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Platzhirsch-Festival Tag 3: Jazz mit Atonalen und die Entstehung eines Universums

Frisch aus dem Blixa-Bargeld-Konzert in die Nacht taumelnd ist man davon überzeugt mit The Dorf zwei Highlights des Festivals gesehen zu haben. Wenn auch nach Blixa Bargeld gehörig die Ohren klingeln, waren The Dorf mit Hebebühnenspezialeffekten am Rand des Jazz.

Das Jazz-Musikerkollektiv The Dorf sprengte fast die Außenbühne am Dellplatz – und lagerte für das Stück Bee-Fi kurzerhand dann mal drei Solisten auf Hebebühnen aus. Dass The Dorf mit dem massigen Sound den Dellplatz füllten war vorauszusehen. Für diejenigen, die The Dorf nun nicht kannten wird die Tatsache dass die elektronischen Anteile des Ensembles ebenso ihre Soli bekamen wie die klassischen Jazz-Instrumente überraschend gewesen sein. Ebenso ist es gar nicht so einfach den eigentlichen Stil der Kombo einzuordnen: Manchmal ist es der typische Big-Band-Jazz-Sound, der zu Beginn eines Stücks zu hören ist, dann wieder schweben zarte melodiesuchende Flötentöne über einem elektrischem Cello durch den Raum und zwischendurch bauen sich gewaltige Klangkaskaden auf. Teilweise sind untendrunter noch die tonale Akkordbasen zu hören, aber ab und an verlässt The Dorf das tonale Gefilde um kurz im Atonalen Luft zu holen bevor es wieder mit dem Jazz weitergeht. Nichts für Puristen. Glücklicherweise.

Blixa Bargeld führt das Publikum ebenfalls ins Atonale, teilweise bis an die Schmerzgrenze bei der Erschaffung eines Universums laut eines alten Lexikonbeitrags. Loopen und Remixen mit Worten – dazwischen plaudert Blixa über ein nicht statt gefundenes Konzert in Malmö und man ist live bei einer Ebay-Ersteigerung eines der Geräte dabei, mit denen Blixa arbeitet. Die Reduktion ist für ihn wichtig, Reduktion auf das gesprochene Wort aus dem die Stücke live vor Ort erstehen – und in diesem speziellen Gewand nur hier und jetzt in diesem Augenblick entstehen. Aufnehmen können die Geräte nicht, nur die diversen aufgenommenen Samples wiedergeben, während sie auch verändert werden durch das Mischpult bis schließlich unerwartetes und auch unangenehmes aus den Lautsprechern dringt. Ironie und Nonchalance zeichnen den Auftritt auf bei dem der reine unvermixte Wortanteil, die Moderationen zwischendurch dann doch überwog. Dabei ist das Sezieren des Programms von Sunshine-FM messerscharfe Ironie, „es gibt dann natürlich noch den B-Teil, der ist meistens in Moll“ bei diesen Songs, die eigentlich nur von Computerprogrammen gemixt werden. Eine Prise von Da-Da ist im Lauf des Programms zu vernehmen, die Freude am Klang und den Möglichkeiten der Stimme und das Vermessen der Grenzen. Das führt teilweise zurück zu den ersten Neubauten-Alben, das Zusammenstellen von Klängen zu einem schrillen Rauschen bei dem die Textaussage auch untergehen kann. Dann aber wiederum schwirren die Planeten durch das Grammatikoff plus Asteroiden. Und das galaktische Grundrauschen – das können Duisburger auf Anhieb problemlos dazu liefern.

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