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Man muss auch mal Sch… fressen – Eine kurze Bilanz zum Auf- und Abstieg des MSV Duisburg

FAnsAls MSV Duisburg Fan hatte man es noch nie leicht. Mit dem Verein seines Herzens ist es nun mal wie in einer guten Ehe. In guten, wie auch in schlechten Zeiten. Und der MSV Duisburg hat von allem immer etwas gehabt. Man kann ganz weit zurück blicken, aber wir erinnern uns an die schwersten letzten 10 Jahre der Vereinsgeschichte.

Wir schreiben das Jahr 2005. Ein namenhafter Bau-Riese ließ in Duisburg ein herrschaftliches Stadion errichten. Es sollte konkurrenzfähig werden im Fußball-Business. Aber nicht nur das Stadion, sondern auch das beheimatete Team. Man setzte viele Hoffnungen und auch viel Geld in das Team. Das Team von dem wir hier sprechen ist das des MSV Duisburg. Liebevoll auch die „Zebras“ genannt. Die Zebras hatten es in den letzten Jahren nicht wirklich einfach. In Bundesliga-Kreisen nennt man den Duisburger Verein auch scherzhaft „die graue Maus“. Doch was solls? Der Ruhrpott war mit Gründung der Bundesliga im Jahre 1963 nun mal schmutzig und grau. Und darauf sind die Einwohner und ihre Malocher nun mal stolz. Denn auch die Spieler des MSV Duisburg sind „Malocher“.

Der MSV Duisburg sicherte sich am letzten Spieltag der genannten Saison den 3. Tabellenplatz in der 2. Liga. Zuvor rüstete man ordentlich nach mit Leistungsträgern wie Ivo Grlic und Georg Koch. Die Zebras legten eine Traumsaison hin. Am 09.05.2005 siegten die Zebras in Frankfurt 0:1 und ließen sich in der Nacht von 10.000 Fans im Duisburger Stadion feiern. Der Aufstieg in die 1. Bundesliga war perfekt. Hier musste man nicht noch großartig zittern, da es kein Relegationsspiel gab. Der Begriff „Relegation“ lässt den Fußballfan vor Angst zittern. Denn der Begriff bedeutet Verbannung, Fortschickung. Und wer wird schon gerne verbannt oder fortgeschickt? Abgeschafft nach 1992, wieder eingeführt 2009. Doch der MSV Duisburg musste sich zum Glück nie einem solchen Zittern hingeben. Der Freudentaumel war grandios. Doch die Freude währte leider nicht lange.

Es war wie ein Schlag mitten in die Fresse rein. Der MSV Duisburg stieg mit nur 27 Zählern auf dem Punktekonto in die 2. Liga ab. Ein Wechselbad der Gefühle unter den Fans. Trauer, Wut und Enttäuschung. Doch auch hier galt die Devise: Was solls? Wenn du einmal hingefallen bist, dann steh auf, Krone richten, weiter laufen. Danach lebte auch der MSV Duisburg. Am 20.05.2007 donnerten die Zebras zu Hause Rot Weiss Essen mit einem 3:0 in die 3. Liga und sich selbst zurück in die 1. Liga. Der Traum die 1. Liga endlich halten zu können ließen die Zebras schon beim Auftaktspiel der Erstliga-Saison gegen die Borussia Dortmund zu. 1:3 putzen die Duisburger Jungs die Borussen damals weg. Schon nach wenigen Wochen der harte Aufschlag. Aus der Traum. Seit dem 8. Spieltag verweilten die Zebras auf dem letzten Tabellenplatz. Es gab auch keine Gelegenheit das Ruder herum zu reißen. In dem Jahr lief vieles drunter und drüber. Brasilianische Spieler die einem auf der Nase herum tanzten, zahlreiche verletzte Stammspieler und ein hoffnungslos überforderter Trainerstab. In dem Jahr musste man als Fan tapfer sein. Der Stachel saß tief und schmerzte enorm.

Der erneute Abstieg in die zweite Liga brachte einen Umbruch mit. Ein Sportdirektor musste her und den Trainerstab entlasten. Denn man hatte den Aufstieg wieder vor den Augen. Oliver Kreutzer oder Bruno Hübner? Die Wahl fiel auf Letzteren. Doch in den darauf folgenden Jahren kam man über das obere Mittelfeld nicht weiter heraus. Weder den Trainern Bommer, Neururer oder Sasic war dies geglückt. Oft wurde das Ziel somit verfehlt. Zudem hatte sich der Verein mittlerweile auch finanziell ziemlich verfahren. 2010/2011 musste man kleinere Brötchen backen. Somit musste nicht nur das Etat, sondern auch der Kader verkleinert werden. Der Aufstieg wäre finanziell nicht zu stemmen gewesen. Der Verein machte daraus kein Geheimnis, das er weder sportlich noch finanziell dazu in der Lage war den Aufstieg anzupacken. Bruno Hübner setzte sich als Sportdirektor nach Frankfurt ab. Seine Nachfolge übernahm Publikums-Liebling Ivo Grlic. Man setzte aber in Aussicht, das ein Aufstieg 2013 wieder möglich sei. Dies ließ bei den Fans wieder Hoffnung aufkeimen. Zumal Trainer Sasic den Verein ins DFB-Pokalfinale führte. Wieder eine Gelegenheit für den Fan, einen Traum zu leben. Doch dieser Traum wurde in Berlin zu einem 0:5-Albtraum. Denn der MSV Duisburg unterlag den Schalkern haushoch.

Im November 2012 spitze sich die finanzielle Situation für den MSV Duisburg dramatisch zu. Man sprach von Insolvenz. Doch im Mai 2013 konnte es für den Verein nicht schlimmer kommen. Wegen des fehlenden Nachweises der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit verweigerte der Lizenzierungsausschuss des Ligaverbandes dem MSV am 29. Mai 2013 die Lizenz für die Zweitligasaison 2013/14. Zwangsabstieg! Das Schlimmste, was einem Verein passieren kann. Zahlreiche kreative Fan-Aktionen wurden ins Leben gerufen. Demonstrationen, Menschenketten und Fanmarsch. Aber all dies bewegte die DFL nicht zum überdenken ihrer Entscheidung. Nun musste der Verein in den sauren Apfel beißen und die Lizenz der 3. Liga beantragen. Zunächst wurde schlampig gearbeitet, die Unterlagen waren fehlerhaft und unvollständig. Die Fans hatten schon lange die Schnauze voll. Es rumorte erheblich in und um den Verein. Dies bewegte Trainer Runjaic damals zu seinem Rücktritt. Er mochte nicht weiter auf dem Pulverfass verweilen. Zumal in einem Verein der Trainer grundsätzlich das schwächste Glied in der Kette ist. Karsten Baumann übernahm die Nachfolge.

Man schürte wieder Hoffnung. Doch Baumanns Erfolg blieb aus. Bereits vor Saisonende gab der Verein bekannt, das der Vertrag mit Baumann nicht verlängert wird. Aber wer wäre schon fähig den Verein wieder an die Spitze zu bringen? Man setzte auf Gino Lettieri. Einen Mann, der sich in der 2. und 3. Liga bereits als Trainer etabliert hatte und zur Verfügung stand. Innerhalb weniger Monate trug seine Arbeit Früchte. Der MSV Duisburg hat es Dank seiner Hilfe und einer willensstarken jungen Mannschaft wieder in die 2. Liga hinauf geschafft.

Der Verein und auch seine Fans mussten in den letzten 10 Jahren ziemlich viel Sch… fressen. Nun kann man nur hoffen, das nach all den Berg- und Talfahrten endlich wieder Stabilität einkehrt. Ferry Schmidt sagte in einem Interview, das er uns gab: “ Es ist eine schwierige Situation MSV-Fan zu sein. Gerade in den letzten Jahren, wenn man permanent als Zuschauer einen auf die Fresse kriegt. Das ist schon klar. Die MSV-Fans sind sehr leidensfähig.“ – Und genau das ist es, was den Verein, den MSV Duisburg ausmacht. Fans, die in guten, wie auch schlechten Zeiten immer zu ihrem Verein stehen.

 

 

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