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Kabinengespräche beim FCR 2001 Duisburg: Gülhiye Cengiz:

cengiz-0047Gülhiye Cengiz lernt gerade den Ernst des Lebens kennen. Die 19-jährige hat gerade erst ihr Abitur hinter sich und mit dem studieren begonnen. Der Fußball ist ihre Leidenschaft. Schon im Jahr 2008 spielte sie in der 2. Mannschaft des FCR. 2009 bereicherte sie den Kader der DFB-U17 im Spiel gegen die Schweiz. Erst in diesem Jahr hat sie sich verdient gemacht und darf bei den „Großen“ mitmischen. Ihr unermüdliches Engagement auf dem Platz ist es zu verdanken, dass sie in der 1. Bundesliga bei den Löwinnen zum Einsatz kommt. Sie ist ihrem Trainer und Teamkolleginnen für das ihr entgegen gebrachte Vertrauen sehr dankbar, dass sie ins Team geholt wurde. Chef-Trainer Marco Ketelaer ist mehr als begeistert von ihr. Unterschiede zwischen der 1. und der 2. Mannschaft gibt es ebenfalls. In der zweiten Mannschaft war sie diejenige, die mit „geführt“ hat, nun wird sie in der ersten Mannschaft „geführt“, so Cengiz im Interview. Bisher weist ihre Vita im Fußball wenige Stationen auf, doch ihr steht eine größere Zukunft bevor.

Wie bist zu zum Fußball gekommen und in welchem Alter hast du mit dem Sport angefangen?

Gülhiye Cengiz: „Ich bin im Alter von dreieinhalb im Kindergarten zum Fußball gekommen. Ich habe immer mit den Jungs gezockt. Danach wollte ich unbedingt mit denen zusammen im Verein spielen. Die Jungs haben im Verein gespielt. Da bin ich dann zu meinem Vater und hab ihm gesagt: „Ich will spielen!“ – Wir sind dann zum Fußballplatz und bin dann auch direkt angenommen worden. Die Jungs haben mich auch akzeptiert, da ich die meisten ja schon aus dem Kindergarten kannte. Die meisten von ihnen wurden dann auch Freunde. Mit einigen habe ich immer noch Kontakt. In der Familie gab es deshalb auch keine Probleme. Ich bin ja auch Türkin, aber mein Papa war da von vornherein mit dabei. Er ist ja auch immer mit meiner Mama bei jedem Spiel dabei. Da gibt es diesbezüglich kein Problem. Ich bekomme da die vollste Unterstützung.“

Wie finanzierst du dein Leben? Welche Ausbildung hast du, bzw. welchen Beruf übst du zeitgleich, neben deinem Profi-Fußball noch aus?

Gülhiye Cengiz: „Ich habe dieses Jahr mein Abitur gemacht und studiere jetzt an der Hochschule Rhein Waal „International Business and Social Science“. Es ist ein englischsprachiger Studiengang. Wie ich das finanziere? Mehr durch Papa. Ich wohne noch zu Hause, so habe ich keine Nebenkosten.“

In wieweit schränkt dich der Profi-Fußball in deinem Privatleben ein?

Gülhiye Cengiz: „Zu Abi-Zeiten hatte ich das Glück, das mich meine Schulleiter und Lehrer, was den Fußball angeht immer unterstützt haben. Manchmal hatte ich dann Sport bis um 18 Uhr, durfte dann auch immer schon eher fahren, weil ich ja dann noch um 18 Uhr Training beim FCR hatte. So an sich habe ich das im Abitur recht gut hin bekommen. Jetzt merke ich halt im Studium, das ich viel daran arbeiten muss. Ich bin um 8 Uhr morgens aus dem Haus, dann den ganzen Tag in de Uni gewesen und von dort aus hier hin. Gerade in diesem Moment gibt es eine Vorlesung, an der ich eigentlich teilnehmen müsste. Was meinen Fußball angeht, gab es in de Schule keine Neider. Mein Freundeskreis hat da alles akzeptiert und waren auch voll dabei. Sie haben es gut geheißen, das ich da was aus mir mache. Sie haben mich auch unterstützt. Zum Beispiel, wenn wir Lerngruppen hatten und ich zum Training musste, haben wir meist im Nachhinein bis nachts um zwölf Uhr zusammen gelernt, da ich erst nach dem Training Zeit hatte. Sie haben mich alle unterstützt und damit hatte ich echt Glück. Und man versucht sich immer halt zu strukturieren, nach Terminplan. Durch das Studium bin ich ja noch mehr eingeschränkt, weil ich ja eigentlich morgens aus dem Haus bin und erst abends nach dem Training erst zurück komme. Ich sitze dann meist noch mit meiner Familie zusammen. Wir machen regelmäßig einen Familien-Tag, da wir nur alle zwei Wochen Auswärtsspiele haben. Wir haben ja meist den Samstag frei. Als wir letztens das Wochenende freihatten und die Nationalmannschaft gespielt hat sind wir spontan nach Berlin gefahren. Wir achten schon darauf, dass ich meine Zeit mit der Familie und meinen Freunden habe. Bisher lief es alles recht gut. Ich kann natürlich nicht heute planen, dass ich nächste Woche weg bin. Das geht natürlich nicht, aber ich weiß, wann ich freihabe und dann geht es eigentlich. Wenn die anderen Länderspiele haben, habe ich wieder frei. Dann werde ich mit Freunden auf einem Konzert sein. Oft gab es im Freundeskreis mal einen Spruch zu hören: „Du hast ja eh keine Zeit, du hast ja Training.“ oder „Du kannst ja sowie so nicht.“ – Ich habe das jetzt aber so gehandelt, dass alle Bescheid wissen und ich komme einfach immer dazu oder wir treffen und allgemein erst später. Und so ein Party-Typ bin ich nicht. Ich geh nicht so oft feiern. Wir sitzen meist irgendwo in einem Café und dann reicht mir das auch.“

Wer ist für dich im Frauenfußball eine wichtige Persönlichkeit?

Gülhiye Cengiz: „Das kann ich mit meiner Vereinskameradin Simone Laudehr beantworten.Was sie in den Spielen abruft oder wenn man mit ihr redet. Sie zeigt wirklich, dass der Fußball ihre Leidenschaft ist. Da ziehe ich meinen Hut vor. Da will ich auch hin. Eine solche Mentalität sollte jeder haben.“

Dieses Jahr gab es einen Hype während der Frauen-Fußball-WM. Ein zweites Sommermärchen. Hat sich dadurch das Interesse am Frauenfußball verstärkt?

Gülhiye Cengiz: „Die Nachwuchsförderung läuft momentan recht gut. In den letzten zwei Jahren läuft es sehr gut beim FCR. Wenn man bedenkt, wie viele leider bereits weggegangen sind. Es kommen viele aus der Jugend heraus, die oben ihre Leistung bringen dürfen. Durch „Kette“ (so wird Trainer Ketelaer liebevoll von den Spielerinnen genannt) wurde mir auch die Chance gegeben, mich zu beweisen und bin dafür auch sehr dankbar. Ich bin auch im engeren Kontakt zur Niederrhein-Auswahl-Trainerin. Mit ihr habe ich auch schon gesprochen, dass wir viel mehr Mädchen haben müssten, die bei den Jungs trainieren. Erst danach, zu Beginn in einer U17-Mannschaft sollten die Mädchen anfangen, in einer reinen Frauenmannschaft zu trainieren. Sonst fehlt den Frauen die Aggressivität im Spiel. Die und das schnelle Umschalten lernt man erst aus dem Spiel mit den Jungs heraus. Wenn man nur unter Mädchen trainiert von Anfang an, hat man dies alles nicht. Ich bin auch froh, dass ich so lang wie möglich unter Jungs war und dann die Jugend hier genießen konnte. Es ist schon ein enormer Unterschied ob man erst mit Mädchen oder Jungs gekickt hat. Die WM hat schon viel gebracht. Zum einen haben die Medien die Gesichter der Spielerinnen bekannter gemacht und auch die Vereine. Man hat auch beim ersten Spiel in dieser Saison gemerkt, wie viele Zuschauer wir hatten. Es fühlt sich auch gut an, wenn man merkt, das dir so viele kommen. Es hat auf jeden Fall was gebracht. Man sieht auch, das oft Plakate für Spiele irgendwo hängen. Das hatte man vorher nicht so. Es freut und immer mehr, das da mehr für uns gemacht wird. Es hat auch was gebracht, das die Frauen-WM im eigenen Land war. Obwohl das ausscheiden der eigenen Mannschaft schon unglücklich war. Aber auch sowas muss man einstecken können. Mein Traum wäre es nach meinem Studium auch weiterhin im Fußball aktiv zu sein, auch wenn ich selbst nicht mehr auf dem Platz aktiv bin. Mit meinem Studium lässt sich dies auch wunderbar verbinden. Ich spezialisiere mich nicht auf Sportmanagement, aber das kann ich mit meinem angestrebten Abschluss ja immer noch machen. Ich versuche auch so oft wie möglich am Platz zu sein und trainiere auch so oft wie möglich mit der Niederrhein-Auswahl. Ich versuche dort auch immer Lehrgänge mitzumachen, als Co-Trainer und Betreuer zu fungieren.“

 

Weitere Fotos von Gülhiye Cengiz finden sie unter http://xtranews.de/imagedesk/index.php/search?q=cengiz oder unter http://xtranews.de/imagedesk/index.php/FCR01-Duisburg

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