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FOC Duisburg Hamborn: Dichtung und Wahrheit

Es ist nicht ganz einfach, Licht in das Dunkel des Informations-Chaos rund um das FOC Duisburg Hamborn zu bringen, mit ein wenig Geduld und Recherche über das Internet kommt man aber dem Ziel doch näher. So lohnt es sich, den nachfolgenden Zwischenbericht zu geben.

Beginnen wir einfach mit der Internet Seite der Douvil GmbH, einer kleinen, hastig gegründeten Firma, ohne nennenswertes Kapital. (www.douvil.de)

Auf deren Internet Seite wird uns der Entwickler vorgestellt, die German Development Group mit ihrem Geschäftsführer Herrn Sevenheck. Fünf erfahrene holländische Projektentwickler mit internationaler Erfahrung. Man sollte auf einer Internet Werbeseite erwarten, dass bei derartig erfahrenen Entwicklern von internationalem Rang auch ein paar Beispiele erfolgreich abgeschlossener Projekte genannt werden könnten. Es wird in Duisburg der Eindruck erweckt, als habe man die FOC Projekte, z.B. in Portugal, entwickelt. Davon kann keine Rede sein. Die Firma McKinney aus Belfast nennt auf ihrer Internet Seite u.a. das FOC in Portugal (www.rjmdevelopments.com) und man bekommt auch einen Eindruck davon, dass Referenzen durchaus auf der eigenen Internet Seite üblicherweise genannt werden. Schließlich will man ja auch für sich werben, was legitim ist.

Nach vergleichbaren Angaben sucht man aber bei German Development und Herrn Sevenheck vergeblich und der Grund ist der, dass es keine erfolgreich abgeschlossenen Projekte gibt, sonst wäre deren Nachweis ja kein Problem. Ein Blick in das Handelsregister der genannten Firmen lässt erahnen warum. So sind die Zahlen der German Development Group eher ein Trauerfall, auch fünf holländischen Gesellschafter sind nicht genannt, es werden andere Firmen aufgeführt mit insgesamt ebenfalls sehr notleidenden Finanzzahlen, alles Sanierungsfälle ohne richtiges Kapital mit teilweise merkwürdigen Namen, die eher auf erfolglose Projekte bzw. Versuche hindeuten. Von formalen Fehlern in den Jahresabschlüssen gar nicht zu reden. Schnell und unprofessionell zusammengeschustert. Und wenn man dem Link www.germandevelopmentgroup.de folgt, so funktioniert dort auch nur eine Seite, der Rest sind Fehlermeldungen. Sehr kompetenter Auftritt.

Dann schwenken wir auf die Seite der Betreiber. Herr Roberts von Freeport Retail strahlt uns an. 1994 gegründet und eines der erfolgreichsten Unternehmen im Bereich FOC. Erfolge wohin man nur schaut, natürlich an der Börse in London notiert, wie wir auf der Seite freeportretail erfahren, was sonst. Die Realität sieht etwas anders aus: Die Freeport Gruppe wurde 2007, zu Zeiten der Finanzkrise, vom amerikanischen Carlyle Investment Fund erworben, nach Angaben des Fonds restrukturiert und ein Turnaround geschafft, was nichts anderes bedeutet, dass es den FOCs wirtschaftlich nicht gut ging. Sonst braucht man keinen Turnaround.  Im November 2011 wurde noch eine erfolgreiche Refinanzierung der Freeport Gruppe mit frischem Geld aus Asien bekannt gegeben (International Property Magazin, 2.Nov. 2011 „ Carlyle Group successfully refinances Freeport with new investment from SWF“).

Ob das FOC in Portugal wirklich erfolgreich ist kann niemand sagen, angesichts der bekannten Probleme in Portugal habe ich daran meine Zweifel. Dazu passt auch die Nachricht vom November, denn wofür braucht man frisches Geld wenn doch alles so gut läuft. Und an der Londoner Börse notiert ist man auch nicht. Der Gesellschaftsvertrag der Freeport Retail Limited in seiner aktuellen Fassung, der mir vorliegt, datiert vom 12.4.2011 und die Gesellschaft wurde 2010 in das Handelsregister in London eingetragen. Nach dem Gesellschaftsvertrag werden u.a. Management Leistungen erbracht. Jahresabschlüsse oder Zahlen, die eine Aktivität belegen, gibt es nicht. Die Gesellschaft ist nach einer mir vorliegenden E-Mail Auskunft des britischen Handelsregisters eine kleine Gesellschaft.

Trotzdem wissen wir (ob die Stadt Duisburg das weiss kann ich nicht sagen) wenigsten jetzt, wer hinter dem ganzen Projekt stecken könnte: Laut Wikipedia gehört Carlyle zu den größten privaten Beteiligungsgesellschaften weltweit mit fast 100 Mrd. $ an Vermögen, investiert in diversen Schwerpunkten wie Automobile, Transport, Telekom und Medien, Technologie. In Wachstumsmärkten, versteht sich. Ein Mission Statement gibt es auch, wie bei US Unternehmen üblich. Ethische Standards werden sehr gross geschrieben. Und diese enthalten Werte wie etwa „Be responsible citizens in the communities in which we work and live“, also so in etwa „Verantwortungsvolles Handeln dort wo man tätig ist“.

Auf der Internet Seite des Fonds unter www.carlyle.com muss man etwas suchen, bis man das FOC Investment unter Real Assets Europe findet. Es wird nicht weiter groß erwähnt, auch in den Jahresabschlüssen von Carlyle nicht. Das Projekt ist für die Gruppe kein strategisch entscheidendes Investment, eher ein Mitnahme Objekt, so wie man im Ausverkauf mal gerne etwas in die Tasche packt.

Jetzt kommt die große Frage: Wie passt ein solch renommierter Investment Fonds wie Carlyle mit notleidenden Firmen wie German Development, einem Entwickler ohne nachweisbare Erfolge und anscheinend ohne richtiges Kapital sowie dem Standort Duisburg Hamborn, nicht gerade das Zentrum international operierender Megafonds, zusammen?

Antwort: Gar nicht.

Das mag auch der Grund sein, weshalb von Carlye als neue FOC Projekte eines in China genannt wird, aber mit keiner Silbe die Projekte in Bonn und Duisburg, wobei diese schon seit Jahren in einer nicht endend wollenden Vorbereitungsphase sind. Wenn das Management von Carlyle in Washington der Meinung wäre, unbedingt ein FOC in Duisburg Hamborn bauen zu wollen, dann würden sie es tun ohne grosses Lamento. Auch eine angemessene Behandlung der Mieter wäre kein Problem, zumindest kein finanzielles.  Man ist auf die Dienste eines Herrn Sevenheck, der noch nicht einmal eine ordnungsgemäße Internet Seite der German Development betreiben, geschweige denn ordnungsgemäße Abschlüsse seiner Firmen in den Bundesanzeiger veröffentlichen kann, nicht angewiesen. Es entspricht nicht der Mentalität erfolgreicher US Fondsmanager sich von nicht professionellen Personen beraten und vertreten zu lassen. Das haben diese Leute nicht nötig. Investoren dieses Kalibers sind zwar nicht überall gerne gesehen, aber zumindest kompetente Gesprächspartner und Akteure, die es gewohnt sind Investments schnell umzusetzen.

Es entspricht auch nicht dem Geschäftsmodell eines solchen Investment Fonds, Projekte neu zu entwickeln, man beteiligt sich in der Regel an bestehenden Firmen. Man ist Kapitalgeber, eben ein Equity-Fund. Eine Exit Strategie muss dabei auch zu sehen sein, denn in aller Regel steigen solche Fonds nach einer gewissen Zeit wieder aus. Man will „Kasse machen“.

Eine Idee über die Aufgabe von Herrn Sevenheck könnte es sein, die schmutzige Arbeit zu erledigen, also die Mieter vertreiben, die finanziellen Risiken der Planungsphase auf die Stadt Duisburg und andere Teilnehmer verteilen, im Endeffekt die bereinigte Fläche dem Investor übergeben um dann mit einer Prämie zu verschwinden. Das ergibt aber auch keinen Sinn, denn eine Gruppe wie Carlyle mit einem Vermögen, das etwa 50 mal so hoch ist wie die Schulden der Stadt Duisburg, muss keine Rentner aus ihren Wohnungen vertreiben. Duisburg Hamborn ist für diesen Megafonds uninteressant und es widerspräche auch den eigenen Standards. Ein Mission Statement hat in den USA seinen Stellenwert, das sollte man nicht unterschätzen. Die hier in Frage stehenden Summen sind viel zu gering um überhaupt diskutiert zu werden. Da sind die Märkte in Asien doch lukrativer. Die Aussagen und Strategien von Carlyle sowie der Portfolio sprechen eine ganz eindeutige Sprache.

Oder handelt es sich bei dem FOC Duisburg um ein strategisches „Geheimprojekt“ wie man es mir auf Nachfrage aus London weismachen wollte. So geheim, dass man auf Messen nach Mietern Ausschau hält und es ins Internet stellt? Die Qualität der Auskünfte der hier involvierten Personen entbehrt jeder Form von Seriosität. Soviel steht zumindest fest.

Da das alles nicht wirklich einen Sinn ergibt geht meine persönliche Vermutung dahin, dass sich einige Personen an den Projekten in Duisburg und Bonn mal selbst versuchen, so nach der Devise „Schauen wir mal“. In Duisburg ist das durchaus vielversprechend, haben doch im Innenhafen Firmen zweistellige Millionenbeträge verdient ohne dass auch nur eine Schüppe in die Hand genommen werden musste, und das bei einem Bauprojekt.

Wie kommt man an dieser Stelle weiter? Da gibt es nur eins: Das Management in Washington fragen, wie denn das eigenen Mission Statement mit dem Agieren hier in Duisburg in Einklang zu bringen ist? Da bin ich auf die Antwort durchaus gespannt. Vielleicht ist das bunte Treiben hier in Duisburg in Washington gar nicht bekannt. Wundern würde es mich nicht. Es schadet eher dem Ruf einer solchen Finanzgruppe, die auch in Deutschland investiert ist.

Die negativen Auswirkungen der FOC Diskussion bekomme ich hautnah mit, denn ich werde als OB Kandidat von den Geschäftsleuten im Forum angesprochen ob das FOC denn wirklich kommt. Die negativen Auswirkungen auf die Geschäfte in der Innenstadt sind zumindest den Geschäftsleuten klar. Auch das Krieger Projekt wird kritisch gesehen, aber das ist ein anderes Thema.

Die Gier nach dem großen Geld, dem Megainvestor, macht wieder einmal einige in der Stadt blind und taub. Alle Vorsichtsmaßnahmen werden über Bord gekippt, Hauptsache die Folien und Filmchen sind schön anzusehen. Eine schöne neue Welt, allerdings nur in der virtuellen Welt. Wohin der Glaube nach einem Second Life in Duisburg führt, zeigt das gescheiterte Marientor Carree an der Steinischen Gasse. Für ein Bauloch hat es gereicht. Das ist die Realität, die Scheinwelt kann man im Internet und den Hochglanzbroschüren bewundern u.a. auf duisburg.de. Einfach mal googeln. Da können sich alle Duisburger bedanken, dass nun die preiswerten Parkplätze weg sind. Eine ganz feine Planung.

Ich bin mal gespannt, was auf der nächsten Messe an der Cote d’Azur unter dem Einfluss von Sonne und mediterranem Flair sowie Champagner an Luftschlössen präsentiert wird. Man möchte ja immer in „aller Munde“ sein. Das ist man tatsächlich, aber anders als gedacht.

Was das FOC und die genannten Personen und Gesellschaften anbelangt ist weitere Nachfrage und Recherche angesagt. Bürgerbeteiligung in Duisburg bedeutet auch weiterhin selbst machen, selber suchen und recherchieren. Von den Verantwortlichen ist nichts, aber auch gar nichts, zu erwarten. Das kann niemanden wirklich überraschen. Wir sind halt in Duisburg.

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