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Das Duisburger Kom’ma-Theater

Als ein Ort für Kinder- und Jugendschauspiel ist das Kom’ma-Theater seit Jahren eine feste Größe in Duisburg. Nun wird das Repertoire  erweitert. Nach einer langen Pause wird wieder erwachsenenes Publikum gesucht und hoffentlich in großer Zahl gefunden. Denn “Gerolimenos”, das erste Stück dieses Neuanfangs, zeigt, welch originelles, frisches Theaterspiel im westlichen Pott möglich ist. Noch muss das weitererzählt werden. Noch blieben bei der Vorstellung am letzten Freitag Plätze frei. Wer das Stück gesehen hat, versteht das nicht.  Ein Text von Ralf Koss

Die Anfangsszene gibt die Tonlage des begeisternden Abends vor. Auf der karg ausgestatteten Bühne sitzt auf einem Sofa der Usbeke  in Pelzmantel und -mütze, eine Sonnenbrille tragend und strickt. Da macht sich Komik und Groteske sofort bemerkbar, zumal Renate Frisch den Usbeken mit brummiger Stimme,  herbem Charme  und slawischem Akzent gibt. Der Usbeke wartet auf das regelmäßige Treffen mit Chili und Gerolimenos. Die drei sind Labyrinth-Baumeister und erzählen über ihre Pläne für Projekte sowie das Leben.

Wenn dabb Hilmi Sözer als Gerolimenos die Bühne betritt, wird noch etwas sofort deutlich. Die Schauspieler treten auch als Erzähler ihres Erlebens auf und durchbrechen immer wieder die Bühnenrealität. Der Rahmen der Handlung wird von Hilmi Sözer abgesteckt, indem er sich zum Publikum wendet. Die Hauptfiguren werden vorgestellt. Später begleitet die beschreibende Erzählung von Helle Hensen als Chili das Spiel der beiden anderen. Pantomime ersetzt Requisite. Einige Register modernen Theaters werden gezogen. Doch geht es dabei nicht um reine Effekte der Distanzierung und der Komik, letztlich dient alles Bühnengeschehen dazu, im kleinen Raum auch eine große Welt erfahrbar zu machen.

In diesen Anfangsminuten braucht das Stück ein wenig Zeit, um Fahrt aufzunehmen. Dann aber kennt die Spielfreude der drei Schauspieler kein Halten mehr. Die Schauspieler nehmen je nach Handlungsort weitere Rollen an, wechseln eindrucksvoll von jetzt auf gleich zwischen ihnen hin und her, und erschaffen auf der Bühne ein imaginäres schottisches Landgut, wo Geromilenos auf Anraten Chilis und im Auftrag von dessen Besitzerin ein einzigartiges Labyrinth erschaffen soll. Das Labyrinth steht aber auch als Sinnbild für  Gefühle. Schließlich ist in Schottland auf einem Landgut voller Frauen unterschiedlichen Alters mit Liebe zu rechnen. Denn auch wenn Geromilenos von sich glaubt, er bevorzuge die reiferen Frauen, kann er sich den Avancen von Elena, der ältesten Tochter seiner Auftraggeberin, nicht entziehen. Für sie scheint die Liebe aber ein Spiel zu sein. Und so zeigen sich neben aller Komik auch kleine berührende Momente.

Der belgische Theaterautors Geert Genbrugge hat für Gerolimenos nicht nur originelle Figuren samt verwickelter Handlung geschaffen. Auch seine Sprache ist besonders. Ungewohnt bildhaft lässt er zuweilen seine Figuren reden, und auch diese Sprache ist Quelle von Komik und Witz. Mit der Auswahl des Stückes beweist das Kom’ma-Theater Mut.  Zuschauer müssen für ein Stück gefunden werden, das weder von einem in Deutschland bekannten Namen gestützt wird, noch dass es sich ins im Ruhrpott beliebte Gegenwarts-Boulevardtheater einreiht mit potttypischen Figuren und Themen. Noch einmal: Belohnt diesen Mut. Erzählt weiter, welch wunderbarer Theaterabend am Kom’ma-Theater mit Gerolimenos zu erleben ist. Welch mitreißende schauspielerische Darbietung Renate Frisch, Helle Hensen und Hilmi Sözer auf die Bühne bringen. Welch neue alte Theaterbühne in Duisburg zu entdecken ist.

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