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The Day of The Doctor

Am 23.11.2013 wagte das Cinemaxx Essen ein Experiment: kann man eine einzelne Folge einer Fernsehserie ins Kino bringen? Vorausgegangen waren die Überlegungen der BBC, die Sonderfolge „50 Jahre Doctor Who“ auch im Kino zu zeigen – weltweit, fast synchron und in 3D. Aber kann man eine Fernsehsendung erfolgreich ins Kino bringen? Um das zu verstehen, muss man wissen, dass Doctor Who die am längsten laufenden Fernsehserie überhaupt ist. Das an sich ist schon bemerkenswert, vollends eigen wird es, wenn man betrachtet das es sich um eine Science-Fiction-Serie handelt. Die Wikipedia dazu:

Doctor Who ist eine britische Science-FictionFernsehserie, die seit 1963 von der BBC produziert wird. Sie handelt von einem mysteriösen Zeitreisenden, der nur als ‚der Doktor‘ (im englischen Original the Doctor) bekannt ist. Er reist mit seinen Begleitern in einer Zeit-Raum-Maschine, der TARDIS, die von außen wie eine altmodische, britische Polizei-Notrufzelle aussieht. Der Doktor trifft dabei auf eine Vielzahl von Gegnern, hilft den Leuten, denen er begegnet, und rettet ganze Zivilisationen und sogar Universen.

Seit 2005 läuft die Serie wieder und seit einiger Zeit werden die Folgen von Steven Moffat geschrieben. Dessen eigentlicher Verdienst es nicht nur ist, eine Brücke zwischen der „alten“ und der „neuen“ Serie zu schaffen. Vielmehr hat er es mit der neuen Version geschafft, völlig neue Zielgruppen zu erschließen. Junge Zuschauer für eine alte Sendung. Was die Aufführung in Essen schon besonders interessant machte war die Reaktion auf die deutsche Werbung für den Sender FOX im Pay-TV, der eine synchronisierte Fassung anbietet. Ein „Whovian„, wie sich sich die Fans von Doctor Who nennen, scheint Deutsch in dem Zusammenhang für nicht akzeptabel zu halten – kein Wunder aber, wenn aus „I’m the Doctor?“ „Doctor Who?“ „Doctor Who“ ein „Ich bin der Dokotor“ „Der Dokotor was?“ wird. Nichts desto trotz hat das Cinemaxx Essen sich auf das Experiment eingelassen. Eine einzelne Folge einer TV-Serie für 16€ im Kino. Das ist sportlich. Wenig überraschend waren allerdings schon lange vor dem 23.11.2013 die beiden großen Säle des Kinos fast komplett ausverkauft. Dazu beigetragen haben mag auch eine rege Diskussion in einem der größeren Foren zu Doctor Who in Deutschland, in dem nicht nur der gemeinsame Besuch, sondern auch das gemeinsame Verkleiden Thema war. Auch wenn nur eine Handvoll der Whovians tatsächlich verkleidet waren und nur die wenigsten wie auf dem nachfolgenden Foto, so waren doch zumindest die „Sonic Screwdriver„, das „Allzweckwerkzeug“ des Doctor in ca. 95% aller Taschen zu finden. Die Folge selbst ist ein Meisterwerk der Serienlandschaften. Betrachtet man, dass manche Serien am Ende mehr „überfrachtet“ waren, als gut gewesen sein mag („Lost“) und andere Serien nach einem „finalen Ende“ bettelten, dass sie dann auch bekamen („Breaking Bad“), schafft Moffat etwas besonderes: Am Ende der Jubiläumsfolge hat er nicht nur geschafft einen Film zu präsentieren, der wie kaum ein anderer zuvor von 3D im Kino profitiert. Er hat auch eine komplett neue Storyline erfunden, die es möglich macht, die Geschichte des Doctor komplett neu zu erfinden – ohne die bisherigen Geschichten ad absurdum zu führen. Und was kein Leonardo di Caprio in Titanic schaffte und kein George Clooney in Gravity: Noch nie in meinem Leben habe ich in einem Film gesessen, in dem so viele (auch männliche) Zuschauer ihren Tränen freien Lauf ließen. Um im nächsten Moment herzlich zu lachen oder spontanen „Bühnenapplaus“ zu spenden. Und für diese hochemotionale Achterbahnfahrt muss man kein Hardcorefan der Serie sein. Unvergessen wird den Film machen, dass sich die englischen Produzenten zahlreiche Seitenhiebe auf andere Filme, Serien und Kulturen erlauben. Ohne zu viel über die Story zu verraten, aber man würde den Amerikanern wirklich nicht die Möglichkeit geben wollen, ihre Geschichte neu zu schreiben 😉 Am Ende wird die Jubiläumsfolge nicht nur als Highlight der Doctor Who-Serie zu werten sein. Sondern sie spielt auch ganz weit vorne mit in dem Kampf um den Titel besten Film des Jahres. Und Moffat hat gezeigt, dass gute Geschichten auf jeder Leinwand eine Heimat haben können. Während das Cinemaxx erkannt haben dürfte, dass auch solche Projekte wirschaftlich Erfolg haben können. Wer Lust hat, sich mal ein wenig mehr Meinungen anzuschauen und keine Angst vor Spoilern hat, der kann bei Reddit seine Neugier stillen.

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