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Informationsveranstaltung „Bar jeder Architektur“ zur Duisburger Platte: Viel Vages, wenig Konkretes

Duisburg_Hauptbahnhof_Panorama

Blick in die Vergangenheit: Panorama des Duisburger HBFs mit dem King statt den Macs.

Die vom „Bund deutscher Architekten“ organisierte „Bar jeder Architektur“ im Lehmbruck-Museum stellte das kommende Konzept für die Duisburger Platte vor. Planungsdezernent Carsten Tum sprach von einem transparenten Verfahren, bei dem die Bürger Duisburgs mitgenommen werden sollen. Die allgemeine Skepsis konnte er an diesem Abend jedoch nicht ausräumen.

Zu Beginn referierte Duisburgs Planungsdezernent Carsten Tum über das Konzept, das bis Ende Juni – der Deadline für die Einreichung eines Entwurfes um Fördergelder des Landes zu bekommen – genau diesen Entwurf liefern soll. Dabei habe man schon mit dem „Open Space“, zu dem 80 Bürger bei der IHK zusammentrafen, im letzten Jahr schon begonnen und nutze diese PlastikBar um den Entwurf ausführlicher zu erläutern. Man wolle das so genannte Charterre-Prinzip anwenden um den Bürger von einem Punkt zum nächsten mitzunehmen, um Ideen zu sammeln und gemeinsam am Ende dann einen Entwurf vorliegen zu haben. Vorgeschaltet sind der aktuellen Workshop-Phase demnach noch zwei Termine, bei denen allgemein über das Thema gesprochen werden soll – dem Nachdenken über die Funktion des Bahnhofsvorplatzes in der Geschichte, Gegenwart und Zukunft widmet man sich beim nächsten Treffen, eine Bürgerdiskussion wäre der letzte Termin diese Phase. Daran schließen sich die schon erwähnten fünf Workshop-Tage bei denen die Bürger im Citypalais gemeinsam Ideen und Vorschläge mit der Stadt sollen. So erwächst ein Leitbild, dass dann im sogenannten Charterre-Verfahren – eine Art Ideenwerkstatt – bearbeitet wird bis am Ende der Kette der Runde Tisch steht. Man wolle, so betonte Tum, die Politik wieder aktiver am Prozeß beteiligen und alle Fraktionen des Rates in den Prozeß miteinbeziehen.

Hans-Dieter Collinet, früherer Ministerialdirigent im Landesbauministerium, zudem Jury-Mitglied beim Architekten-Wettbewerb für die Bahnhofsplatte erläuterte warum der erste Entwurf aus seiner Sicht gescheitert sei. Es sei nicht nur das fehlende Geld – man bekomme für 2 Millionen sicherlich keinen Platz von dieser Größe annähernd gut gestaltet – sondern man habe auch insgesamt vergessen eine transparente, nachvollziehbare Planung hinzubekommen. Collinet berichtete nach einem kurzen Abstecher, in dem er den Masterplan von Foster erwähnte und die Reaktion auf den Bahnhofsentwurf aus dem Jahr 1926 zitierte – wenig schmeichelhaft damals das Votum der Fachzeitschrift – aus seinen Erfahrungen in Aachen, bei denen man einen runden Tisch installiert habe. Dieses Verfahren habe gute Ergebnisse gezeigt – später sprach er in der Diskussione Tum gegenüber aus, dass dieser viel, viel Mut besitze, jedoch gab er den Rat: „Es ist klüger sich einen bezahlten Beirat mit auswärtigen Fachexperten zu leisten.“ Tum versicherte, einen solchen Beirat gäbe es.

Der Düsseldorfer Landschaftsarchitekten Thomas Fenner erläuterte, wie sich in Düsseldorf der Umbau mit dem KÖ-Bogen vollzogen hatte und rückte  damit wieder den bekannten Weg des Wettbewerbs in den Focus. Nachdem die Innenstadt in Düsseldorf zu 80% im Zweiten Weltkrieg zerstört worden war habe man den Fehler begangen eine Stadt für den Autoverkehr und weniger für den Menschen zu planen. Die gezeigten Entwürfe verlegten unter anderem den Verkehr unter die Strasse und basierten auf dem Stadtbild um die Schadow-Strasse in den 30ger Jahren. „Wir wollen die Stadt wieder näher an den Bürger bringen“, erklärte Fenner.

Die anschließende Einschätzung der anwesenden Teilnehmer gab allerdings kein Bild der Zuversicht ab – wenige grüne Karten als Zustimmung zu der Frage ob das Verfahren bis Ende Juni zu bewältigen sei. Es fehle, so ein Podiums-Diskussionsteilnehmer, einfach eine Vision für Duisburg – zudem meldete Fenner begründete Skepsis an ob die Stadt all das mit dem eigenen Personal stemmen könne – „ich selber mit meinen 25 Mitarbeitern würde das innerhalb dieser kurzen Frist nicht stemmen können.“ Zudem fügte Fenner an, dass die Stadt sich besser ein Jahr Zeit nehmen lassen sollte. „Unsere Erfahrungen aus Düsseldorf zeigen, dass selbst mit einem Wettbewerbsbeitrag das Präsentieren und Vorstellen und das Überzeugen eine Knochenarbeit ist. “ Um so mehr gelte dies für ein Verfahren mit hoher Bürgerbeteiligung, Fenner selbst habe dies in Mönchengladbach erlebt. Lehmbruck-Direktor Raimund Stecker vermisste bei der Diskussion nicht nur die Einbindung der Soziologie sondern auch die Einbeziehung von Künstlern. „Wenn eine Stadt seit 500 Jahren gut funktioniert so hat das mit der Einbindung der Künstler und deren Ideen zu tun.“

Zu einer Diskussion mit dem anwesenden Publikum kam es kaum – die Forderung, eine neue Mercatorhalle auf der Platte zu bauen wurde zwar lebhaft und wortreich beantwortet, jedoch verneinte. Es sei aber alles, betonte Tum, ein Prozeß. Man wolle sich mit jeder Idee zumindest beschäftigen; ein Schritt der von Duisburg so gewollt sei und auf den man sicherlich – wenn die Bauarbeiten eher 2015 als 2014 abgeschlossen werden – mit Wertschätzung zurückblicken würde. „Was nichts kostet, ist auch nichts“ wischte Hans-Dieter Collinet den Einwurf beiseite, dass man hier doch eine ideale Plattform habe um Studenten oder Architekten – ohne Bezahlung – ihre Ideen verwirklichen zu lassen. Man wolle das Projekt, betonte Tum nochmals, mit eigenem städtischem Personal stemmen und zu Kosten, die in einem realistischem Rahmen blieben. Die vorhandene Grundskepsis der anwesenden Bürger beseitigte dieser Informationsabend allerdings nicht.

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