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Ungereimtheiten beim Bau der MSV-Arena

MSV Arena im März 2011

MSV Stadion

„Unser Stadion ist langfristig finanziert, die jährliche Belastung beläuft sich auf 1,8 Mio. Euro. Dabei haben wir durchweg lediglich mit Zweitligazugehörigkeit kalkuliert, bei einem Zuschauerschnitt von 12.000“. So Walter Hellmich im  Interview mit der Stadionwelt im Dezember 2004. Der Neubau war überhaupt erst durch eine Bürgschaft des Landes in Höhe von 25 Mio. Euro möglich geworden. Dazu gab es noch einen Zuschuss der Stadt Duisburg von 7,5 Mio. Euro. Geplant war ursprünglich ein kostengünstiges Stadion mit ca. 1.000 Business Plätzen.

Die tatsächlichen Zahlen waren ganz andere: 3,6 Mio. Euro Miete plus Nebenkosten, also glatt der doppelte Betrag. Dies wirft die Frage auf wie sich ein so erfahrener Unternehmer derartig verrechnen konnte. Oder gab es zwei Versionen, eine für die beantragte Förderung und eine „richtige“?

Die Erweiterung der Business Plätze zu einem großen Eventcenter führte jedenfalls zu Mehrkosten von  8 Mio. Euro, die Gegenstand der Ratssitzung vom 14.3.2005 waren und bei der  Ratsherr Mettler von der SPD den Antrag auf Vertagung stellte, unter anderem auch deshalb „weil es an einer Spezifizierung der Mehrkosten fehle“. Unter der Führung von Herrn OB Adolf Sauerland war das aber kein Problem, mit Spezifizierungen hat man es halt nicht so. Auch der Aufsichtsrat des MSV zeigte wegen Doppelbesetzungen in verschiedenen Funktionen und Interessenkonflikten wenig Ehrgeiz, sonst wäre eventuell aufgefallen, dass der für den Innenausbau des Eventcenters zuständige Innenarchitekt Elio Valeggia aus Lugano dort im Herbst 2001, als in Duisburg die MSV Aktivitäten konkreter  wurden, die Firma Hellmich Bau AG gegründet hatte, der laut Schweizer Handelsregister auch leitenden Angestellte der Hellmich-Gruppe als Geschäftsführer angehören. Auch hier ein Interessenkonflikt bei der wichtigen Funktion von Projektausschreibungen und Kostenkontrolle, quasi ein „eigener Mann“ an entscheidender Stelle.

Die Kosten des Seehaus neben der MSV Arena, bei dem der Name Valeggia auch in Erscheinung trat, explodierten ebenfalls: Zwar alles schön anzusehen, aber finanziell ein Desaster, für das zum Glück der MSV nicht zahlen muss. Auch war es bemerkenswert, wie einfach ein Grundstück in Seelage, für Duisburg ganz ungewöhnlich, dem gedachten Zweck ohne Ausschreibung und Prüfung von Alternativen ohne kritischen Blick auf die betriebswirtschaftlichen Grundlagen zur Verfügung gestellt wurde.

Im Ergebnis wurde aus dem überschaubaren und gut kalkulierten Stadion Projekt ein großer finanzieller Ballast für den MSV, der das alles zahlen durfte und zu allem Überfluss nur zu einem geringen Teil Eigentümer werden konnte. Der Löwenanteil gehörte, wie nicht anders zu erwarten, der Hellmich Baugesellschaft. Das war den meisten MSV Fans gar nicht bewusst, dachten sie doch es wäre „ihr“ Stadion.

Der peinliche Ablauf im Herbst 2010 bei der Suche nach einem geeigneten Nachfolger ist auch ein Indiz dafür, dass der Status Quo beibehalten werden sollte. Es wurde eine Duisburger Lösung gesucht und dann auch gefunden. Keine schlechte Lösung wie die Hauptversammlung am 6.4.2011 gezeigt hat, aber die Abwehrhaltung gegenüber externen potentiellen Geschäftsleuten kann auch dahingehend gewertet werden, dass deren Expertise und Analyse der Sachverhalte schonungslos die Schwachstellen offengelegt und mehr als unangenehme Fragen zur Folge gehabt hätte. Eine noch zu klärende Rolle in diesen Zusammenhang spielt der Duisburger OB Adolf Sauerland, der den Interessen von Walter Hellmich immer eine Priorität eingeräumt hat.  Abgeschlossen ist das gesamte Kapitel jedenfalls nicht, im Gegenteil, die Geschichte wird immer interessanter.

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