Ich weiß wie und wo sich Konsumenten bewegen, was sie wann und warum kaufen, und deshalb kann ich Ihnen auch versprechen, dass die aufgezeigten Umsetzungsmöglichkeiten nach kurzer Zeit Früchte tragen werden und die Stadt Duisburg wieder lebendig machen. Und selbst ein Weihnachtsmarkt auf den Freiflächen hätte dann denselben Zulauf wie der Weihnachtsmarkt auf dem Schadow Platz in Düsseldorf.

Zu allem gehört Mut und Engagement, aber wozu sind Politiker denn sonst gewählt worden! Doch nicht um die eigene Stadt zu leeren und zu zerstören , sondern um die Stadt zu entwickeln und nach vorn zu bringen. Die Gedanken des Aufbruchs, die ich gemeinsam mit Frau Sabine Josten entwickelte, sind die richtigen Schritte in eine wirtschaftlich stabile Zukunft.

 

Zur Person: Walter Brune, geboren 1926 in Bremen, ist in Düsseldorf ansässiger Architekt und Immolienunternehmer, der etliche architektonisch anspruchsvolle und kommerziell erfolgreiche Einzelhandelsprojekte verwirklicht hat. Zu seinen bekanntesten Werken gehören die Kö-Galerie und die Schadow-Arkaden in Düsseldorf, die Karstadt-Hauptverwaltung in Essen und die Königs-Galerie in Kassel. Die Erfahrung, dass sein Frühwerk, das RheinRuhrZentrum in Mülheim, eine große Shopping Mall nach amerikanischem Vorbild „auf der grünen Wiese“, Kaufkraft aus den benachbarten Innenstädten abzog, ließ ihn zu einem engagierten Vertreter eines Konzepts moderner Ladengalerien werden, die sich baulich in die gewachsenen Einzelhandelsstrukturen einfügen. Er ist u.a. Herausgeber bzw. Autor der Bücher „Angriff auf die City“ und „Factory Outlet Center – Ein neuer Angriff auf die City“, in welchen er die durch überdimensionierte Malls bzw. Outlet Center verursachten Auswirkungen auf die Lebendigkeit der Innenstadt problematisiert, welche sich nach außen abschotten und Kaufkraft absaugen, und in denen er Alternativkonzepte aufzeigt, welche ein Ausbluten der Fußgängerzonen verhindern.

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