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Akteneinsicht – ich glaube es wohl … – Stolz darauf, ein Duisburger zu sein

sauerland3Ich bin stolz darauf, ein Duisburger zu sein. Sowieso schon! Aber heute, d.h. genau genommen schon seit gestern Abend so um kurz nach sechs, bin ich ganz besonders stolz. Noch stolzer, ein Duisburger zu sein. Um kurz nach sechs hatte nämlich Ingo Blazejewski – das ist der Redaktionsleiter der NRZ Duisburg – einen Bericht auf „der Westen“ ins Internet gestellt, der mir wieder einmal klar machte, was es heißt, zu Hause zu sein. Heimat! Duisburg ist toll. Wer auf Duisburg nicht stolz ist, will sagen: wer nicht stolz darauf ist, ein Duisburger zu sein, nicht einmal nach Zurkenntnisnahme dieser Story, … – ich weiß auch nicht. Ich würde sagen: der ist eigentlich gar kein Duisburger. Jedenfalls kein richtiger Duisburger. Nicht auch so von der Seele her. Eher so ein Düsseldorfer oder, wenn er ein Wessi ist, noch schlimmer: so ein Möchtegern-Düsseldorfer, also Moerser. Oder, wenn er ein Ossi ist: ein Mülheimer. Also so von der Seele her. Egal, ein richtiger Duisburger ist stolz. Sowieso schon! Erst recht seit gestern Abend. Denn wir Duisburger sind etwas ganz Besonderes.

Wir Duisburger sind nämlich nicht so feine Pinkel wie all die anderen. Düsseldorf – hör mir doch auf! Moers – oh Himmel. Gestern noch Bauern, heute mit ein paar Euro fünfzig in der Tasche bilden sie sich gottweißwas ein. Mülheim – ach toll! Tatsächlich die Reichsten in NRW. Oder doch Meerbusch. Egal, mit all diesen blasierten Leuten haben wir Duisburger nichts am Hut. Wir sind pleite, wir sind arm, und wir stehen dazu. In Berlin hieß es „arm, aber sexy“. Sehen Sie?! „Sexy“ – das ist auch schon so ein versnobtes Wort. Wir Duisburger sind arm, aber – wie soll man sagen? – … „sexy“ auf jeden Fall schon einmal nicht. Ach, mir fällt jetzt kein passender Begriff ein. Also schon so etwas wie „sexy“, nur eben nicht sexy, wenn Sie verstehen, was ich meine. Egal. Kommen wir mal zur Politik. Ganz wichtig ist, dass es demokratisch zugeht. Also: wirklich demokratisch. Nicht nur so vom Schein her, sondern – ganz wichtig! – auch so von der Seele her. Keine Formaldemokratie, sondern so eine mit echter Transparenz. Und am allerwichtigsten: alle müssen gleich sein!

Arm und Reich, Krupp und Krause, der Malocher und die Zahnarztgattin, … – Sie verstehen schon. Gleichheit. Also klar: natürlich nur vor dem Gesetz, also vor dem Amt. Nicht so insgesamt, das wäre ja auch nicht ganz so sexy oder wie wir in Duisburg sagen würden. Es kann jedenfalls nicht sein, dass auf dem Amt die da oben anders behandelt werden, also besser behandelt werden als wir normalen Menschen. In Düsseldorf oder so, logisch: die können gar nicht anders. Aber hier in Duisburg, da läuft so etwas nicht. Und darauf bin ich stolz. Oder wenn jemand Scheiße baut, ich meine: so richtig Scheiße baut, dann muss klar sein: egal ob Palettenschieber oder Oberbürgermeister, dann ist er dran. Dann muss er dafür gerade stehen. Ja, so läuft das hier in Duisburg. Da kann man nicht kommen und sagen: „So, ich bin der Herr von und zu. Jetzt mal hurtig!“ Nix. Nicht in Duisburg. Oder, wenn man jetzt zum Beispiel zufälligerweise Oberbürgermeister ist, erklären: „Sicher, sicher, dumm gelaufen. Ich war das aber nicht.“ Nicht in Duisburg. Anderswo, meinetwegen, man kennt das ja. Aber hier? Nix da.

Zum Beispiel diese leidige Geschichte mit der Loveparade und den ganzen Toten. Da hatte der Sauerland, so heißt hier der Oberbürgermeister (komisch, nä?!), gesagt: „Ich war das aber nicht.“ „Egal“, haben dann die Leute gesagt: „Du musst trotzdem die Verantwortung tragen und zurücktreten.“ Will er aber nicht, der Sauerland. Auch komisch. Oder nicht? Na egal. Da haben die dann Unterschriften gesammelt, damit der abgewählt wird, der Sauerland. Knapp 80 Tausend Stück. So viele brauchten die zwar gar nicht. Aber egal. Jedenfalls hatte die Stadt, sagen wir mal: die Stadtverwaltung, sowieso nur 67.500 Unterschriften anerkannt, weil 12.500 ungültig waren. Sagte die Stadt, deren Chef ja der … – auch egal, weil diese Bürgerinitiative auch bei weitem nicht so viele brauchte. Sagen Sie. Ist aber nicht egal, sagte die Bürgerinitiative; denn es kommt ja noch der Tag der Abwahl, und im Wahlkampf pro oder kontra, da macht das schon etwas aus, mit welchen Zahlen da hantiert werden darf.

So, sagte da die Bürgerinitiative, da wollen wir doch mal gucken. Mal nachgucken, warum und wieso, wie viele Unterschriften jetzt ganz genau nicht gegolten hatten. Verstehen Sie? So läuft das hier in Duisburg. Taugt der Bürgermeister nichts, kann er abgewählt werden. Taugt die Verwaltung nix, kann nachgeguckt werden. Demokratie, Transparenz und alles. „Klar“, sagte da die Stadt, „Ihr könnt sofort gucken kommen. Bei uns ist alles so transparent, transparenter geht´s nicht.“ Prima Sache. Am besten wäre, Ihr kommt gleich morgen, so die Stadt. Anders ausgedrückt: Ihr kommt gleich morgen! Ja, und dann kamen die tatsächlich, die von der Bürgerinitiative. „Morgen“, das war gestern. Können Sie mir noch folgen? Was ich sagen wollte: das ging alles rubbeldiekatz. So läuft das hier nämlich bei uns in Duisburg: alles geht rubbeldiekatz. Eine Verwaltung hat nämlich zu funktionieren, sonst könnte man es ja auch gleich ganz lassen, sage ich immer. Dass das bei so einer Bürgerinitiative nicht so funktionieren kann wie z.B. bei einer professionellen Verwaltung, ist irgendwie auch klar.

Dafür hätte ich sogar auch noch Verständnis. Es sind halt einfache Bürger, so wie Du und ich, da klappt es eben nicht immer so. In diesem Fall: die hatten einfach keine Zeit. Das ist natürlich schon so ein Ding. Erst moppern, Demokratie spielen wollen, und dann keine Zeit haben. Na ja. Aber jetzt kommt es! Anstatt dass die zwei der drei Sprecher der Bürgerinitiative zu ihren Fehlern stehen (in diesem Fall: Arbeiten gehen müssen), fangen Sie an zu tricksen. Wollten zu diesem wichtigen Termin einfach irgendwelche anderen Leute hinschicken. Geben denen so unterschriebene Vollmachten mit und meinen dann, so ginge das schon irgendwie. Unglaublich, nicht wahr?! Anstatt, wie es sich für einen richtigen Duisburger gehört, Kopf hoch, Brust raus, klipp und klar zu sagen: „Sorry! Ich habe mich übernommen. Ich habe keine Zeit. Ich bin zwar Duisburger, aber berufstätig. Soll nicht wieder vorkommen.“ Nee, ganz windig: wollen die sich vertreten lassen, die Herren! Ich könnte mich totlachen. Aber da – und das ist es, was mich so überaus stolz auf meine Stadt macht – hat der Amtsleiter nicht mit sich reden lassen.

Klar, der eine, der wirklich ein gewählter Sprecher der Bürgerinitiative war, der hätte gucken dürfen. Na logisch. Aber die anderen. Das muss man sich mal vorstellen! Von nichts und niemandem gewählt, aber mit einer „Vollmacht“ in der Tasche. Ja, soll der Amtsleiter jetzt auch mal kontrollieren, ob die Unterschriften unter diesen sog. Vollmachten wirklich echt sind?! Was haben die sich da nur vorgestellt! Ein tapferer Amtsleiter. Der hat sich nicht einschüchtern lassen. Der ist ganz konsequent bei Recht und Gesetz geblieben. Hoffe ich. Und vor dem Gesetz, habe ich ja schon gesagt, also vor dem Amt sind alle gleich. Basta! Sie glauben ja gar nicht, wer da alles angerückt ist, so als „Bevollmächtigte“. Gleich zwei Doktoren, sollte wohl Eindruck schinden, nehme ich an. „Herr Doktor“, glaubste – dass nicht einer von den beiden überhaupt Arzt war, brauche ich wohl erst gar nicht zu erwähnen. Der eine war Schuldirex und jahrelang im Stadtrat; der andere auch in einer Partei, Rechtsanwalt, Wirtschaftssachen und so weiter. Und die dritte eine Dame, „Marketing“, wenn ich das schon höre! Vorstand der Volkshochschule.

Ich sage Ihnen nur eins: in anderen Städten hätte so eine Nummer bestimmt geklappt. Feine Leute, Honoratioren – da wäre doch so ein Mann vom Amt schneller umgefallen als die FDP oder so. So läuft das hier in Duisburg aber nicht. Hier sind alle vor dem Gesetz gleich. Da brauchen sich so feine Leute gar nicht groß aufzuspielen. Die werden behandelt wie alle anderen auch. Ende. Und Umfallen tun wir hier sowieso nicht. Nicht in Duisburg. Nicht bei der Stadt. Nicht der vom Fußvolk, und der ganz oben schon mal überhaupt nicht. Basta! Das Blöde ist nur: ich befürchte, die von der Bürgerinitiative fallen auch nicht um. Und die Duisburger, ich meine: die Zigtausende, die unterschrieben hatten, womöglich auch nicht. Wahrscheinlich nicht einmal bei Eis und Schnee. Ach Du liebe Güte! Ich stelle mir gerade vor, die wählen wirklich diesen Sauerland ab. Mein Gott, dieses Duisburg! Die sind hier alle so verdammt hart drauf. Kann man darauf eigentlich stolz sein?! „Die allzu hart sind brechen“, hatte mal einer gesungen. Da bin ich aber beruhigt. Nur die „allzu“ Harten. Ja, die werden brechen. Weil die Anderen einfach nur hart sind. Verdammt hart. Ich bin stolz darauf, ein Duisburger zu sein.

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