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Sensation perfekt: Merkel kandidiert wieder!

Gestern Abend, also am Sonntag, den 15. Juli 2012, die politische Sensation ist perfekt. Um 19:10 Uhr überträgt das ZDF das meistgesehene deutsche Fernseh-Politmagazin „Berlin direkt“. Weil während der Sommerpause politisch nicht allzu viel passiert, hält es das ZDF mit diesem Format genauso wie die ARD mit dem „Bericht aus Berlin“. Während sich das Erste gestern mit dem Vorsitzenden der CSU, dem Seehofer Horst begnügen musste, konnte das Zweite gestern immerhin die Vorsitzende der Schwesterpartei begrüßen. Und das ist, wie die politischen Fachleute unter Ihnen wissen, die amtierende Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Das ZDF-Sommerinterview mit der Bundeskanzlerin; das verspricht, spannend zu werden! Insbesondere weil es vonBettina Schausten, der Leiterin des ZDF-Hauptstadtbüros geführt wird, die, wie Sie sich vielleicht erinnern, für eineÜbernachtung 150 Euro in Rechnung stellt. Kaum eine Frage, die nicht gestellt wird. Schausten, die Expertin fürs Persönliche, will wissen: „Horst Seehofer hat die Koalition jetzt mehrfach infrage gestellt. Ist er eigentlich noch Partner oder ist er schon Gegner?“ Merkel antwortet: „Natürlich ist er Partner. Schwesterparteien. Also, er ist zwar keine Schwester, wie man erkennen kann. Aber wir sind Schwesterparteien, und das ist das, was uns auch vereint.“

14 Minuten sind ins Land geflossen, als sich dieser Höhepunkt zugetragen hatte. Und man dachte schon, weil man weiß, dass diese Sendung keine 20 Minuten dauert, dass es dies im Großen und Ganzen wohl gewesen ist. Weit gefehlt. Die Sensation war die Schlussfrage, besser gesagt: die Antwort auf die Schlussfrage. Die 18. Minute beginnt; nach einem Klaus-Stuttmann-Comic als Einspieler wächst Polit-Journalistin Bettina Schausten über sich selbst hinaus: „Heißt das auch, Frau Bundeskanzlerin, das haben Sie nämlich noch nie gesagt, dass Sie nächstes Jahr tatsächlich wieder antreten?“


Screenshot: ZDF Berlin direkt

Angela Merkel antwortet, ohne zu zögern: „Doch, doch. Das habe ich schon gesagt, und deshalb muss ich es eigentlich nicht wieder sagen. Aber die Arbeit macht mir Spaß.“ Man kann hin- und her analysieren; aber (und hier passt das „Aber“!) man kommt zu keinem anderen Ergebnis, als dass die Frau Bundeskanzlerin damit sagen wollte: „Ja.“ Selbst nach Rückfragen bei führenden Sprachwissenschaftlern steht fest: wenngleich ein wenig verklausuliert, hat Merkel mit diesen etwas merkwürdigen zwei, drei Sätzen ihre Bereitschaft zur erneuten Kandidatur als Bundeskanzlerin erklärt. Auch Hinweise von Politologen, denen entgangen war, dass sie „das schon gesagt habe“, konnten die Sprachforscher nicht von ihrer Interpretation abbringen.

Damit ist die politische Sensation perfekt! Diese Kanzlerin tritt „tatsächlich wieder“ (Schausten) an. Unglaublich! Wo nimmt die Frau diese Chuzpe her?! Warum will sie mit der schlechtesten Regierung, die es jemals in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland gab, vor die Wählerinnen und Wähler treten? Sie, die die Verantwortung für eine Regierung trägt, die nichts, aber auch wirklich gar nichts auf die Reihe gekriegt hat. Wenn Ihnen spontan nichts einfallen sollte: nehmen Sie sich ruhig ein wenig Zeit zum Nachdenken! Ich kann Ihnen jetzt schon sagen: da ist nichts. Und es ist auch nicht absehbar, dass sie noch irgendetwas auf die Reihe kriegen könnte.

Aber Angela Merkel will tatsächlich wieder als Kanzlerkandidatin antreten. Warum auch nicht?! Das wissen doch ihre Freunde nicht mehr, in welch kurzer Zeit sie es geschafft hatte, die Parteien ihrer Koalition von fast 50% bei der Bundestagswahl auf unter 40% in den Umfragen zu steuern. Weshalb im Übrigen auch sämtliche Landtagswahlen für Schwarz-Gelb danach verloren gingen. Und nicht zuletzt ihre katastrophale Rolle in der Eurokrise. Gewiss, dazu gibt es verschiedene Meinungen; doch dass Merkel auf dem nächsten Gipfel genau dem zustimmt, was sie auf dem letzten ausgeschlossen hat, durchzieht ihre Euro-Politik während der letzten drei Jahre eisern. Deshalb auch ihr Spitzname: „Eiserne Kanzlerin“.

Gestern Abend erklärt Frau Merkel – eher beiläufig, dass sie bei der nächsten Bundestagswahl tatsächlich wieder anzutreten gedenkt. Als Spitzenkandidatin. Wirklich sensationell! Wirklich perfekt. Man sollte sie nicht unterschätzen. Dieser Fehler ist manch Anderem bekanntlich schon zum Verhängnis geworden. Denn das muss man sich nur einmal vorstellen: es zu wagen, mit solch einer niederschmetternden Bilanz tatsächlich wieder antreten zu wollen, dazu gehört schon etwas! Und die größte Sensation: niemand scheint überrascht zu sein. Zumindest gibt sich niemand überrascht. Das muss man ihr lassen: irgendetwas hat sie, was Andere nicht haben. Die Merkel. Wirklich sensationell.

 

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