Es geht um alles: Um die große Liebe, die große Sache, die große Geschichte. Alles ist – wie die Engländer sagen – larger than live. Gerade das aber wird dem Roman zum Verhängnis, denn Thomas More, Heinrich der VIII., Anna Boleyn – alle scheinen irgendwie schon zu wissen, was ihre historischen Rollen einst sein werden, sind festgeschrieben in die Klischees der Geschichte.
Schlimmer aber noch als der permanente nervtötende Dramaschreibstil von Brenda Vantrease ist, dass sie selbst bei den erfunden Charakteren keine Bodenhaftung, keine Glaubwürdigkeit hinbekommt. Es fehlt dem Roman zudem an einer stringten Geschichte, die Bedrohungen und Hindernisse plätschern so vor sich hin, man ahnt natürlich dass der Heldin nicht wirklich Schlimmes zustoßen wird – kurzum – nach den ersten Kapiteln setzt gähnende Langeweile ein.
Schade – dabei hätte der Plot Potential, Spannungselemente wären genug vorhanden, die nutzt Vantrease aber nicht aus. Stattdessen schrieb sie einen modernen Liebesroman mit tragischen Momenten in einem historischem Gewand – ohne die Not zu haben Details zu recherchieren und Spannung zu erzeugen. Wer Konsalik mag, wird den Roman lieben.
Die englische Ketzerin
Roman
Originaltitel: The Heretic’s Wife
Originalverlag: St. Martin’s Press, New York 2010
Aus dem Amerikanischen von Gloria Ernst
DEUTSCHE ERSTAUSGABE
Taschenbuch, Klappenbroschur, 640 Seiten, 12,5 x 18,7 cm
ISBN: 978-3-442-37674-2
€ 9,99 [D] | € 10,30 [A] | CHF 14,90* (* empf. VK-Preis)
Verlag: Blanvalet