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Das „San Luca des Nordens“, Teil 1: Die Macht der Finanzmärkte, Berlusconi und die Mafia

Image by Getty Images via @daylife

Jetzt mal nur so unter uns: was haben Sie denn von diesem Berlusconi gehalten? Ich meine: der war doch nix, oder?! Na egal, der ist ja jetzt weg vom Fenster. Jedenfalls so gut wie. Also, dieser Berlusconi! Was der sich alles so erlaubt hat. Das durfte doch alles gar nicht wahr sein! Am schlimmsten fand ich diese Bunga-Bunga-Partys. Ich meine: so ein Regierungschef kann sich doch nicht aufführen wie die Versicherungsfritzen bei der Hamburg-Mannheimer. Der Herr Kaiser, von mir aus. Der konnte ja auch die geheimen Wüsche junger Paare einfach so hören. In den Werbespots, klar: der Herr Kaiser. Aber doch nicht so ein Cäsar in Rom! Also: heutzutage nicht. Spätrömische Dekadenz. Egal, jetzt ist er ja bald weg.

Das freut mich für die Römer, äh: Italiener. Das wurde aber auch wirklich langsam Zeit. Gut haben sie das hingekriegt! Chapeau! Nein, nicht die Italiener. Seit wann kriegen die denn überhaupt irgendetwas hin? Ich sage nur: Fußball. Nein, die Italiener waren das doch nicht. Die hätte dieser Bunga-Bunga-Berlusconi doch noch übers Ohr hauen können, wenn Italien schon längst abgeschafft worden wäre. Der hätte die immer weiter mit seinen Tutti-Frutti-Fernsehsendern zugedröhnt; da hätten die das nicht einmal gemerkt. Nein, die Finanzmärkte haben den weggemobbt; oder besser: sie sind dabei, ihn wegzumobben. Jetzt nörgeln sie mal nicht an den Finanzmärkten herum! Die arbeiten schon ziemlich flott. Lassen Sie mal!

Gucken Sie sich das doch einfach mal an! In jedem Euro-Land, das die Märkte unter Feuer und EU / EZB / IWF unter den Rettungsschirm genommen haben, ist auf jeden Fall erst einmal der Kopf des Königs gerollt. Griechenland, Irland, Portugal – und dann Spanien und Italien schon einmal sicherheitshalber vorweg. In Belgien wird uns das vor lauter Regierungskrise gar nicht mehr groß auffallen. Und wenn es dann auch noch den Sarkozy erwischen sollte … – würde Ihnen das etwa leidtun?! Ja, Politik ist nicht nur ein schmutziges Geschäft, sondern auch ein ziemlich hartes Geschäft. Politiker?! Erzählen Sie mir nichts! Dass die heutzutage allerdings nur noch die Fernsehansager der Finanzmärkte sein dürfen, ist natürlich irgendwie auch nicht so ganz im Sinne des Erfinders.

Also, diese Finanzmärkte. Von denen halte ich irgendwie auch nichts. Fast genauso wenig wie von diesem Berlusconi. Fast! Ich meine, dass die jetzt auch den rausgeschmissen haben oder rausschmeißen wollen – gut, das war bzw. ist ausnahmsweise mal richtig. Wie die Anderen, die schon gehen mussten, heißen, habe ich schon wieder vergessen. Gut, der Papandreou; die Sache ist ja noch recht frisch. Der hatte sich zuletzt Dinger erlaubt. Jetzt haben sie auch wieder so ein Papanochwas, die Griechen. Habemus Papademos – ich könnte mich kaputtlachen. Der Spruch wie im Vatikan; dabei heißt „demos“ auf Deutsch Volk. Von wegen der Demokratie, wissen Sie Bescheid.

Egal. Griechenland, nichts für Ungut, das sind Peanuts. Italien, da wird es jetzt wirklich spannend. Die haben aber auch Schulden gemacht, die Italiener. Und dann noch diese ganze Korruption, der Berlusconi mittendrin. Allein schon in deren Fußballliga! Berlusconi, nebenbei nicht nur Eigentümer all der Fernsehsender, sondern auch Präsident des AC Milan – der soll da ganz zentral mitgeschoben haben. Sogar zur Mafia soll der Kontakte gehabt haben. Oder immer noch … – man darf da gar nicht drüber nachdenken. Kein Wunder, dass der italienische Staat so pleite ist! Trotzdem klebt der Cavaliere an seinem Sessel wie mit Pattex festgepappt. Oder gerade deshalb. Alles Mafia. Schlimm sowas.

 

Bild: Repubblica

Okay, wir exportieren alle möglichen Autos; die den Fiat. Und Schuhe. Nur: soviel Paar Schuhe kann überhaupt kein Mensch, nicht einmal eine Frau, kaufen, damit das gegen so einen Daimler oder Audi oder BMW wieder einigermaßen hinkommt. Also müssen die Italiener noch so das Ein oder Andere zu Geld machen. Lüttich soll ja das „Palermo des Nordens“ sein,erzählt man sich. Gerüchte. Gerüchte … – zumal: Palermo, damit wird auf den Dienstsitz der Cosa Nostra angespielt. Aber ich bitte Sie: Cosa Nostra – das ist Kindergarten. Romantische Verklärungen vergangener Tage nach Hollywood-Manier. Ja, es gibt diesen Verein noch. Ja und?! Es gibt ja auch noch die FDP. Das ist die Partei, die früher immer bestimmen durfte, wer regieren darf.

La Cosa Nostra – ja okay: tolle Geschichte. Heutzutage aber pillepalle. Als mächtigste Mafia-Organisation Europas, nachzulesen bei Wikipedia, gilt mit geschätzten 44 Milliarden Euro Jahresumsatz (2007) die ´Ndrangheta. Natürlich nur „geschätzt“, weil die Herren – wie soll ich sagen? – … – jedenfalls ist Deutschland die die Hochburg der ´Ndrangheta. So jedenfalls eine Überschrift im Focus, und wenn man den Artikel liest, dann könnte man meinen, der Dienstsitz dieses Vereins sei Duisburg. Das ist natürlich Unsinn. Die Cosa Nostra sitzt im sizilianischen Palermo, und die ´Ndrangheta im kalabrischen San Luca. Das weiß nun aber wirklich jeder.

Klar, wenn man natürlich jetzt hingeht und Lüttich als das „Palermo des Nordens“ bezeichnet, gut, dann könnte man dementsprechend sagen: Cosa Nostra war gestern, ’Ndrangheta ist heute. Sehen wir uns das also auf der Karte an! Kalabrien liegt direkt nordöstlich von Sizilien. Wenn ich also von Palermo nach San Luca will, dann muss ich Richtung Nordosten. 237 Kilometer Entfernung. Okay, das mit der Richtung kommt hin; aber das mit der Entfernung dürfen Sie jetzt nicht so eng sehen: von Lüttich nach Duisburg sind es nur 125 Kilometer. Egal, es geht doch gar nicht um Geographie. Duisburg ist das „San Luca des Nordens“, nicht obwohl, eher weil, auf jeden Fall aber egal dass es nicht so weit von Lüttich entfernt liegt.

Woran man das merkt? – Erzähle ich Ihnen morgen und übermorgen und immer wieder mal …

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