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Amazons Personalpolitik

 

Image via CrunchBase

Derzeit ereifern sich zahlreiche Menschen (vor allem) im Internet über die Personalpolitik von Amazon. Streitpunkt ist, dass Amazon wohl zahlreiche Langzeitarbeitslose „für Umsonst“ arbeitet lässt.

Ganz vorne dabei unter anderem das Erwerbslosenforum:

Das Erwerbslosen Forum Deutschland bezeichnet den Internetgiganten „Amazon“ als „Abzocker“ des Tages, weil dieser auf Kosten von Erwerbslosen, der Arbeitslosenversicherung und dem Steuerzahler kräftige Gewinne einfahren will.

Etwas differenzierter berichtet dann z. B. derWesten:

Der stellvertretende Leiter des Jobcenters Kreis Unna, Thomas Neuhaus, mag die Aufregung indes nicht verstehen. „Die Menschen, die dort hingehen, machen das freiwillig.  (…)

Ähnlich argumentiert auch Peter Glück, Chef der Arbeitsagentur im Kreis Wesel und damit für das Rheinberger Amazon-Lager zuständig. Dass das Unternehmen Praktika vorschalte, sei nicht ungewöhnlich und für beide Seiten von Vorteil: „Es geht darum, den potenziellen Arbeitgeber beziehungsweise Arbeitnehmer kennenzulernen.“

Und dieses Kennenlernen wird gerade bei Langzeitarbeitslosen von der Arbeitsverwaltung offenbar wohlwollend unterstützt. Der Arbeitgeber muss die intern MAG („Maßnahme beim Arbeitgeber“) genannte, maximal vier Wochen lange Förderung beantragen – „und in der Regel wird sie dann auch genehmigt“, sagt ein Arge-Mitarbeiter.

Noch deutlicher wird sein Kollege Uwe Ringelsiep, Chef des Jobcenters im Kreis Unna:

In den Monaten November und Dezember werde die Praktikumspraxis ausgesetzt, weil man Amazon das Weihnachtsgeschäft nicht durch billige Arbeitskräfte durch die Hintertür subventionieren wolle.

Jetzt muss man sich überlegen, was das eigentlich bedeutet:

Zunächst sind Praktika nichts ungewöhnliches – man frage nur die Hochschulabsolventen. Das sich Praktika und vor allem deren Dauer so massiv ausbreiten, liegt wie so oft an Angebot und Nachfrage.

Und ganze ehrlich: Ist es Amazon Schuld, wenn es als marktorientiertes Unternehmen die Möglichkeiten nutzt, die die Regierung bietet?

Jedes Unternehmen, das staatliche Subventionen wie Übergangsgelder, Aufstockungslöhne  etc. nicht in Anspruch nimmt wo es geht, hat auf dem Markt ein Problem.

Die Schuld liegt sicher nicht bei Amazon. Den dort Verantwortlichen vorzuwerfen, die Möglichkeiten zu nutzen die man ihnen bietet, greift einfach zu kurz. Die Anteilseigner würden dem Management die Hölle heiß machen, wäre es anders.

Richtiger und wichtiger wäre, sich auf eine Änderung der Rechtsbedingungen zu konzentrieren. Dafür zu Sorgen, dass von Sozialleistungen ein menschnwürdiges Dasein möglich ist und Zeitarbeit und Dumping-Löhne wirksam bekämpft werden.

Amazons Personalpolitik ist ein Symptom. Nicht die Ursache.

 

 

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