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Wulff im Sauerland-Modus: "Da fühlt man sich hilflos"

wulffWie bitte?! Noch ein Kommentar zu Wulffs Fernsehinterview?! Ja, warum denn nicht?! Doch doch: ich weiß, wie viele Leitartikel, Kolumnen, Glossen etc. pp. zu diesem denkwürdigen 20-Minuten-Gespräch publiziert worden sind. Okay, nicht auf die Hand genau, aber jedenfalls: reichlich Lesestoff. Und jetzt noch einer? Na klar! An dieser Stelle möchte ich mich nochmal ausdrücklich zum Recht der Presse- und Meinungsfreiheit bekennen. Zig, wenn nicht Hunderte von Journalisten haben dieses Recht in Bezug auf dieses nette TV-Gespräch bereits wahrgenommen. Und deshalb wollen Sie jetzt ausgerechnet dieses Grundrecht aberkennen?
Man fühlt sich ja so hilflos! Das hat er wirklich gesagt, unser aller Präsident, gestern in dieser mit großem Zinnober angekündigten Fernsehsendung: „Da fühlt man sich hilflos“. Wulff bezog diese Lebensweisheit auf das Treiben der Journalisten. Das ist aber auch immer was mit denen! Allein dieser Kinderkram – hier, auf einer Internetseite der ARD-Tagesschau: „Ursprünglich war vorgesehen, dass das gesamte Gespräch um 19.00 Uhr veröffentlicht werden darf – für die ARD zunächst auf tagesschau.de. Um 20:15 Uhr sollte das Interview dann zeitgleich im Ersten und im ZDF ausgestrahlt werden."
Ja, was heißt „sollte“?! Es wurde dann ja auch um 20:15 Uhr ausgestrahlt. Allerdings: „Auf Initiative des Bundespräsidialamtes …“ – aha! – „… wurde diese Sperrfrist im Nachhinein verändert, …“ – huch, warum das denn?! – „… um andere Medienvertreter nicht zu benachteiligen“ – ach so, das ist ja nochmal gutgegangen! Und dann galt die Regel: „Ab 18:00 Uhr konnten Agenturjournalisten das Interview ansehen und daraus zitieren. Die Aufzeichnung wurde zu diesem Zeitpunkt auch an andere Medien gegeben, die dann bis zu drei Minuten Material aus dem Gespräch verwenden durften."
Für Normalsterbliche lief das dann so: „Das Erste sendete Auszügen aus dem Interview in einer Tagesschau-Extraausgabe um 18:25 Uhr, um 19:00 folgte eine Extraausgabe der Tagesthemen bei tagesschau.de und auf EinsExtra. Um 20:15 schließlich – dem Ende der gesetzten Sperrfrist – übertrug das Erste das Gespräch in voller Länge.“ Wow! Und warum das alles? Etwa, um … – nein, nein. „Eine inhaltliche Absprache der Fragen fand nicht statt. Für den Gesprächsgast gibt es keine Möglichkeit, das Interview nachträglich zu verändern“, schreibt die ARD ins Internet. Klar! Besser, man schreibt es dabei  …

 

Warum aber dann dieser ganze Zinnober? Warum erst so eine Riesenankündigung mit allem Hin und Her „auf Initiative des Bundespräsidialamtes“, und dann ein Interview ohne nennenswerte Substanz? Uns Duisburgern kommt diese Nummer bestens bekannt vor. Klarer Fall: Wulff hat in den Sauerland-Modus umgeschaltet. Oder sagen wir mal: er steht jetzt ganz offen zum Sauerland-Modus. Bisher dieser ganze Eiertanz, sagen wir ruhig, wie es ist, äh: wie es war: das war nicht gradlinig. Doch jetzt: Frechheiten pur serviert auf sauerländische Art. Echt lecker!
Der Sauerland-Modus: ein Mann, Typ CDU-Aufsteiger, Anfang / Mitte 50, erkennbar und ausdrücklich ohne jedes Schuldbewusstsein verweist darauf, „nichts Unrechtes getan“ zu haben, macht einige konsequenzlose Zugeständnisse (Fehler gemacht, tut mir leid, usw.), behauptet dann aber ohne empirischen Beleg oder nachvollziehbare theoretische Begründung: „Die Leute wollen mich!“, um daran Manns genug Charakterstärke zu demonstrieren: „Ich bin gewählt, ich bleibe.“ Der Sauerland-Modus, da fühlt man sich hilflos. Modus, das ist Lateinisch und bedeutet „Art und Weise“.
Sauerland hat 21 Tote und einige Hundert Traumatisierte „moralisch zu verantworten“, wie er nach knapp einem Jahr bereitwillig eingeräumt hatte. C´est la différence. Das ist Französisch und bedeutet: das macht schon einen Unterschied. 21 Menschen auf dem Gewissen zu haben (was sonst könnte „moralische Verantwortung bedeuten?) ist das Eine, so einen Bildzeitungsknilch mal ordentlich anzuscheißen (wenn auch leider nur auf der Mailbox) das Andere. La différence, niemand will über sie hinwegsehen. Es ist nur dieser Sauerland-Modus, dem sich Wulff zu bedienen bemüht.

 

La différence, dass der Eine nichts unterschreibt, der Andere jedoch auf der Mailbox der Bildzeitung Dinge gesagt hat, die er nicht gesagt haben möchte, lassen den Sauerland-Modus allerdings beim Plagiator hoffnungslos ins Leere laufen. Da fühlt man sich nicht nur hilflos, da ist man hilflos. Wenn man das Telefonat, wenn man das so nennen kann, ebenso bestätigt, wie die Wahl der Worte „Krieg“, "Rubikon“ und so, dann aber behauptet, es sei nicht um die Verhinderung, sondern nur um eine Verzögerung der Berichterstattung gegangen, mithin also den vernünftigen Menschenverstand gegen sich hat, dann ist man so was von hilflos … – auf jeden Fall dann, wenn die Bildzeitung den Audiomitschnitt in der Hand hat.
Meine Wende in Sachen Wulff hatte ich schon am Montag mit diesem unsäglichen Telefonmitschnitt begründet. Der – offenbar wiederholte – Versuch, Medien einzuschüchtern ist – zumal für einen Bundespräsidenten „jenseits des Rubikon“. Dass es zum Piepen komisch ist, dass der kleine Wulff auch nur versucht, die große Bildzeitung unter Druck zu setzen, tut nichts zur Sache. Was wäre, wenn Wulff nicht so klein dastünde, und es nicht bei Europas größter Zeitung, sondern bei Deutschlands kleinstem Blogger versuchte? Nein, alles indiskutabel. Für Wulff ist es längst schon aus.
Warum tut er es sich an, jetzt noch den Sauerland-Modus einzulegen? Kann man so verzweifelt sein und aus dem mangelnden Interesse der Parteien an einer erneuten Präsidentenwahl die Hoffnung schöpfen, irgendwie werde alles schon gut gehen? Kann man sich so hilflos fühlen, dass man meint, die im Internet kursierenden Gerüchte über Bettina Wulff beiläufig als „Fantasien“ dementieren zu können? Kann man nach all den Kommentaren über das gestrige Fernsehinterview überhaupt noch etwas halbwegs Sinnvolles darüber schreiben? Na klar: man kann. Man könnte. Aber man mag nicht. Man fühlt sich so hilflos.
Vielleicht sollte ich demnächst mal etwas über Bettina schreiben. Ich habe nämlich auch mitunter so meine Fantasien. Ich bin zwar ein wenig gehemmt, da offen drüber zu sprechen oder, wenn es hier sein müsste, zu schreiben. Aber andererseits … – warum eigentlich nicht?! Sie gehören doch auch irgendwie zu mir. Diese Fantasien. Gestern Abend und heute kriege ich die Bettina einfach nicht mehr aus dem Kopf. Man ist eben auch nur ein Mensch. Die macht mich rattendoll, die Bettina. Da hatte der Wulff sie gefragt, ob sie das denn machen würde: von ihren Freunden 150 Euro für eine Übernachtung zu verlangen. Und die Bettina – der Hammer: „Ja“, hat sie gesagt. Zack, sofort, ohne nachzudenken. Paff. „Ja!“
Jetzt kriege ich sie nicht mehr aus dem Kopf, diese Bettina Schausten vom ZDF.

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