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Netzwerke und die Stadt

IMG_20150621_234555_573„Lasset uns hingehen und eine Vernetzung derjenigen fördern, die das Thema Kultur- und Kreativwirtschaft sich auf die Fahne geschrieben haben“, klingt es momentan in einigen Gruppen wenn es um die Zukunft von Duisburg geht. Eine Forderung, die mich ins Grübeln bringt. Denn – nun:

1.) Man muss miteinander arbeiten wollen.

Ganz wichtig: Es reicht nicht einfach nur von Vernetzung zu reden, sie muss auch getan werden. Und da stoßen wir schon in der relativ übersichtlichen Szene von Duisburgs Kultur- und Kreativwirtschaftlern an unsichtbare Grenzen. Denn eine Zusammenarbeit ist immer eine freiwillige Geschichte. Man kann einen zu einer Zusammenarbeit zwingen, außer man bezahlt ihm Geld dafür. Dann lassen sich besserwisserische Kotzbrocken aber auch deutlich besser ertragen. Da Zusammenarbeit daher freiwillig ist, darf man ab und an auch sagen: Nein, Deine Nase passt mir nicht. Und man muss dazu auch keine Gründe angeben. Oder sich erklären.
Gerade aber dieses „Deine Nase passt mir nicht“ ist in Duisburg ja besonders ausgeprägt: Wer im Glück frühstückt, der isst nicht im Tectrum zu Mittag. Wer in Ruhrort sein Atelier hat, wird nicht zum Vergnügen in die Stadt selbst fahren. Diese ausgeprägte Regionalität, dieses „Nur für den eigenen Kiez, nichts für die Stadt“ ist in Berlin und Köln zwar auch vorhanden, letzten Endes aber identifiziert man sich dort doch viel leichter mit der Stadt als Gesamtes. Das ist etwas, was Duisburg fehlt. Immer noch fühlen sich Rheinhausener nicht als Duisburger, Ruhrorter sehen nicht ein warum sie ihren Stadtteil überhaupt verlassen sollten. Dafür erwartet man aber dauernd, dass sich Künstler von der City auf nach Ruhrort machen. Das Prinzip das Teilens bedeutet aber nicht, dass nur eine Seite irgendwas leistet, da müssen beide Seiten mitmachen.

2.) Teamfähigkeit, Projektmanagement sollte man schon können.

Wenn man gemeinsam Dinge erstellt sollte man imstande sein das eigene Ego wenigstens so lange runterzufahren bis das Projektziel erreicht ist. Wünschenswertes Ideal, aber gerade wenn man mit Künstlern zu tun hat stößt man oft auf einen bestimmten Typus – ein Klischee. Nämlich auf den Künstler, der eingebildet, eitel, arrogant ist und alles besser weiß als man selbst. Der sich auch nichts sagen lässt, weil er halt immer und überall Recht hat. Wie der ein Netzwerker sein soll? Das wird nie und nimmer klappen. Denn Netzwerken heißt das Zurückstellen der eigenen Ziele für ein großes Ganzes. Und deswegen sollte man schon Teamfähigkeit besitzen.

Im Endeffekt ist Netzwerken natürlich eine gute Idee – die Potentiale, die verborgen sind gemeinsam zu Tage fördern und schauen, dass man „der Stadt Bestes tue“ wie der Apostel Paulus das mal formulierte, dies ist sicherlich ein lobenswertes Ziel. Dafür muss man aber auch bereit sein. Man muss zuhören können und wollen. Man muss das aufgeblasene Künstler-Ego, dieses „Ich bin besser weil ich jetzt in einer tollen Großstadt lebe“-Ding, vergessen.

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