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Rock und Täterwissen: Döner-Killer und Killer-Döner

killer.doenerFrage: Sind Sie auch ein Fan der Rockmusik? Darf es auch Deutschrock sein? Gut. Aber Sie kennen die Band „Gigi & Die braunen Stadtmusikanten“? Nicht? Der Hammer!

Am Dönerstand herrschen Angst und Schrecken.
Kommt er vorbei, müssen sie verrecken.

Das ist aus dem Lied „Döner-Killer“, erschienen 2010 auf dem Album „Adolf Hitler lebt“. Voll geil. Schade, leider kann ich Ihnen hier keinen Link anbieten. Bis vor kurzem war „Döner-Killer“ noch ohne weiteres auf YouTube abrufbar; aber seit einer Woche …

Bei allen Kebabs herrschen Angst und Schrecken.
Der Döner bleibt im Halse stecken,
denn er kommt gerne spontan zu Besuch,
am Dönerstand, denn neun sind nicht genug.

Also nochmal, das Lied heißt „Döner-Killer". Nicht, dass Sie den Titel verwechseln mit dem „Killer-Döner“ (siehe Titelbild). An ein T-Shirt mit diesem echt starken Bild – „Killer-Döner nach Thüringer Art“ – kommen Sie ohne jedes Problem. Einfach online bestellen bei rcqt. "Von der Szene für die Szene", so das Geschäftsmotto. „18,95 Euro, inkl. 19 % USt exkl.Versandkosten“, kann man nicht meckern. Die Nachbarn werden Augen machen! Außerdem: wenn Sie auf ein Konzert mit „Gigi & Die braunen Stadtmusikanten“ gehen, möchten Sie doch auch sicherlich chic angezogen sein. Na also.

Wenn die dann ihren "Döner-Killer" (nicht: „Killer-Döner“) spielen, geht es richtig ab. Aber, wie gesagt: das Lied steht jetzt auf dem Index. Es ist also nicht ganz so einfach, an die CD „Adolf Hitler lebt" zu kommen. Aber Sie schaffen das schon! Die Frage sei natürlich, meint Spiegel Online, „ob die Band die Mordserie lediglich für ihre Zwecke propagandistisch ausschlachtete. Oder wusste sie mehr über das Verbrechen?“ (Singular). Mmhh, wirklich schwer zu sagen.

Neunmal hat er bisher brutal gekillt,
doch die Lust am Töten ist noch nicht gestillt.
Profiler rechnen mit dem nächsten Mord.
Die Frage ist nur, wann und in welchem Ort.

Nun ja, und dann wäre da eben auch noch die Frage, ob „Gigi“ alias Daniel Giese beim Dichten dieser Zeilen über „Täterwissen“ verfügte oder ob es sich hier um einen Fall von, sagen wir mal: künstlerischem Gespür gehandelt hat. „Kenner der rechtsextremen Musikszene glauben das nicht“, schreibt SpOn. Also, dass „Gigi“ etwas wusste, glauben sie nicht. "Ich halte es für sehr problematisch, auf ein mögliches Täterwissen zu schließen", sagt der Autor Jan Raabe ("RechtsRock"), der sich seit Jahren mit dem Milieu beschäftigt. Na bitte! Der muss es ja wissen.

Der Text enthalte nämlich "keine Passagen, die direktes Täterwissen offenbaren". Deswegen glaubt Herr Raabe auch nicht, dass man vom Lied „Döner-Killer" auf Täterwissen schließen könne. „Das halte ich für sehr unwahrscheinlich." Spiegel Online kommentiert dies so: „Tatsächlich geben die Informationen im Liedtext keinen Aufschluss über Insider-Wissen, jeder konnte sie der Berichterstattung über die Mordserie entnehmen.“

Der Rechtsextremismus-Kenner geht aber auf Nummer sicher: „Ob die Band über die `NSU´ Bescheid wusste, sollten die Ermittler dennoch auf jeden Fall untersuchen, sagt Raabe.“ Spiegel Online setzt über diesen Satz, das Ergebnis einer solchen imaginären Untersuchung schon einmal vorwegnehmend, in fetten Lettern: „Strafrechtlich nicht relevant“.

Dass die rechtsextreme Szene die Mordserie der Zwickauer Zelle gefeiert, dabei in dem Lied sogar weitere Anschläge angedroht hatte, konnte ja auch niemanden stutzig machen. Schließlich ging ja damals noch niemand – jetzt einmal abgesehen von den Nazirockern – davon aus, dass es sich bei den sog. „Döner-Morden“ um Nazimorde gehandelt hatte. Schließlich „wusste“ ja jeder, dass es sich hier um Drogen, um Schutzgelderpressung oder um sonst etwas typisch Türkisches gehandelt haben musste.

Hinterher ist man natürlich immer schlauer. Besonders Leute wie er hier: "Die rechtsextreme Terrorgruppe sei bereits seit längerem in der Szene gefeiert worden, betonte Grünen-Geschäftsführer Volker Beck gegenübertagesschau.de.“ Und die Ermittlungsbehörden hätten davon Kenntnis gehabt, so Beck. "Sie ermittelten aber nicht gegen Rechts." Er forderte die Bundesanwaltschaft auf, auch wegen des Verdachtes der Strafvereitelung im Amt zu ermitteln.

Wenn das alles mal so einfach wäre! Schließlich leben wir ja in einem Rechtsstaat, sagt zum Beispiel auch der Verfassungsschutz. Und auch wenn der hin und wieder Fehler macht, müssen wir ihm schon glauben, wenn wir der FAZ entnehmen dürfen: „Die Verfassungsschützer ordneten die Texte `unterhalb der Schwelle zur Strafbarkeit´ ein, und sie hatten einen Verdacht: Die Lieder waren vor Veröffentlichung rechtlich überprüft worden.“

Im Verfassungsschutzbericht 2010 heißt es, rechtsextremistische Musik habe nach wie vor „eine herausragende Bedeutung für die gewaltbereite rechtsextremistische Szene“, steht auch in der FAZ. Was ist da geeigneter als das Internet? „Die Nutzung von Musik- und Videoportalen ist für Rechtsextremisten inzwischen zur Selbstverständlichkeit geworden“, steht im Verfassungsschutzbericht.

2004 erschien die erste CD von „Gigi & Die braunen Stadtmusikanten“. Darauf war dieser Text:

Ich streck ihn nieder mit einem einz’gen Schuss,
das war’s mit ihm, oh ist das ein Genuss.

Das ist Kunst, das verstehen Sie nicht. Schauen Sie: der Tom Jones, der hatte damals seine geliebte Delilah auch niedergestreckt. Mit einem Messer sogar. Mit einem „Forgive me, Delilah“ wäre es dann ja wohl auch nicht getan gewesen. Gut, für den „Gigi“ ist das ein Genuss. Aber denken Sie doch nur an Alice Cooper oder Ozzy Osbourne! Wollen Sie die etwa alle verbieten?! „Freiheit der Kunst“ – noch nie gehört?!

Und die gilt für Alle und Jeden. Auch für das „Kommando Freisler“. Die Band bedient sich der Melodien bekannter Schlager und genießt „Kultstatus“ bei Neonazis. Dennoch wurden die meisten ihrer CDs indiziert und zwei Mitglieder wegen Volksverhetzung verurteilt.

In Belsen, in Belsen, da hängen sie an den Hälsen.
Fidiralala, fidiralala, fidiralalala.
In Buchenwald, in Buchenwald, da machen wir die Juden kalt.
Fidiralala, fidiralala, fidiralalala.
In Majdanek, in Majdanek, da machen wir aus Juden Speck.
Fidiralala, fidiralala, fidiralalala.
Aus Judenhaut, aus Judenhaut, da wird der Lampenschirm gebaut.
Fidiralala, fidiralala, fidiralalala.
In Auschwitz weiß ein jedes Kind, dass Juden nur zum Heizen sind.


„Auch dieses Lied übrigens ganz einfach im Internet zu finden.“ (FAZ).

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