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Steag: Erste Hilferufe

In dieser Woche (15.5.2011 in der WAZ) gab es ein interessantes Interview des Bochumer Stadtwerke Chefs Herrn Bernd Wilmert. In der Phase einer Strategiediskussion der Steag Anteilseigner fühlte er sich berufen, die Öffentlichkeit zu suchen und zu informieren, was zunächst einmal sehr lobenswert ist. Nach seinen Aussagen gibt es unterschiedliche Meinungen im Konsortium zur Frage der Option auf den weiteren Anteilserwerb. Dann erfahren wir, dass die Steag Kraftwerke nicht die allermodernsten sind und schließlich ist das Management zwar gut, für die Auslandsaktivitäten aber weniger geeignet. Abschließend dann der Hinweis auf die Vertragsverhandlungen mit RWE und die 2012 auslaufenden Abnahmeverträge.

Schauen wir uns diese Informationen einmal näher an:

Da ist zunächst das Konsortium aus sieben Ruhrgebietsstädten bzw. deren Stadtwerke. Es war von vornherein klar, dass es zu divergierenden Interessenlagen kommen würde, was offensichtlich schon bei der Strategiediskussion, also einer grundlegenden Ausrichtung der Steag für die Zukunft, zum tragen kommt. Uneinigkeiten in der Führung der Steag Aktivitäten werden erkennbar und sind definitiv nicht positiv zu bewerten.

Es wurde viel Geld für veraltete Kraftwerkstechnik bezahlt und das von einem Käufer, dessen Gesellschafter, die Städte des Ruhrgebiets, nicht in der Lage sind zusätzliche Finanzbeiträge für Zukunftsinvestitionen zu leisten. Wenn also die Zukunft in neuen Kraftwerken und Technologien besteht dann muss man zunächst fragen wieso man dann alte gekauft hat? Und wer soll die Investitionen bezahlen? Oder ist der Hinweis eine dezente Andeutung für staatliche Hilfen, also den Steuerzahler? Das alles hörte sich jedenfalls vor den Ratsbeschlüssen ganz anders an, aber da brauchte man ja die Zustimmung der Stadtparlamente.

Fest steht dass die Cash Cows der Steag, die Unternehmen  und Aktivitäten die das Geld bringen, im Ausland liegen. Und da ist man schlecht aufgestellt und anscheinend auf der Suche nach Partnern. Warum sollte der Wettbewerb aber helfen und wenn ja zu welchem Preis? Und wieso jetzt Indien und Brasilien, die bisher nicht bedient wurden? Wenn man denn schon kein geeignetes Management für die Auslandsaktivitäten hat, warum will man dann mit diesem auch noch in gänzlich unbekannte Regionen vordringen? Das erinnert an die Auslandsaktivitäten der AGR  (Abfallgesellschaft Ruhrgebiet), die mit abenteuerlichen Aktivitäten sehr viel Geld verbrannte und nur über die öffentlichen Haushalte saniert werden konnte.

Und zu guter letzt die laufenden Verhandlungen mit RWE. Die Fortführung der Abnahmeverträge mit RWE waren eine Grundvoraussetzung für den Erwerb der Steag, denn die Berechnungen setzen deren Fortbestehen voraus und diese Voraussetzung ist nicht mehr erfüllt, was ganz klar gegen einen weiteren Erwerb von Anteilen spricht. Langfristige Abnahmeverträge bilden die Basis der Finanzierung von Kraftwerksprojekten, ohne Verträge keine Finanzierung. Genauso wie bei der Finanzierung von Gewerbeimmobilien: Man braucht die Ankermieter und Verträge um etwa ein Einkaufszentrum zu stemmen. Und genau der bisherige Garant für diese Vertäge, die RWE, geht verloren. Und warum sollte mit RWE ausgerechnet ein Wettbewerber den neuen Konkurrenten stützen? Das wird nicht geschehen und wenn überhaupt dann nur zu einem hohen Preis.

Damit sind die Weichen gestellt. Es kann den beteiligten Städten, die ja fest mit Ausschüttungen rechnen, zumindest mit solchen aus ihren Stadtwerken, nur dringend empfohlen werden sehr frühzeitig Einblick in die wirtschaftlichen Unterlagen und Planungen zu nehmen, diese extern zumindest auf Plausibilität prüfen zu lassen und nicht einfach treu den Ausführungen der Vorstände in der Aufsichtsgremien zu glauben.  Ein zweites WestLB oder IKB Desaster kann man sich nicht mehr erlauben.

Unter diesem Aspekt sind die deutlichen Worte von Herrn Bernd Wilmert in der Tat sehr hilfreich.

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