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Wann kommt die Flut? Roma-Zuwanderung in Duisburg

Haus in der Peschen

Haus in der Peschen

Innerhalb der Facebook-Gruppe „Stadtpolitik Duisburg“ hat heute ein Teilnehmer einen Kommentar gepostet, den ich Ihnen eigentlich nicht vorenthalten möchte. Ich bemühe mich um die entsprechende Genehmigung des mir persönlich bekannten, in Bezug auf die Zuwanderung der Roma nach Duisburg-Bergheim sehr aktiven, jungen Mannes; allein: sie liegt mir (noch?) nicht vor.

 

Ich würde Ihnen seinen Text allein schon deshalb hier gern präsentieren dürfen, weil er insofern bemerkenswert ist, als dass der Kern seiner Aussage bemerkenswert unbemerkenswert ist. Der junge Mann – nennen wir ihn hier einstweilen „B.“ – artikuliert auf den Punkt gebracht, also in zugespitzter Form Ängste, die tatsächlich von nicht wenigen Rheinhausern geteilt werden. Und auch nicht, wie ich finde, so ohne weiteres von der Hand zu weisen sind.

 

Unter Bezug auf Aussagen eines In den Peschen lebenden Roma und eines Gesprächs mit dem Rheinhauser Bezirkspolitiker Karsten Vüllings kommt B. zu dem Schluss, dass im Zuge des nächsten Jahreswechsels, ab dem die EU den Rumänen und Bulgaren die volle Freizügigkeit garantiert, “nicht Tausende, sondern ganze Dörfer und Städte nach Deutschland“ kommen werden. Ihm gehe es „nicht um Panikmache“, schreibt B.; vielmehr wolle er daran mitwirken, dass sich „alle Instanzen auf den `schlimmsten´ Fall vorbereiten. Ich habe ihm geantwortet. Und mit dieser Antwort möchte ich Sie vertraut machen. Über Ihre Lektüre würde ich mich freuen.

Lieber B.,

 

ehrlich gesagt finde ich es wirklich unverantwortlich, in diesem Ton solch eine Panik zu machen. Das ist ja ein Sound, als stünde der Weltuntergang bevor. Aber was Du wie eine Naturkatastrophe darstellst, ausgelöst von einer weltfremden Dame namens „Jesus Merkel“, sind arme Menschen, keine Steinklumpen, Orkane, Wassermassen oder so etwas. Du magst mich für moralisierend halten, B.. Ich finde einfach: so zu reden oder zu schreiben, gehört sich nicht.

 

Niemand weiß, wie viele Roma kommen werden. Ich selbst habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich davon ausgehe, dass sehr viele kommen werde, dass ich mithin das von Dir skizzierte Szenario für realistisch halte. „Lawine“, „schlimmster“ Fall – sag mal, B.! Geht es noch?! Kennst Du unsere lieben deutschen Landsleute denn überhaupt nicht. Wenn wir anfangen, Menschen als „Lawinen“ oder auch nur „schlimme“ Fälle zu bezeichnen, zündeln wir. Dann machen wir die Brandstifter ganz fickerig, ungünstigstenfalls geben wir den Mördern den letzten Kick. Deshalb meine dringende Bitte: sei doch so gut und lass das!

 

Es ist überhaupt nicht abzustreiten, dass ein solcher Einwanderungsschub eine Fülle ganz erheblicher Probleme bereiten würde. Die Erinnerungen an 1991/92 drängen sich auf. Wir kennen das: die betroffenen Städte wären über die Maßen in Mitleidenschaft gezogen. Die einheimische Bevölkerung in den betroffenen Stadtteil – in der Regel auch nicht gerade vom Schicksal verwöhnte Leute – müssten einen echten Streifen durchmachen, und alles, was dranhängt.

 

Gleichzeitig ist bzw. wäre es aber auch so, dass selbst bei großzügigsten Schätzungen die Gesamtbelastungen für die öffentlichen Finanzen in Deutschland nicht einmal in die Nähe dessen kämen, was schon seit Jahren in der Tagesschau wöchentlich locker hin- und hergeht und in Anbetracht des allmählich ins Bewusstsein geratenden Bedarfs an Reparatur- und Ersatzinvestitionen in die öffentliche Infrastruktur schlicht und einfach nicht der Rede wert wäre.

 

Konkret: der jährlichen Kosten der „Armutseinwanderung“ dürften anfangs insgesamt (!) irgendwo zwischen 100 Mio. € und ½ Mrd € liegen. Mach Dich einfach mal schlau in Sachen Autobahn- oder Eisenbahnbrücken, in Sachen Kitaausbau oder Eurokrise! Dann wirst Du schnell erkennen, dass es vor allem um Verteilungsfragen geht und nicht um kaum darzustellende Volumina. Klar: diese Millionen müssen schon irgendwie dorthin fließen, wo sie gebraucht werden. Und das klappt in unserem deutschen Föderalismus häufig nicht ganz so gut. Sowieso schon nicht wegen dieser Interessendivergenzen. Plus Trennung zwischen staatlichen Kassen und Töpfen der Sozialversicherungen. Plus all dem Parteienstreit.

 

Unser politisches System ist flexibler als in gar manch anderen Ländern, auf solche Ereignisse aber ist es wirklich nicht eben gerade zugeschnitten. Ich will die aus solchem (möglichen) Versagen resultierenden Folgen wirklich nicht kleinreden. Wenn wir unsere Schwäche aber verschweigen und so tun, als renne da ein im Grunde unlösbares Problem auf uns zu, lügen wir uns etwas in die Tasche, reden uns heraus, und – schlimmer noch – zeigen mit dem Finger auf Andere, stöhnen: „schlimm“ und fantasieren eine „Lawine“ herbei. Manche drehen unter dieser Hysterie durch und beginnen mit Mord und Totschlag. Denk bitte daran, B.!

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