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Piratenpartei Duisburg: FOC – Wenn das Rathaus die eigene City ruiniert

Der Rat der Stadt Duisburg hat in seiner letzten Sitzung beschlossen, am Factory Outlet Center (FOC) und dem umstrittenen Investor Douvil festzuhalten. Diese Entscheidung fiel mit der Stimmenmehrheit von SPD, CDU, FDP und Junges Duisburg/DAL.

Duisburger Piraten

Das Ergebnis kann niemanden überraschen. Bereits im Vorfeld wurde über die Presse verbreitet, dass auf jedem Fall an Douvil und dem FOC festgehalten wird. Auch der politische Beirat zum FOC wurde bereits am Nachmittag noch vor der entscheidenden Abstimmung gewählt.

Ratsfrau Britta Söntgerath (PIRATEN) versuchte noch gemeinsam mit ihren Fraktionspartnern von SGU und BL zu erreichen, dass bei der Abstimmung ein geheimes Votum durchgeführt wird.

„Wir glauben immer noch, dass etliche Ratsmitglieder aus den pro FOC-Fraktionen das Projekt insgeheim nicht mehr unterstützen wollen. Das geheime Votum hätte ihnen Gelegenheit gegeben, ihrer persönlichen Überzeugung zu folgen. Unser Vorschlag wurde leider abgelehnt. Zudem erfolgte die Abstimmung im nicht-öffentlichen Teil der Sitzung. Wie sollen die Menschen in Duisburg da noch Vertrauen zu ihren Vertretern im Rathaus aufbauen?“

Das trotz der bekannten Probleme und gegen den erbitterten Widerstand aus der Bürgerschaft noch immer mit einem FOC geplant wird, ist aus Sicht von Ratsfrau Söntgerath nicht mehr nachvollziehbar. Um sich aus erster Hand über mögliche Auswirkungen des FOC zu informieren, hatte die Fraktion PIRATEN Soziale Liberale (PSL) am 23. September Walter Brune zu einer Fragestunde ins Rathaus eingeladen. Der international bekannte Architekt und Stadtplaner kennt die Entwicklungsgeschichte der Kaufhäuser und Einkaufszentren in Deutschland wie kein Anderer. Er hat zahllose Bauprojekte für den Einzelhandel realisiert, auch große Einkaufszentren wie zum Beispiel das Rhein-Ruhr-Zentrum in Mülheim an der Ruhr. Er kennt die Auswirkungen solcher Center auf das Wirtschaftsleben an den jeweiligen Standorten.

Walter Brune lehnt Outlet Center wie das in Marxloh geplante kategorisch ab. Nach seiner Ansicht entfalten sie eine enorme Zerstörungskraft auf die umliegende Einzelhandelsstruktur. Das Konzept dieser FOC besteht darin, über sehr niedrige Preise für angeblich hochwertige Markenware massiv Kaufkraft aus dem Umland zu binden. Diese Waren tragen zwar die Label bekannter Marken, werden jedoch speziell für solche Outlet Center in den bekannten Billiglohnländern wie Pakistan oder Bangladesch produziert.

Mit dieser Produktpolitik werden nicht nur Nebenzentren wie Hamborn oder Marxloh beeinträchtigt. Auch gewachsene und akzeptierte Einzelhandelszentren wie die Duisburger Innenstadt werden damit angegriffen. Aufgrund ihres Handelskonzepts mit kleinteiliger Fläche und personalintensiverem Service können die Einzelhändler in der Innenstadt den Kampfpreisen eines FOC nichts entgegensetzen. Am Ende bleibt eine trostlose Innenstadt mit extremen Leerständen und ein enormer Verlust an Lebensqualität für die Stadtbewohner. Ist dieser Zustand erst einmal erreicht, gibt es keinen Weg zurück.

Walter Brune kritisierte auch sehr scharf den Umgang mit den Bewohnern der Zinkhüttensiedlung. Dieses Quartier, zwischen 1957 und 1963 vom Architekten Max Taut errichtet, gilt bis heute als ein Musterbeispiel für den sozialen Wohnungsbau. Das diese funktionierende Siedlung für den Parkplatz des geplanten FOC weichen soll, bezeichnet Walter Brune als unverzeihliche Schande.

In seiner aktuellen Streitschrift zitiert Walter Brune auch aus einem Dokument, das bereits im Juni 2010 veröffentlicht wurde. Es stammt vom Büro Junker + Kruse, Stadtforschung und Planung, in Dortmund. Das Büro hatte eine Bewertung der vorliegenden Gutachten und Analysen erstellt, auf denen die Planungen zum FOC basieren. Auftraggeber für das Büro waren damals die Niederrheinischen Industrie- und Handelskammern Duisburg – Wesel – Kleve zu Duisburg.

Das Ergebnis dieser Bewertung ist vernichtend. Die Gutachter zum FOC haben sich nicht an die anerkannten Analysestandards gehalten. Zahlenwerke wurden teilweise mit fiktiven Werten unterfüttert. Geografische sowie strukturelle Eigenheiten des geplanten Standortes, die ein FOC an dieser Stelle im Prinzip ausschließen, sind mangelhaft oder gar nicht berücksichtigt worden. Das Dortmunder Büro warnt in seiner Bewertung ausdrücklich davor, neben der Duisburger City über das FOC im Norden ein zweites Hauptzentrum zu installieren. Damit würde Duisburg (Zitat) „… einen in Deutschland einmaligen Weg gehen, vor dem sich heute jede Stadt hütet.“

Wird das FOC wie geplant in Marxloh realisiert, wird es vom Investor Douvil spätestens nach drei Jahren mit einem satten Millionengewinn wieder verkauft. Für gewöhnlich gehen solche Outlet Center dann an einen Investmentfond, der ein Anlageobjekt für seine Mitglieder sucht. Da die Anleger auf Rendite bestehen, wird zwangsläufig jede Möglichkeit genutzt, die Verkaufsfläche nachträglich weiter auszubauen.

Der Verlierer in diesem Spiel ist die Stadt Duisburg. Sie darf sich mit den Folgen herumschlagen, wenn das FOC die Kaufkraft aus der Innenstadt und den Nebenzentren abgezogen hat. Das CentrO und das Schicksal der Marktstraße in der Oberhausener Innenstadt sollten als Mahnung reichen. Wer jetzt noch an einem FOC im Duisburger Norden festhält, kann unmöglich das Wohl der Stadt und ihrer Bürger im Sinn haben.

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