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Ohne Bürger für Bürger würden viele Betroffene den Monat nicht überleben

„Ohne die Lebensmittelhilfe vom Verein, müsste ich meinen arbeitslosen Sohn vor die Türe setzen“

Der Duisburger Verein „Bürger für Bürger“ braucht dringend Spenden, damit die beiden Lebensmitteltransporter, die wöchentlich mehr als 5.000 Duisburger mit Lebensmitteln versorgen, repariert werden können (xtranews berichtete). Wir haben Betroffene gesprochen und gefragt, was eine Schließung von Bürger für Bürger für sie bedeuten würde.

Marlies kommt zweimal in der Woche aus Moers, um für sich und ihren Sohn Lebensmittel mit zu nehmen. Die 68-Jährige hat ihr Leben lang als Verkäuferin gearbeitet und als sich ihr Mann vor 17 Jahren von ihr scheiden ließ, ging die Mutter von drei Kindern nebenbei noch putzen. Ihre Rente ist so gering, dass sie noch staatliche Transferleistungen erhält, um überhaupt ihre Existenz bestreiten zu können. Wenn alle laufenden Kosten, wie Miete und Strom abgezogen sind, blieben ihr noch 100 Euro zum leben, erzählt sie uns, ohne einen Anflug von Verbitterung in ihrer Stimme. Sie sei froh, dass es Bürger für Bürger gibt. „Ohne die Lebensmittelhilfe vom Verein, müsste ich meinen arbeitslosen Sohn vor die Türe setzen“, sagt sie nachdenklich.

Marlies kennt auch die TAFELN in Moers. Dort seien aber die meisten Sachen schon mehr als abgelaufen und teilweise auch gammelig. „Bei Bürger für Bürger gäbe es so etwas nicht“, sagt sie. „Immer frisches Obst und Gemüse, auch im Winter. Grade das frische Obst und Gemüse könnten sich die Armen gar nicht leisten, wenn sie das in einem Geschäft bezahlen müssten“, erklärt sie weiter.

 

So ähnlich sieht es auch der 70-Jährige Arthur, der bis 65 als Gärtner im Landschaftsbau gearbeitet hatte. Die 1000 Euro

Arthur: „Die Lebensmittel, die wir hier bekommen, sind um ein Vielfaches frischer und auch qualitativ hochwertiger, als das was die TAFELN verteilen“

Rente reichen nach Abzug von Miete, die alleine schon mit 450 Euro zu Buche schlägt, Strom, Heizung, Telefon und den ganz normalen weiteren Lebenshaltungskosten, für ihn und seine Frau nicht aus. „Ich rauche nicht und der einzige Luxus, den ich mir noch gönne, ist ab und an mal eine Flasche Bier mit meiner Frau“, sagt er, lächelt uns an und wir können die große Lücke im Unterkiefer sehen, für dessen prothetische Versorgung erst recht kein Geld zur Verfügung steht.

„Die Lebensmittel, die wir hier bekommen, sind um ein Vielfaches frischer und auch qualitativ hochwertiger, als das was die TAFELN verteilen“, sagt er einem Anflug von Dankbarkeit und betont, dass er hier mehrmals die Woche Gartenarbeiten übernehme, um ein wenig von der Hilfe zurückzugeben.

 

Der Jüngste am Tisch ist Bernhard mit seinen 51 Jahren. Nach der Lehre zum Maler und Lackierer, habe er direkt den Meister gemacht, um sich danach selbstständig zu machen. Vor sechs Jahren dann der gesundheitliche Rückschlag: Rheuma, Arthrose und Morbus Bechterew (eine schmerzhafte, chronisch verlaufende entzündlich-rheumatische Erkrankung, die sich vor allem an der Wirbelsäule auswirkt). Aufgrund der starken, nicht zu ertragenden Schmerzen, müsse er jeden Tag Morphium nehmen, erzählt er. Seit sechs Jahren ist er im ALG2-Bezug und sieht wenige Chancen, jemals wieder einen Job zu bekommen.

Wie Marlies, hat auch Bernhard eine anerkannte 50% Behinderung. „Die Arbeitgeber würden für einen langen Zeitraum bei meiner Einstellung die Hälfte des Lohns und der Sozialabgaben sparen. Trotzdem will mich keiner“, sagt er mit Frust in der Stimme.

Bernhard: „Hier bist du wieder Mensch und nicht Hartz-IV-Empfänger“

800 Bewerbungen habe er letztes Jahr geschrieben, nur fünf Absagen und nicht ein einziges Vorstellungsgespräch. Für eine Umschulung sei er laut Jobcenter zu alt.

„Für mich war der Gang zu Bürger für Bürger eine absolute Überwindung. Ich habe mich so geschämt“, erklärt der Meidericher, der extra nach Rheinhausen kommt, um hier frisches Obst und Gemüse zu bekommen. Hier im Verein gäbe es eine einfache Regelung: Wer zuerst kommt, wird auch als erstes bedient. „Bei der Duisburger TAFEL“, sagt er, „stehst du bei Wind und Wetter auf der Straße und kannst erst über ein Losverfahren eintreten“ und weiter „dass kann ich mit meinen chronischen Knochenentzündungen gar nicht durchhalten“.

Auch er spricht von teilweise gammeligen Lebensmittel, die die Duisburger TAFEL austeilt.

„Hier kommt sogar einmal im Monat ein Friseur her, der dir für 5 Euro die Haare schneidet. Das ist ein Luxus, den man sich sonst gar nicht leisten könnte“, sagt er und fügt mit leiser Stimme resigniert hinzu, dass er gerne sein altes Leben zurückhaben möchte.

 

Für Marlies, Arthur, Bernhard und viele andere, sind es aber nicht nur die guten Lebensmittel, sondern auch die sozialen Kontakte, die man im Vereinscafé pflegt. „Hier bist du wieder Mensch und nicht Hartz-IV-Empfänger“ sagt Bernhard.

 

Viele, die als Bedürftige zu Bürger für Bürger gekommen sind, helfen heute ehrenamtlich beim Verein mit. Eine dieser 50 freiwilligen Helfern ist Christa, die schon seit sechs Jahren jeden Tag in der Vorsortierung und Essensausgabe arbeitet. Die gelernte Bürokauffrau hat bis zu ihrer Zuckererkrankung vor ein paar Jahren gearbeitet. Nicht nur im Büro, auch im Altenheim war sie tätig, sagt sie uns. Die 63-Jährige hat drei Kinder alleine großgezogen und bezieht heute eine kleine Rente, die sie über staatliche Transferleistungen aufstocken lassen muss.

Sie ist eine Kämpferin, die sich nicht unterkriegen lässt. In den 80er Jahren war sie aktiv beim Arbeitskampf in Rheinhausen, als es um die Schließung der Krupp-Werke ging, dabei. Und als ihr das Geld für die Fahrkarte fehlte, ist sie ein Jahr lang von Homberg nach Rheinhausen zu Bürger für Bürger gelaufen, alles nur um Menschen zu helfen, wie sie sagt. „Es wäre eine Katastrophe, wenn wir das Geld für die Reparaturen nicht zusammen bekommen würden, dann würden viele ältere Menschen sich an Mülleimern bedienen müssen oder gar klauen gehen“, sagt die resolute Rentnerin mit dem frechen blond-roten-stacheligen Haar.

 

 

Bürger für Bürger erreicht man direkt unter der Nummer 01783641739 oder unter 02065 58463.

 

 

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Konto: 200 096 022

Bürger für Bürger Duisburg e.V.

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