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Alles gut in Frankreich?

Image via Wikipedia

Die Franzosen sind ja schon gut drauf:

Erst fliegt denen gestern eine Anlage um die Ohren in denen radioaktives Material verarbeitet wird, dann wird der Unfall für beendet erklärt.

Aber der Reihe nach:

Gestern schockte die Meldung die Welt, in Frankreich sein ein Atomkraftwerk explodiert. Stellte sich raus, dass es doch kein AKW war. Sondern „nur“ ein Schmelzofen für „schwach radioaktives Material“ in einer Anlage, die mal Atomreaktoren beherbergte. Beziehungsweise beherbergt, aber die sind länger schon abgeschaltet.

Die ARD schreibt dazu:

„Die Atomanlage Marcoule im Rôhnetal beherbergt mehrere stillgelegte Reaktoren, die französische Armee hat hier das Plutonium für die französischen Atombomben bearbeitet. Außerdem stellt der staatliche Atomgigant Areva hier sogenannte Mischoxyd-Brennelemente mit Plutionium (MOX-Brennstäbe) her.“

(MOX-Link eingefügt)

Besonders geil an der Geschichte aus Frankreich ist, dass schon in den ersten Meldungen die Rede davon war, dass radioaktives Material ausgetreten sein könnte. Etwas, was man sonst eigentlich nie hört. Um so überraschender, dass die Franzosen schon nach 4(!) Stunden den gesamten Vorfall für beendet erklärten. Wieder die ARD:

„Der Unfall ist abgeschlossen. Es gab keine radioaktive Verseuchung – weder innerhalb der Fabrik, noch außerhalb. Diesen Schlusspunkt zog die französische Atom-Sicherheitsbehörde ASN vier Stunden nach dem Unfall.“

Das ist beruhigend. Gut, mindestens ein Mensch ist tot, mehrere verletzt und es gibt noch die eine oder andere Unklarheit, wie diese rebellische und demnächst vermutlich arbeitslose Betriebsärztin:

„Eine Betriebsärztin berichtete dagegen aus ihrem Büro: ‚Wir bleiben im Gebäude eingesperrt. Wir dürfen nicht raus. Die Fenster dürfen auf keinen Fall geöffnet werden, wir dürfen nicht essen oder trinken. In den 15 Jahren, in denen ich hier arbeite, passiert das zum ersten Mal.'“

Aber das sind mit Sicherheit nur bedauerliche Einzelfälle. Aus Sicht der Franzosen ist ja noch nicht mal wirklich was passiert. So schreibt die Rheinische Post:

„Ein Sprecher des Energieunternehmens betonte, bei dem Unglück habe es sich „um einen Industrieunfall“, nicht um einen Atomunfall gehandelt.“

Also ich persönlich bin jetzt vollkommen beruhigt. Ich meine, selbst WENN was schlimmes passiert wäre, erinnere ich mich noch an die Post-Tschernobyl-Diskussion, dass radioaktive Strahlung aus Frankreich ohnehin auf mystische Art und Weise an der Grenze aufgehalten wird. Und ich meine, hey, Frankreich: Als würde man dort verschweigen, wenn wirklich was schlimmes passiert. Denn schließlich hat man da ja Erfahrung im Umgang mit Störmelfällen. Wieder die RP:

„Zwischenfälle in Kernkraftwerken sind in Frankreich keine Seltenheit. Wie die französische Forschungskommission zur Radioaktivität vor Kurzem bekanntgab, gibt es in unserem Nachbarland alljährlich etwa 1000 Störfälle.“

Also: Alles total normal, alles unter Kontrolle und wie schon Fukushima, Tschernobyl und Harrisburgh eigentlich gar kein wirkliches Problem. Mehr so ein Problemchen.

Obwohl, wenn nach dem ARD-Artikel geäußert wird:

“ Beispielsweise die, die Francis Sorin, der Sprecher des Interessenverbandes der Nuklearenergie, aufgeworfen hat: Er sprach von einer kleinen atomaren Kettenreaktion bei der Verarbeitung des verstrahlten Schrotts.“

… dann lässt das doch einen fahlen Beigeschmack übrig. Denn so etwas wie eine „kleine“ Kettenreaktion gibt es nicht und ungesteuerte Kettenreaktionen sind immer ein echtes Problem.

 

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