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Samstags in Duisburg, Teil 13: Corporate Identity – die Kraft der Marke

Vielleicht kennen Sie das von Ihrer Arbeitsstelle. Sie ärgern sich über Ihr Team, grübeln dann über Ihre Abteilung, bis dann der ganze Laden in Ihren trüben Blick gerät. „Alles Idioten“, sagen Sie sich. „Kein Wunder, dass bei alledem gar nichts herauskommen kann.“ Kurioserweise steht Ihre Firma (oder was auch immer) von außen betrachtet ganz gut da. Jeder kennt das – das Kuriosum der Differenz zwischen Innen- und Außensicht.

Ich höre ein neues Album einer der von mir sehr geschätzten Rockgruppen. Meine Frau, die diese Musikrichtung nicht ganz so verehrt wie ich, weiß nur zu kommentieren: „Mein Gott, immer Dasselbe!“ Damit gebe ich ihren Einwand nur in bereinigter Form wider, was aber nichts daran ändert, dass ich sagen muss: sie hat ja Recht! „Wirkliche Sicherheit“, erinnere ich dann, „bietet nur der Markenartikel!“ Dies sagte vor 30 Jahren ein Vertreter des deutschen Markenverbands in der Uni.

Wie wahr! Es ist einer dieser Sätze, die ich mein Leben lang nicht vergessen werde. Der deutsche Markenverband – immer noch eine echte Marke! Ich freue mich über Weisheiten, die auch heute noch seiner Website zu entnehmen sind: „Es ist die Kraft der Marken, die Märkte prägt und entwickelt.“ Oder: „Marken haben seit mehr als 100 Jahren einen großen Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung.“ Deshalb ganz wichtig die „Markenführung: Unter Markenführung versteht man die systematische Entwicklung einer Marke.“

 

Diese Erkenntnisse zur Markenführung und zur Differenz zwischen Innen- und Außensicht mussten den heutigen Überlegungen zu meiner Heimatstadt vorangestellt werden, weil leider und völlig zu Unrecht in Duisburg so eine missmutige, teilweise gar negative Stimmung zu spüren ist. Die jüngsten Nachrichten aus unserer Rhein-Ruhr-Metropole – also der Naziauftritt einiger MSV-Fans in Halle, die Schließung der Mercatorhalle oder die Streitigkeiten zwischen den Motorradclubs – liefern ein typisches Beispiel.

Als Duisburger ist man verständlicherweise geneigt, Nachrichten wie diese für nicht sonderlich weltbewegend zu halten, sondern als Belege für die Fortexistenz des grauen Alltags selbst im strahlenden Sonnenschein zu halten. Dabei entgeht selbst routinierten Beobachtern der Szenerie nur allzu leicht die Einmaligkeit und Einzigartigkeit dieser Duisburger Event-Kultur. Gewiss: dumpfbackene Nazis, korrupte Beamte und martialische Rocker gibt es auch andernorts. Und schon sagt sich der Duisburger: „Na und?!“

Doch ist es gerade diese Selbstverständlichkeit und Leichtigkeit, mit der die Bürger zwischen Rhein und Aufruhr auf diese urigen Typen reagieren, die das einzigartige Ambiente der Schimanski-Stadt ausmachen, und die auf kaputte Typen aller Ausprägungen diesen ganz besonderen Reiz ausüben. Eben daraus resultiert die besondere Dichte nicht ganz normgerechter Zeitgenossen, die zu dieser besonderen Dichte von ihnen ausgelöster Katastrophen führt, und Duisburg damit zu dem machen, was Duisburg ist.

 

Außerhalb der Grenzen der dennoch mitunter etwas kleinmütigen Halbmillionen-Metropole weiß man deren besondere Charakteristik durchaus zu würdigen. Aber, wie das so ist: der Prophet gilt im eigenen Lande nichts. Verwöhnte Menschen stumpfen ab. Ein paar durchgeknallte Nazis grölen etwas von „Judenschweinen“? Na und?! Im Vergleich zu der Milli-Görüs-Demo im Januar 2009 war das wohl mal doch gar nichts! In der Mercatorhalle stimmt der Brandschutz nicht? Meine Güte, es ist doch gar nichts passiert! Korruption? Pffft… „Rockerkrieg“? Wieso, ist jemand erschossen worden?

Mit dieser – tja, soll man sagen? – Abgebrühtheit, so sympathisch sie auch sein mag – gefährden die Duisburger ziemlich leichtfertig ihr Hauptkapital. Ihren (siehe oben) Markenkern oder, wie man heute sagen würde, ihre Corporate Identity. Corporate Identity, Sie wissen bestimmt Bescheid, kommt aus dem Wirtschaftlichen oder aus dem Englischen und bezeichnet – siehe Wikipedia – „die Identität eines Unternehmens. Die Unternehmensidentität ist die Gesamtheit der kennzeichnenden und als Organisation von anderen Unternehmen unterscheidenden Merkmale.“

Corporate Identity ist voll wichtig! „Corporate Identity“, so schrieb es der niedersächsische Kultusminister und Präsident der Kultusministerkonferenz, Bernd Althusmann, ob nun selbst oder nicht, in seiner Doktorarbeit, „ist der Prozess, durch den kulturelle Identität entsteht und weiterentwickelt wird.“ So ist es! Wir Duisburger müssen zu unserer kulturellen Identität stehen, zu unserer Corporate Identity. Und sie natürlich weiterentwickeln. Weiterentwickeln – darauf kommt es an! Seien wir stolz auf das Geleistete und werden noch besser!

 

„Nur wenn wir selbst begeistert sind, können wir auch Andere begeistern“, sprach einmal ein namhafter deutscher Politiker. Das ist mal das Erste. Sie glauben gar nicht, wie viele Leute wissen, dass hier in Duisburg wirklich die Post abgeht. Sagen Sie ja zu Duisburg! Stehen Sie zu ihrer kulturellen Identität, zu unserer Corporate Identity! Katastrophen, Krieg und Krise – welche andere Stadt will uns denn da etwas vormachen?! Hören Sie auf damit, im Urlaub zu erzählen, Sie kämen aus Mülheim oder Moers!

Menschenskind, das ist doch langweilig. Gehen Sie offensiv mit Ihrem Duisburgersein um! Dann macht Ihnen auch niemand mehr die Liegen am Swimmingpool streitig. Ballern Sie die Badetücher, die irgendwelche spießigen Weicheier zwecks Reservierung auf Ihre Liegen gelegt haben, einfach in die Ecke! Sie sind Duisburger. Ihnen kann keiner. Richtig ist natürlich: unser Stadtmarketing ist eine einzige Enttäuschung. „WIR für Duisburg“ – so ein Kappes!

Als erstes müsste mal ein anständiger Slogan her. Duisburg „am Rhein“, „WIR für Duisburg“ – alles Ponyhof. Die Fremden haben schon eine Ahnung davon, wie es hier abgeht. Deshalb besteht auch keine Notwenigkeit, uns durch irgendwelchen martialischen Humbug künstlich aufzupumpen. Es reicht, wie es ist. „Nichts ist unmöglich“, wäre natürlich klasse; leider ist dieser Spruch schon anderweitig belegt. Da kommen wir auch mit Handtücher-Wegballern nicht weiter. Aber wie wär´s mit: „Duisburg – Alles ist möglich“ oder „Es gibt nichts, was es nicht gibt – Duisburg“?! Nur mal so als Vorschläge…

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