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Auf der Höhe der Zeit: Wir sind wieder wir! Teil 3: der 9. November

People atop the Berlin Wall near the Brandenbu...

People atop the Berlin Wall near the Brandenburg Gate on 09 November 1989 (Photo credit: Wikipedia)

Wir sind wieder wir! Das heißt natürlich auch: wir stehen zu unserer Geschichte. Und zwar als Ganzes. Man kann ja nicht hingehen und sich nur die schönen Seiten herauspicken, die nicht ganz so schönen aber unter den Tisch fallen lassen. Zum Beispiel der 9. November – für uns Deutsche ein ganz besonderer Tag. Erinnern wir uns an den 9. November 1989, als die Mauer fiel und unser geteiltes Volk sich via friedliche Revolution auf den Weg machte, seine Einheit wiederzugewinnen. Was war das schön! Noch heute bin ich ganz ergriffen. Doch leider, leider, leider liefen nicht alle Revolutionen in Deutschland – fast so eine Art Mutterland der Revolution – so ganz und gar friedlich ab. Dafür aber fast immer am 9. November.
Etwa die bürgerliche Revolution in Deutschland 1848: allerorten ein Unfrieden und Palaver, wodurch die gute alte deutsche Ordnung in ganz erheblichem Maße gefährdet wurde. Erst mit der standrechtlichen Hinrichtung Robert Blums am 9. November 1848 kam endlich wieder etwas Ruhe in den Gang der Dinge. Der republikanische Parlamentsabgeordnete in der Frankfurter Nationalversammlung hatte sich am Wiener Oktoberaufstand beteiligt, durfte sich also nicht darüber wundern, dass er von der Militärführung des österreichischen Kaiserhofs erschossen wurde. Blums Ende am 9. November gilt als Beginn des Scheiterns der bürgerlich-demokratischen Revolution und des Sieges der reaktionär-restaurativen politischen Kräfte.

 

Siebzig Jahre später, also am 9. November 1918, begingen einige deutsche Revolutionäre abermals den Fehler, auf Gewalt zu setzen. Auch sie, also zum Beispiel Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht, sind gescheitert, was sich u.a. eindrucksvoll darin zeigt, dass auch ihre umstürzlerischen Umtriebe gut zwei Monate später, nämlich am 15. Januar 1919, dadurch ein jähes Ende fanden, dass… – na ja, Sie wissen schon – … die reaktionär-restaurativen politischen Kräfte die beiden ins Jenseits befördert hatten. Immerhin hatten die friedlichen Revolutionäre am 9. November 1918 Erfolg, nicht zuletzt auch deshalb, weil sie sich mit besagten Jenseitsbeförderern verbündet hatten. Die erste deutsche Demokratie erblickte das Licht der Welt: die Weimarer Republik.

Verständlicherweise, allein schon, weil ungewohnt, war so eine Demokratie in der damaligen Zeit nicht nach jedermanns Geschmack. Zum Beispiel ganz und gar nicht nach dem Geschmack eines jungen Parteiführers, von dem im Rahmen dieser kleinen Artikelserie schon wiederholt die Rede war. Der 34-jährige Adolf Hitler machte sich am 9. November 1923 in München ans Werk, dieser seiner Ansicht nach absolut undeutschen Ordnung den Garaus zu machen. Doch auch ihm unterlief der Fehler, in seinem sog. Hitlerputsch auf Gewalt zu setzen anstatt auf die Kraft der friedlichen Revolution bzw. demokratischer Wahlen und parlamentarischer Prozesse, womit er knapp zehn Jahre später nachhaltig Erfolg erzielen sollte.

 

Am 9. November 1923 erreichte Hitler mit seinem Aufstand gegen die von ihm so genannten „Novemberverbrecher“ – er bezog sich auf den 9. November 1918 – innerhalb weniger Stunden nur, dass 16 Menschen tot waren und er selbst im Knast. Immerhin hatte ihm dies die Gelegenheit verschafft, sein Buch Mein Kampf zu schreiben, von dem im ersten Teil dieser kleinen Serie die Rede gewesen ist. Zehn Jahre später erklärte Hitler den 9. November – in Memoriam 1923 – zu einem Gedenk- und Feiertag, an dem jährlich der sogenannten „Blutzeugen der Bewegung“ in martialischen Trauerfeiern gedacht wurde. Am 9. November 1938, also zwanzig Jahre nach der Novemberrevolution, ergab sich dann das Novemberpogrom.

Novemberpogrom – das klingt zwar nicht ganz so schlimm wie Novemberrevolution, hört sich aber auch nicht schön an. Da wir aber irgendwann zu der Auffassung gelangt sind, dass Kristallnacht irgendwie zu angenehme Assoziationen auslösen könnte, müssen wir jetzt von einem Novemberpogrom sprechen. Möglicherweise wissen Sie Bescheid: diese – wollen wir mal sagen: Übergriffe gegen die Juden hatten sich gar nicht so spontan ereignet, sondern waren von den Nazis von langer Hand vorbereitet. Im zweiten Teil dieser Artikelserie ist ja darauf hingewiesen worden, dass Adolf Hitler persönliche Vorbehalte gegen die Juden hegte. Somit ist erwiesen, dass der 9. November 1938 nicht auf die Kappe der Deutschen, sondern der Nazis geht.

 

Da wir – wie eingangs klargestellt – zu unserer Geschichte als Ganzes zu stehen haben, überschattet der 9. November 1938 leider immer noch den 9. November 1989, an dem unser deutsches Volk mit einer friedlichen Revolution seine Vorliebe für Freiheit und Demokratie unter Beweis gestellt und sich in diesem Sinne wiedervereinigt hatte. Jetzt sind wir wieder wir!

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