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ZEITZEUGENBÖRSE DUISBURG arbeitet Erinnerungen an das Kriegsende 1945 auf

Von Harald Molder

In diesen Wochen jährt sich das Kriegsende des letzten großen Weltenbrandes für die Stadt Duisburg.

Am 28. März 1945 wurde Hamborn bereits von US-Truppen befreit. Die damals noch selbständigen Städte Rheinhausen und Homberg wurden, wie auch die gesamte linke Rheinseite, bereits am 5./6. März 1945 von der deutschen NAZI Herrschaft befreit.

Zuvor waren sämtliche Rheinbrücken von den sich zurückziehenden deutschen Truppen gesprengt worden. 6 Wochen wurde der Rhein nur zur Frontlinie und alliierte Geschütze beschossen das östliche Rheinufer mit Artillerie Beschuss.

Und auch zahllose „Tieffliegerbeschossen die Menschen auch auf Duisburger Straßen. Hierdurch kamen die Menschen bei der Arbeit auf den Feldern, als Radfahrer auf den Landstraßen oder als Passagiere in den Eisen­bahnzügen und Straßenbahnen ums Leben. Duisburg war unmittelbares Front­gebiet geworden.

Am 12. April 1945 ging dann auch für den Duisburger Süden der Krieg zu Ende.

Die ZEITZEUGENBÖRSE DUISBURG sucht nun Zeitzeugen, die das Kriegsende und die Ereignisse im Frühjahr 1945 erlebt haben.

Dieses ist nur ein Thema, dem sich der 2007 gegründete Verein in Bezug auf den Erhalt der Stadtgeschichte widmet.


NAZI Gräuel in Duisburg vor dem Untergang

Gegen Kriegsende, als sich die feindlichen Truppen rasch dem Ruhrgebiet näherten, waren wichtige Positionen in der Stadt mit strammen Nazis besetzt. So war Anfang September 1944 der bisherige Polizeipräsident von Wesermünde,

SS Gruppenführer Franz Bauer

ein „Alter Kämpfer“ seit 1922, mit der Wahrnehmung der Dienstgeschäfte des Polizeipräsidenten in Duisburg beauftragt worden.

Er sollte die in ihn gesetzten Erwartungen erfüllen.

In den letzten Tagen nationalsozialistischer Herrschaft über das gesamte Stadtgebiet und noch zu der Zeit, als der Teil nördlich der Ruhr und westlich des Rheins bereits befreit war, drei Tage, bevor auch die Duisburger Innenstadt kapitulierte, geschahen Hinrichtungen, von denen die beiden letzten als Verbrechen auf das Konto des Polizeipräsidenten Franz Bauer gingen.

Im Februar wurden zehn russische Gefangene wegen Bandendiebstahls am Kalkweg erschossen. Zwei Gefangene wurden wegen Mordes auf dem Gelände der MIEMAG (Niederrheinische Maschinenfabrik) in Meiderich erhängt.

Als Duisburg im März 1945 von amerikanischer Artillerie beschossen wurde, sollten 130 „Ostarbeiter“ eines Lagers der DIDIER Werke in weniger gefährdetes Gebiet gebracht werden.

Unter der Führung des deutschen Maschinisten S. und des deutschen Arbeiters P. wurden die Ausländer, deren Zahl inzwischen auf 170 angewachsen war, in Richtung Langenberg in Marsch gesetzt und von dort aus nach Hattingen weiterverwiesen.

Hier kam eine große Zahl ausländischer Arbeiter hinzu, so dass es mittlerweile 3000 Menschen waren, die mit einem bereitgestellten Eisenbahnzug weggebracht werden sollten.

Als der Zug in Bochum hielt, begannen „Ostarbeiter“, einen Proviantzug zu plündern. Der deutsche Bewacher S. ging auf sie zu, wurde aber mit Dolchen bedrängt. Daraufhin erschoss er einen„Ostarbeiter“, der gestohlene Brote unter dem Arm trug.

S. und ein gewisser D. bewachten seit 1942 das Ostarbeiterlager der Duisburger DIDIER Werke. Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen des Lagers waren von ihnen seit 1943 schwermisshandelt worden. S. hatte bereits im Februar 1944 in einem Handgemenge den Ostarbeiter Lobanenkow erschossen.

Am 21. März wurden dreißig Häftlinge auf dem Waldfriedhof erschossen, darunter sechs Deutsche, ein Belgier und ein niederländischer SS Mann mit Braut.

13. April 1945

Am Abend des 13. April 1945 meldet der Sender Luxemburg in deutscher Sprache:

Die alliierten Truppen haben Duisburg erobert!

Erwähnt wurde nicht, dass 25.291 Duisburger ein Opfer dieses Krieges geworden waren, dass in den Straßen und auf den Grundstücken mehr als fünfhundert Millionen Kubikmeter Schutt lagen, dass 42.768 Wohnungen total zerstört wurden und Hunderte Krüppel und Blinde hier lebten. Duisburger Innenstadt kapitulierte, geschahen Hinrichtungen, von denen die beiden letzten als Verbrechen auf das Konto des Polizeipräsidenten Franz Bauer gingen.

Im Februar wurden zehn russische Gefangene wegen Bandendiebstahls am Kalkweg erschossen. Zwei Gefangene wurden wegen Mordes auf dem Gelände der MIEMAG (Niederrheinische Maschinenfabrik) in Meiderich erhängt.

Als Duisburg im März 1945 von amerikanischer Artillerie beschossen wurde, sollten 130 „Ostarbeiter“ eines Lagers der DIDIER Werke in weniger gefährdetes Gebiet gebracht werden.

Unter der Führung des deutschen Maschinisten S. und des deutschen Arbeiters P. wurden die Ausländer, deren Zahl inzwischen auf 170 angewachsen war, in Richtung Langenberg in Marsch gesetzt und von dort aus nach Hattingen weiterverwiesen.

Hier kam eine große Zahl ausländischer Arbeiter hinzu, so dass es mittlerweile 3000 Menschen waren, die mit einem bereitgestellten Eisenbahnzug weggebracht werden sollten.

Als der Zug in Bochum hielt, begannen „Ostarbeiter“, einen Proviantzug zu plündern. Der deutsche Bewacher S. ging auf sie zu, wurde aber mit Dolchen bedrängt. Daraufhin erschoss er einen„Ostarbeiter“, der gestohlene Brote unter dem Arm trug.

S. und ein gewisser D. bewachten seit 1942 das Ostarbeiterlager der Duisburger DIDIER Werke. Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen des Lagers waren von ihnen seit 1943 schwermisshandelt worden. S. hatte bereits im Februar 1944 in einem Handgemenge den Ostarbeiter Lobanenkow erschossen.

Am 21. März wurden dreißig Häftlinge auf dem Waldfriedhof erschossen, darunter sechs Deutsche, ein Belgier und ein niederländischer SS Mann mit Braut.

13. April 1945

Am Abend des 13. April 1945 meldet der Sender Luxemburg in deutscher Sprache:

Die alliierten Truppen haben Duisburg erobert!

Erwähnt wurde nicht, dass 25.291 Duisburger ein Opfer dieses Krieges geworden waren, dass in den Straßen und auf den Grundstücken mehr als fünfhundert Millionen Kubikmeter Schutt lagen,dass 42.768 Wohnungen total zerstört wurden und Hunderte Krüppel und Blinde hier lebten.

Cook Tour amerikanischer Soldaten zwei Tage nach der Kapitulation

Am 10. Mai 1945 entstanden beeindruckende Privatfotos bei einer sogenannten „Cook Tour“ der 392nd Bomber Group. Es entstanden zahlreiche Fotos in Duisburg, die beeindruckend die Stadt kurz nach Kriegsende zeigen. Diese wurden der ZEITZEUGENBÖRSE DUISBURG von der Archivarin von www.b24.net zur Verfügung gestellt.

Zu der Tour:

Am 9. Mai 1945 kündigte die „14th Combat Wing“ der US Army die „Cooks Tour“ an, eine Möglichkeit für verdiente Stabschefs und andere Soldaten in Instandsetzungstrupps die die Auszeichnungen „Legion of Merit“ oder den „Bronze Star“ erhalten hatten, bombardierte Gebiete in Deutschland zu besichtigen.

(Anm.: Die Bezeichnung wurde nach dem britischen Tourismus Pionier sowie Gründer des gleichnamigen Reiseunternehmens, Thomas Cook, gewählt!)

Legion of Merit („Legion des Verdienstes“) wurde am 20. Juli 1942 durch den US Kongress gestiftet. Er ist ein hoher militärischer Orden, der auch an ausländische Offiziere und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens verliehen wurde.

(Der Bronze Star ist eine Auszeichnung der US Streitkräfte, die für herausragende Leistungen im Kampfeinsatz oder besonders verdiente Pflichterfüllung verliehen wurde.)

Die 392nd, 44th, und 491st stellten je Einheit eine Maschine mit mindestens 5 Männern Personal. Die zehn Passagiere bestanden u.a. aus: einen Engineering Officer (Technischer Offizier) als Vorgesetzten, einen Fotografen, jeder mit einem Stahlhelm ausgerüstet, einen Karabiner oder Gewehrschützen pro Einheit oder einer 45er Pistole pro Offizier und eine „K Ration“ für einen Tag. Letzteres war die Essensration für die Soldaten.

Die Flugzeuge für diese spezielle Tour starteten von jeder Gruppe um 0700 hours (7 Uhr) am 10. Mai 1945 und jedem Folgetag bis alle ausgesuchten Soldaten ihre Tour gemacht hatten.

Die Flugzeuge flogen von ihrem Stützpunkt nach Southwold, dann Ostende, Brüssel, Liege, Düren, Köln und Frankfurt (am Rhein entlang) und dann erfolgte die Landung auf der Station „Y-55“.

Dieser Flugplatz lag bei Venlo, auf der Grenze zwischen dem südöstlichen Holland und Deutschland.
(Anm.: Es handelte sich um den ehemaligen deutschen Fliegerhorst Venlo, der grenzüberschreitend in den Niederlanden und Deutschland liegt. Er befindet sich auf dem Gebiet der Orte Venlo,Nettetal-Leuth und Straelen-Herongen. Nach der Befreiung von Venlo durch die alliierten Streitkräfte wurde das Fluggelände als Flugplatz „Yankee 55“ instandgesetzt.)

Von Venlo wurden die Männer nach Duisburg gefahren, wo sie gemütlich herum bummeln konnten und wo sie ihr Mittagessen einnahmen. Nach ihrer Rückkehr auf „Y-55“ flogen sie über Brüssel, Ostende und Southwold zurück zu ihren Stützpunkten in England.

Dieses Foto zeigt die Passagiere des Bodenpersonals, die an der „Cooks Tour“ am 11. Mai 1945 teilnahmen. Die Einzigen, deren Identität bekannt ist, sind M/Sgt. (Master Sergeant) Everett Collin (4. v.lks.); S/Sgt. (Staff Sergeant) Douglas MacRae (stehend 5. v. Lks.) und M/Sgt. Robert Moore (knieend 2, v.re.). Die Maschine war # 44-50753, Short Round II.

In seinem Tagebuch schreibt Master Sergeant Ernest H. Barber von der 392nd Bomb Group – 578th Bomb Squadron:

„Übrigens habe ich vergessen zu erwähnen, dass gleich nachdem wir einige Teile von Holland überflogen und Arnheim passiert hatten am Rhein hinunter flogen bis an das nördliche Ende des Argonner Waldes und dann einen weiten Bogen zurück flogen bis nach Düsseldorf und immer am Rhein entlang.

Und an dem gesamten Fluss entlang konnte man gesunkene Schiffe und Lastkähne sehen und im „Ruhr Valley“ (dem Ruhrgebiet) zahllose ausgebombte Fabriken. An einer Stelle passierten wir ein riesiges Gebiet auf dem eine Unmenge ausgebrannter Tanks sahen.

Nach einem Rundflug von etwa 4 Stunden und 45 Minuten landeten wir auf einem Flugplatz in Belgien (Anm. es war in Holland!) in der Nähe der deutschen Grenze. Dort stiegen wir in einen „Sixby Army LKW“ und fuhren in Richtung Rhein. Auf unserem gesamten Weg sahen wir ausgebrannte Autos, LKWs und Panzer am Straßenrand und auch einige unserer Maschinen die abgeschossen worden waren.

Als wir den Rhein gegenüber von Duisburg erreichten, mussten wir uns in einer Warteschlange anstellen, da wir eine Pontonbrücke überqueren mussten.
Nachdem wir hinübergefahren waren, sahen wir endlose Schlangen von deutschen Zivilisten die Karren und Fuhrwerke schoben und zogen, auf denen sich all ihre persönlichen Habseligkeiten und Haushaltsgegenstände befanden.

Es war ein Mitleid erregender Anblick, aber wenn es „das“ war um sie in die Knie zu zwingen, so sei es drum. Wir hatten auch ihre „Horror Camps“ und die Behandlung unserer Männer und Freunde vor Augen.

Wir kamen endlich im Herzen der Stadt an und ich habe nicht ein geöffnetes Geschäft oder Kaufhaus gesehen. Wir bummelten herum durch Geröll und Schutt und fuhren dann am Fluss entlang zurück, wo alle Fabriken außer Betrieb gebombt waren.

Wir hielten und hatten einige deutsche Biere an einer der Fabriken, die gar nicht mal so schlecht waren. Wir sahen die „Victory Railroad Bridge“, die unsere Männer in 7 Tagen gebaut hatten, was wohl als eine Glanzleistung bezeichnet werden darf.

Wir waren zwischen 11.45 Uhr am Morgen und 16.00 Uhr am Nachmittag in der Stadt.
Während dieser Zeit haben wir irgendwo versucht, einen alten Tresor in einem ausgebombten Haus zu öffnen. Ohne Erfolg!

Ich fand einen verchromten Revolver vom Kaliber 44, der jedoch keinen Hersteller Namen trug. Diesen besitze ich heute noch, wenngleich ich noch nie mit ihm geschossen habe.

Wir kehrten zum Flugplatz zurück und nachdem wir noch eine Weile über dem Kontinent herumgeflogen waren, kehrten wir gegen 20.00 Uhr nach Wendling zurück.

(Anm.: Die „RAF Station Wendling“ war im 2. Weltkrieg ein Flugplatz in Norfolk. Er lag etwas 4 Meilen west – nordwest von East Dereham.)

Unsere Gruppe in der Maschine war für diesen Trip: Major George Player, Major Myron Keilman, Captain Henry Allen, T/Sgt. (Technical Sergeant) Patrick Burns, M/Sgt. John Coltran, M/Sgt. Ernest Barber und ein Weiterer den ich nicht mehr identifizieren kann.“


Vielschichtig sind die Themen , über die Zeitzeugen sprechen können

Die unten genannten Themen sollen noch einmal einen Überblick geben und sind nur als Beispiele zu verstehen. Die Zeitzeugen können auf Wunsch auch über viele andere Themen Auskunft geben, wobei bei einigen Themen die Zahl derjenigen Duisburger, die diese Zeit erlebt haben, immer kleiner wird.

Duisburg bis 1919 (Kaiserzeit)

Alltagsleben, soziale Konflikte, Entwicklung bestimmter Stadtviertel, Industrialisierung

Duisburg in der Weimarer Republik 1919-1933

Bestimmte Stadtviertel, Arbeitsleben, Arbeitslosigkeit, Wirtschaftskrise, Kindheit und Jugend, kulturelle Ereignisse

Duisburg in der NS-Zeit 1933 bis 1945

Duisburgs Schulen im NS-Regime, HJ und BDM, SA und SS, Kinderlandverschickung, Verfolgung und Vernichtung der Juden und anderer Minderheiten, Widerstand gegen NS-Regime, KZ, Emigration

Zweiter Weltkrieg in Duisburg und Deutschland

Bombenkrieg in Duisburg, Leben im Luftschutzbunker, Wehrmachtseinrichtungen, Kriegsalltag, Kriegsteilnahme als Soldat, Gefangenschaft, Flucht, Evakuierung, Artilleriebeschuss, Einmarsch der Amerikaner

Duisburg und Deutschland in der ersten Nachkriegszeit 1945 bis 1949

Nachkriegsalltag, Schwarzmarkt, Wiederaufbau von Wirtschaft, Verwaltung und politischem Leben, Währungsreform, Kultur

Duisburg von 1949 bis heute

Wirtschaftliche Entwicklung, Kulturleben, Literatur und Theater, Freizeit und Sport, Beziehungen zu den Alliierten, Politische Entwicklung und Gewerkschaft, Städtebauliche Entwicklung, Veränderungen und Neubauten

Wer sich erinnert oder auch Fotos oder Dokumente zur Verfügung stellen kann meldet sich bitte bei der

ZEITZEUGENBÖRSE DUISBURG e.V.

Am Finkenacker 30

47259 Duisburg

oder telefonisch

0173 448 4805

oder per Mail

zzb-duisburg@hotmail.com

 

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