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Nowhere Men – Ein rockiger Abend im Theater Oberhausen

Foto: Axel Scherer

Foto: Axel Scherer

Auf drei Ebenen verteilen sich die Musiker im linken Drittel der Bühne, die anderen zwei Drittel sind Spielfläche für die Schauspieler, die an diesem Abend auch singen. Ohrstöpsel werden gemäß EU-DIN-Norm verteilt. Denn die entsprechende Lautstärke gehört zur Rockmusik, neben der kreischenden Gitarre, dem treibenden Elektrobass oder den Hammond-Orgelklängen, die Ende der 1960er für den Rock entdeckt wurden.
„Nowhere Men“ nennt Otto Beatus, der musikalische Leiter vom Theater Oberhausen, dieses aus 27 Rocksongs zusammengestellte Programm, das zwischen nostalgischem Erinnerungsabend und musikalischer Geschichtsrevue der 1960er und anfänglichen 70er Jahre changiert. Im Unterschied zum Konzert einer Coverband mit Musik jener Zeit bieten singende Schauspieler, die Möglichkeit, die Inhalte der Songs mit kleinen Geschichten zu unterstreichen. Videomontagen und Kostüme können zusätzlichen Sinn geben und Assoziationsräume öffnen.
„Nowhere Men“ heißt der Abend, weil Otto Beatus sich bei der Songauswahl an die Musik von Männern gehalten hat und deren Erfahrungen, Sehnsüchte und Forderungen die Inhalte der Songs bestimmen. Einen erzählerischen Rahmen, etwas das an die Musical-Form erinnert, besitzt der Abend nicht. Jeder einzelne Song steht für sich. Jedes einzelne Stück erhält eine eigene bildhafte Umsetzung. Allenfalls gehen sie ineinander über, weil es eine inhaltliche Verwandtschaft gibt.
Dennoch lassen sich Themen erkennen, die den Abend strukturieren. Mit dem Who-Klassiker „My Generation“ und ähnlichen Stücken werden die ungeheure Wut, der Zorn und der unbedingte Wille zum Protest jener Zeit lebendig. Nach und nach gehen diese auf die Gesellschaft gerichteten Songs über in jene, die von psychodelischen Innenwelten bestimmt sind und mit entsprechenden Kostümierungen, sowie Rollen illustriert werden. Da wird es zuweilen schwierig, das Illustrative der Bühne mit Sinn zu füllen. Wenn dann der Dylan-Klassiker „Like a Rolling Stone“ den Abend beschließt, stand zum Ende des Abends immer wieder so etwas wie Lebensgefühl im Raum.
Auch wenn nicht alle Songs von den Schauspieler Jürgen Sarkiss, Peter Waros, Eike Weinreich, Sergej Lubic sowie Anja Schweitzer gleichermaßen stimmlich gut bewältigt werden, so macht ihr Auftreten doch deutlich, welche Kraft Rockmusik zunächst besaß. Die hervorragende Band um Otto Beatus am Klavier und die Schauspieler machen nicht nur erfahrbar, welche große Energie Rockmusik in Menschen weckte. Sie werfen auch einen Blick auf die dunkle Seite dieser Musik, ihre in Einheit mit Drogenkonsum zerstörende Kraft.
Wie viel Wut und Zorn wurde mit der Rockmusik dieses Abends ausgedrückt. Und natürlich sitzen nun diese einst zornigen Jugendlichen im Publikum. Auch Rock-Musik nimmt den Weg jeder Kulturform. Sie wird in Teilen kanonisiert. Ihre Wut wird gebändigt, und es wäre interessant zu hören, was junge Menschen von diesem Abend mit nach Hause nehmen. Begeisterter Beifall des Premierenpublikums.

Weiter Vorstellungen: 24. April, 2. und 28. Mai, jeweils um 19.30 Uhr

Ein Artikel von Ralf Koss

Foto: Axel Scherer

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