Website-Icon xtranews – das Newsportal aus Duisburg

OB-Wahl Duisburg: Geheimtipp Rubinstein

Michael Rubinstein

OB-Wahl in Duisburg. Die Namen sind gefallen. Die SPD stellt Sören Link auf, die Linken nominieren Barbara Laakmann. Die Duisburger RP präsentiert schon einmal Online-Umfragen, die belegen sollen, dass mal beide Kandidaten, mal Sören Link allein für eine große Mehrheit der Duisburger nicht wählbar seien. Ja, die Rheinische Post – ohnehin als CDU-nahestehend geltend – schießt die Duisburger Redaktion diesbezüglich in dieser Hinsicht den Vogel ab. Das muss nicht so sein, und das war auch nicht immer so. Zu meiner Studienzeit – lang, lang ist´s her – war die RP-Lokalredaktion durchaus zu einer fairen und ausgewogenen Berichterstattung in der Lage.

 

Sei´s drum. Dass ihre Online-Umfragen für keine zwei Pfennige repräsentativ sind, ist genauso offensichtlich wie die Absicht der Duisburger RP, ihre Leserschaft von allem Roten konsequent fernzuhalten. Auch das gehört zur Demokratie. Noch demokratischer wäre freilich der Hinweis, dass sowohl Laakmann als auch Link selbstverständlich „wählbar“ sind. Ich kenne beide persönlich, genauer: aus der politischen Zusammenarbeit. Bei Barbara liegt sie schon ein wenig länger zurück und währte auch nicht allzu lang. Wir waren zusammen im Marxistischen Studentenbund aktiv. Doch als ich mit dem Studium anfing, war sie schon in ihrer Examensphase.

 

Sören Link kenne ich jetzt schon seit einiger Zeit aus unserem gemeinsamen Engagement für die Duisburger SPD. Die Altersdifferenz von mir zu Sören ist ein ganzes Stück größer als zu Barbara, allerdings in die andere Richtung. Na und?! Das Alter der Kandidaten sollte m.E. genauso wenig eine Rolle spielen wie ihr Geschlecht. Ein wenig Verwaltungserfahrung (haben beide) kann nicht schaden; andererseits: was wäre das denn für eine Demokratie, wo nur ausgewiesene Verwaltungsexperten sich um die Bürgermeisterämter bemühen dürften?! Für mich zählt daher nur, was die Kandidaten bislang auf die Beine gestellt haben, und mehr noch: was von ihnen im Amt realistischerweise zu erwarten wäre.

 

Ich jedenfalls habe sowohl Barbara Laakmann als auch Sören Link als Leute kennengelernt, deren politische Kompetenz sich keineswegs darin erschöpft, die Linie ihrer Partei fehlerfrei nachbeten zu können. Im Gegenteil: ich weiß, dass es sich bei beiden nicht nur um intelligente, sondern bisweilen auch ausgesprochen kritische Geister handelt, die in ihrem Verein auch dann den Mund aufmachen, wenn damit keine Bonuspunkte zu holen sind. Dass die beiden Kandidaten in der Öffentlichkeit schonender mit ihrer jeweiligen Partei umgehen als bspw. ich, legt keineswegs Defizite in ihrer Urteilsfähigkeit offen, sondern belegt nur, dass sie deutlich bessere Manieren haben als ich.

 

Auch dies ist ein Qualifikationskriterium, das von einem Oberbürgermeister schlichtweg erwartet werden muss. Laakmann und Link sind schon jetzt nicht die einzigen OB-Kandidaten für Duisburg, und ganz gewiss werden noch weitere hinzukommen. Ob die CDU einen eigenen Kandidaten präsentieren wird, ist offen. Nun könnten auch meine Kontakte in die Reihen der Christdemokraten noch weiter ausgebaut werden. Wie auch immer: nach allem, was geschehen ist, nach anderthalb Jahren der Nibelungentreue zu Sauerland dürfte ein Kandidat der Duisburger CDU ohne jede Chance ins Rennen gehen.

 

Die FDP hat verlautbaren lassen, über die Nominierung eines OB-Kandidaten nachzudenken. Auch über diese Frage habe ich mir, wie ich gestehen muss, bislang noch nicht so recht den Kopf zerbrochen. Die Grünen werden auf ihrer Mitgliederversammlung in der nächsten Woche vermutlich einen Kandidaten präsentieren. Im Gespräch ist die langjährige Ratsfrau und kurzzeitige Landtagsabgeordnete Ingrid Fitzek, die etwa zeitgleich mit mir studiert hatte, die ich also recht gut aus der Hochschulpolitik kenne. Nun gut, Ingrid war damals keine Marxistin, und ich kann nicht sagen, ob sie in der Zwischenzeit an der Kritik der politischen Ökonomie des Kapitalismus nach Karl Marx hat Gefallen finden können.

 

Dass ich sie nicht danach gefragt habe, und, wenn überhaupt, allenfalls mit ihrem Mann das Gespräch darüber gesucht hätte, belegt allerdings nur, dass ich ein alter Chauvi bin … – und sie die Gleichstellungsbeauftrage der Duisburger Uni. Auch bei Ingrid Fitzek belasse ich es, wie bei Laakmann und Link, anstatt auf die Verdienste ihres politischen Wirkens zu verweisen, mit dem Gesamteindruck, dass es sich – im Falle ihrer Nominierung – um eine respektable Kandidatin mit, wie ich finde, hinreichend Verwaltungserfahrung handelt – ausgestattet mit der Fähigkeit, wie man in Duisburg gern sagt, auf die Menschen zuzugehen.

 

Und doch: da wäre auch noch Michael Rubinstein, der in Duisburg über die Interkulturellen Wochen weithin bekannt gewordene Geschäftsführer der jüdischen Gemeinde. Rubinstein hat seine Kandidatur (noch?) nicht definitiv erklärt, und man mag sich fragen, ob ein Einzelbewerber bei der OB-Wahl am 17. Juni überhaupt eine Chance hätte, nachdem im Mai die Wahlkampfmaschinen der Parteien wegen der Landtagswahl auf Hochtouren warmgelaufen sind. Freilich wird die Antwort darauf in ganz beträchtlichem Maße davon abhängen, ob und in welchem Umfang Michael auf Unterstützung aus der Abwahlbewegung zählen kann. Allerdings: das breite Medienecho, das allein seine Bereitschaft zu kandidieren ausgelöst hatte, könnte seinen Nachteil in Sachen Straßenwahlkampf ausgleichen.

 

Sören Link, als SPD-Kandidat selbstverständlich Favorit im Duisburger OB-Wahlkampf, wird kaum damit rechnen können, gleich im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit der abgegebenen Stimmen auf sich vereinigen zu können. Dies gab es in Duisburg noch nie, und nach seiner wenig eleganten Nominierung wäre es schon eine dicke Überraschung, wenn es diesmal ohne eine Stichwahl abliefe. Womit die Frage aufgeworfen wäre, gegen wen Link denn in einer Stichwahl antreten müsste. Na klar: gegen den Zweitplatzierten. Und hier kann nicht ausgeschlossen werden, dass Rubinstein gegen die Kandidatinnen der Grünen wie der Linken bestehen könnte.

 

Bei aller Sympathie für die Bewerbung Barbara Laakmanns: mehr als ein Achtungserfolg dürfte – auch wegen der „politischen Großwetterlage“ für die Linken – für sie kaum drinsitzen. Für die Grünen sieht es politisch gegenwärtig ungleich besser aus; doch Duisburg ist für die Ökopartei schon traditionell nicht das richtige Pflaster. Und auch wenn es an Ingrid Fitzeks Auftreten während der letzten Jahre nichts zu mäkeln gibt, dürfte es für sie schwer sein, in einem Wahlkampf das verheerende Bild der Duisburger Grünen vergessen zu machen. Ein Überraschungserfolg Michael Rubinsteins wäre – so gesehen – dann doch nicht so eine große Überraschung. Denn wenn er es erst einmal in die Stichwahl geschafft hat, wird es ziemlich eng für Sören Link. Nach der gegenwärtigen Stimmung zu urteilen: sehr eng.

Die mobile Version verlassen