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One-Night-Stand

Das vergangenen Monat erschienene Album ist musikalisch der motivischen Arbeit mit der Altflöte gewidmet. Das sprachliche Bild, das dem Album den Titel gibt, entstand nachträglich, als Assoziation. Es passt jedoch gut zu der Stimmung, die durch die beiden zentral positionierten Nachtstücke verbreitet wird. Musik, eine nächtliche Umgebung und Erotik kommen zusammen.

Die Nachtstücke sind für ein Trio aus Alto-Flöte (G), Tasteninstrument (Keys) und Synthesizer geschrieben worden, wobei der Synth zwei Stimmen umfasst (Bass / Mitten), ähnlich einem üblichen Tasteninstrument. Der Ton- und Klangraum der Alt-Flöte wurde weit geöffnet, ist durch ein herkömmliches Instrument nicht spielbar. Solche Erweiterungen sind in der zeitgenössischen Musik kein grundsätzliches Problem mehr, schaffen jedoch zusätzlich Arbeit, erfordern eine kreative Herangehensweise, auch dem Klang und zusätzlichem Equipment gegenüber.

Die Musik der beiden Nachtstücke besteht aus chromatisch angelegten Variationen, umfasst als Material alle zwölf Töne einer Oktave, allerdings in motivischen Entfaltungen, nicht innerhalb von z.B. mehr oder weniger kontrollierten Reihen. Der konzeptionelle Anteil der Musik ist erfrischend gering. Traditionell beschreibt der Begriff Nachtstück vor allem eine Aufführungspraxis: die beliebige Aneinanderreihung unterschiedlicher Stücke zur abendlichen Unterhaltung in den Salons des 19. Jahrhunderts. Hier handelt es sich um einen Begriff, der sich auf die Musik, die mehrstimmigen Variationen bezieht.

Die beiden ein- und ausleitenden FluteChamber-Stücke, die ohne zusätzliche Keys und Synthesizer auskommen, im letzten Stück aber durch Percussion ergänzt werde, variieren auch den Tonraum, umfassen Skalenverläufe als auch Öffnungen hin zur Chromatik, sogar das Instrument wird gewechselt: im abschließenden Stück tritt alternierend eine Flöte in Sopranstimmung (C) hinzu.

Die motivische Arbeit ermöglicht lied- bzw. tanzhafte Anklänge. Eine grundsätzliche, konzeptbedingte Abgrenzung, erfolgt nicht. Im Gegenteil: die Flöten entstammen folkloristischen Umgebungen, klingen heller, rauher, deutlich anders als typische Orchesterinstrumente und schlagen ästhetisch eine Brücke, die vermutlich bis in die Steinzeit zurückreicht, berücksichtigt man archäologische Flötenfunde.

Für mich handelt es sich bei One-Night-Stand um ein ästhetisches Abenteuer.

Helge Bol, One-Night-Stand

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