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Kabinengespräche beim FCR 2001 Duisburg: Jennifer Oster

jo-0020Jennifer Oster kam bereits 1999 zum FCR 2001 Duisburg. Wie? Seit 1999? Der Verein hat doch die 2001 im Namen? Man darf sich hierbei nicht beirren lassen. Der Frauenfußball wird hier schon 1977 betrieben, doch der FCR ist erst seit dem 08. Juni 2001 ein eigenständiger Verein. Und schon als eine „Dienstälteste“ kann sich Jennifer betrachten. Seit 12 Jahren hält sie dem Verein die Treue. Als Spielerin hat sie schon einiges an Erfahrungen und auch Erfolge aufzuzählen. Im Jahr 2006 konnte sie mit der Deutschen U-21 im Nordic Cup triumphieren. Sie zählt zu den DFB-Pokalsiegerinnen aus 2009 und 2010. Gleich doppelt abräumen konnte sie im Jahr 2009. Dort gewann sie auch den UEFA Women´s Cup. Die Mittelfeldspielerin mischt schon seit 2003 in der 1. Mannschaft der Löwinnen mit.

Wie bist zu zum Fußball gekommen und in welchem Alter hast du mit dem Sport angefangen?

Jennifer Oster: „Ich habe von klein auf an Fußball gespielt. Eigentlich mehr über meinen Bruder. Er hat von Anfang an in einem Verein gespielt. Ich wollte es auch immer, durfte es als Mädchen erst nicht. Ich bin dann immer mit ihm mit. Irgendwann sagte meine Mutter: „Okay, wenn du auch Ballett dabei machst, dann darfst du auch bei den Jungs Fußball spielen.“ – Zu diesem Zeitpunkt war ich sieben Jahre alt. Im Alter von zehn Jahren kam ich dann in eine Mädchenmannschaft. Der Fußball lief dann parallel zum Ballett. Doch irgendwann nahm das mit dem Kicken überhand und das Ballett war gestrichen. Ich bin ja auch sehr früh nach Duisburg gekommen, im Alter von zwölf. Darauf hin war dann keine Zeit mehr für andere Dinge. Selbst in den U-Mannschaften hatte ich dreimal wöchentlich Training. Das war schon viel. Ich habe zehn Cousins und nur eine Cousine. Da war damals nicht viel mit Puppen spielen. Es gab dann nur den Fußball. Egal, wo ich hingekommen bin. Ich habe es aber schon immer gerne gehabt. Ich bin auch immer mit zu den Spielen meines Bruders mitgefahren. Dort wollte ich mir schon immer die Trikots anziehen, auch wenn ich nicht spielen durfte. Der Fußball war immer mein Traum.“

Wie finanzierst du dein Leben? Welche Ausbildung hast du, bzw. welchen Beruf übst du zeitgleich, neben deinem Profi-Fußball noch aus?

Jennifer Oster: „Ich bin Physiotherapeutin. Die ersten drei Jahre habe ich bei einem Kinderarzt gelernt. Es war aber nicht mein Ding. Ich muss aber dazu sagen, wenn man heutzutage eine junge und talentierte Spielerin ist, hat man eine Perspektive in der Nationalmannschaft zu spielen. Zu meiner Zeit war das noch nicht so möglich. Als ich sechzehn Jahre alt war, galt der Fußball bei uns als Hobby. Man konnte noch nie sagen: „Irgendwann kannst Du davon leben.“ – Es ist heute auch noch nicht so, aber es sieht mittlerweile schon besser aus. Damals gab es noch nichts anderes. Hier ging die Ausbildung vor. Ich habe erst bei einem Kinderarzt gelernt. Es waren drei harte Jahre. Ich habe immer bis um halb sechs gearbeitet, danach ging es immer sofort zum Platz. Ich bin meistens zu spät gekommen. Schön war es nicht, war auch nicht mein Ding. Danach habe ich drei Jahre Physiotherapie gelernt. In diesem Beruf bin ich nun auch seit drei Jahren tätig. Ich arbeite halbtags, also 20 Stunden. Im Gegensatz zur Lehrzeit ist dies ein entspanntes arbeiten. Ich arbeite fünf Stunden am Tag. So halte ich mir einen Tag zusätzlich frei. So kann man sich dann auch besser auf den Fußball konzentrieren. Damals war der Fokus auf die Arbeit gelegt und der Fußball musste irgendwie mit hinein rücken. Heute ist dies anders herum.“

In wieweit schränkt dich der Profi-Fußball in deinem Privatleben ein?

Jennifer Oster: „Ich denke, dass es schon gut ist, das man den Fußball nicht sein ganzes Leben lang ausübt. Von der Zeit her, weil es auch die Wochenenden extrem betrifft, nimmt der Fußball einen schon ein. Man verpasst viele Familienfeiern und man kann auch nicht einfach so mit den Freunden mal weggehen. Am nächsten Morgen hat man Training oder ein Spiel. Meist geht es dann schon um elf oder zwölf Uhr nach Hause und trinkt nichts, wenn man mal mit den Freunden mitgeht. Es gibt immer wieder Leute, die sagen: „Och, nicht schon wieder.“ – Die haben dann einfach kein Verständnis. Ich denke, wenn man sich seine Freunde gut aussucht, dann stehen diese auch dahinter. Das Privatleben spielt sich um den Fußball drum herum ab. Wenn Sonntag ein Spiel ist, fängt man schon Freitag an das Spiel vorzubereiten. Ob es jetzt das Essen oder der Schlafrhythmus ist. Ich würde an einem Samstag keine ausgedehnte Shopping-Tour machen, da sonst am Sonntag die Beine müde wären.

Wer ist für dich im Frauenfußball eine wichtige Persönlichkeit?

Jennifer Oster: „Ich fand Mehmet Scholl immer klasse. Eine Frau hatte ich nie als Vorbild. Als ich klein war, war er immer toll. Nicht nur wegen seiner fußballerischen Leistungen. Er ist über viele Jahre hinweg als aktiver Fußballer bei ein und demselben Verein geblieben. Diese Bodenständigkeit von ihm fand ich immer bewundernswert. Dies hat mich auch ein wenig inspiriert.“

Dieses Jahr gab es einen Hype während der Frauen-Fußball-WM. Ein zweites Sommermärchen. Hat sich dadurch das Interesse am Frauenfußball verstärkt?

Jennifer Oster: „Ausbaubedarf im Frauenfußball besteht immer. Der Frauenfußball wurde durch die WM schon populärer. Wenn man mit den Leuten darüber spricht, merkt man schon, dass was hängengeblieben ist. Ich behandel in meinem Beruf viele Menschen. Wenn man dann mal auf das Thema kommt und ich denen sage, dass ich in Duisburg spiele, dann sagt man sofort: „Ach, da spielt doch auch die und die.“ – „Die habe ich auch schon mal gesehen.“ – In der Regel sind alle begeistert. Manchmal sagen die auch: „Ich möchte auch mal ein Spiel gucken kommen.“ – Die Bundesliga ist leider noch nicht so ausgeglichen, wie es eigentlich sein sollte. Wir können nicht auf einen Boom hoffen, aber wir sind bekannter geworden und der Sport hat an Akzeptanz gewonnen.“

 

Eine kleine Auswahl an Fotos mit Jennifer Oster finden sie unter http://xtranews.de/imagedesk/index.php/search?q=jennifer

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