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Duisburger Straßenambulanz zieht positives Fazit – Stadt spricht vom parallelem Gesundheitssystem

Wir weisen darauf hin, dass in dem Artikel Fotos, die uns Dr. Gerd Heimann freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat, veröffentlicht sind, welche bei sensibleren Lesern Ekel hervorrufen könnten.

Gerd Heimann: „Unser Ziel ist es, die Patienten in die Regelversorgung zurück zu bringen."

Duisburg – in der Stadt der Armen – ausgebildete Mediziner behandeln wohnunglose Patienten.

Eine Schauergschichte von der Duisburger Straßenambulanz.

Es wurden im Jahr 2010 insgesamt 493 Hilfsbedürftige mit insgesamt 3200 Patientenkontakten behandelt. Ein Fünftel davon waren Frauen. 337 der Behandelten sind Drogenabhängig, 179 leiden an der, über Blutkontakt übertragbaren, Infektionskrankheit Hepatitis C (bei den Drogenabhängigen liegt die Quote bei 50 Prozent). Etwa 10 Prozent haben keine Krankenversicherung, fallen also aus der normalen ärztlichen Grundversorgung raus. – Das sagt die Duisburger Straßenambulanz.

„Wir behandeln die ganze Bandbreite die es an Erkrankungen gibt. Zumeist sind dies Erkrankungen der Atemwege und der Verdauungsorgane“, sagt der Arzt, der aus Weeze am Niederrhein kommt.

Dr. Gerd Heimann, der Idealist.

Er berichtet weiter, dass sich die, früher gehäuft vorkommenden, Gewebeentzündungen und Abszesse, die grade bei den Drogenkonsumenten vorkommen, deutlich zurück gegangen seien.Unter den Wohnungslosen.

Dies führt der ehrenamtlich arbeitende Arzt auf die Ausgabe von sterilen Spritzen durch die Straßenambulanz zurück.

Der Praktiker kritisiert die Kommune.

„Hier argumentiert die Stadt Duisburg immer sehr gerne, dass wir die Substitutionsprogramme, wie zum Beispiel die Substitution mit der Ersatzdroge Methadon, durch die Ausgabe von sauberen Spritzen unterlaufen würden.

Als wenn der Drogensüchtige den Beikonsum mit Heroin oder Kokain nur deswegen unterlassen würde, weil er keine saubere Spritze bekommt. Dann nimmt er eben eine alte oder leiht sich eine gebrauchte. Und hier beginnt wieder der Teufelskreis von Abszessen und Infektionen“, erläutert Heimann kopfschüttelnd.

Neben Heimann sind noch zwei weitere Arzte, drei Krankenschwestern und ein Sozialarbeiter ehrenamtlich bei Bürger für Bürger und der Straßenambulanz tätig.

Einem mildtätigen Verein, der die Ärmsten der Ärmsten medizinisch versorgt.

„Unser Ziel ist es, die Patienten in die Regelversorgung zurück zu bringen. Dies schaffen wir zum Beispiel dadurch, dass wir ihnen Anleitungen geben, Kontakte vermitteln und auch leichten Druck ausüben“. So sei der Rückgang der Nichtversicherten und der Obdachlosen auf diese Maßnahmen zurückzuführen.

Dr. Gerd Heimann: „Glaubt denn wirklich einer, dass sich unsere Patienten nachdem sie sich, vielleicht nur zufällig, in die Wunde gepackt haben, die Hände waschen?

Doch auch Wehmut klingt an.

„Wir werden von den drei Städten finanziell nicht unterstützt. In denen wir tätig sind.

Die drei Städte – das sind Moers, Neukirchen-Vluyn und Duisburg.

Die Städte der Schande, die ihren Ärmsten das Überleben nicht sichern wollen.

Großstädte wie Essen oder Dortmund bezahlen pro Patient und Quartal 146 Euro, die die gesetzlichen Krankenkassen, die Kassenärztlichen Vereinigungen und die Kommune bewilligt, so dass in Essen sogar ein Arzt und eine Krankenschwester fest angestellt werden konnten.

In Dortmund feiert man das Projekt Straßenambulanz sogar als ein Erfolgskonzept“ schildert der Arzt und bedauert, dass in Duisburg selbst das Verbrauchsmaterial über private Spenden finanziert werden muss.

Die Straßenambulanz verbraucht monatlich etwa 500 Euro für Verbrauchsmaterialien und 500 bis 1000 Euro für den Unterhalt des Krankenwagens.

In einem Schreiben vom 24.8.2009 (liegt der Redaktion vor) des Duisburger Amt für Soziales und Wohnen erklärt der Amtsleiter Luderer in Auftrag seines Dienstherrn, dem Dezernenten mit SPD-Parteibuch, Reinhold Spaniel, dass man dem Umsetzungskonzept zur medizinischen Versorgung obdachlosen Menschen nicht beitreten möchte, da es keine Notwendigkeit gesehen werde.

Amtsleiter Luderer unbarmherzig weiter:

„Zur Begründung verweise ich auf die erfolgreiche Umsetzung der Konzepte zur Vermeidung und Beseitigung von Wohnungslosigkeit. Hierdurch konnte die Zahl der betroffenen Personen in Duisburg so stark reduziert werden, dass die Einrichtung weiterer Hilfssegmente nicht erforderlich ist. Ferner soll auch weiterhin konsequent an der Integration der Menschen in das vorhandene Gesundheitssystem festgehalten werden und somit kein paralleles System zur medizinischen Versorgung etabliert werden.“

Doch der Amtsleiter geht noch einen Schritt weiter und sieht in der Straßenambulanz auch ein Problem der zuständigen Ordnungsbehörde.

„Auch ordnungsbehördlich ist festzuhalten, dass es an den Standorten Ihrer betriebenen ‚Straßenambulanz‘ immer wieder zu Kritik und Beschwerden von Anwohnern, Kaufmannschaft und Passanten gekommen ist“.

Für Gerd Heimann ist die Argumentation der Stadt Duisburg einfach nur absurd.

„Wir behandeln Menschen, die Aufgrund ihrer Drogenproblematik keine 30 Minuten in einem Wartezimmer sitzen können und vollgepumpt auch eine wahre Zierde für jede Arztpraxis wären. Die haben teilweise offene und eiternde Wunden, deren Geruch alleine schon die restlichen Wartenden panikartig aus der Praxis flüchten ließen“.

Und wenn diese offenen Wunden nicht professionell behandelt und verbunden würden, so Heimann, könnte sich die Infektionen über die ganze Stadt verteilen.

„Glaubt denn wirklich einer, dass sich unsere Patienten nachdem sie sich, vielleicht nur zufällig, in die Wunde gepackt haben, die Hände waschen?

Nein, die packen damit auch die Türklinken von Kaufhäusern und Behörden an. Was dann passiert, kann sich jeder selbst ausmalen“.

Heimann wünscht sich für die Zukunft, dass auch die drei Städte wenigstens die Kosten für die Verbrauchsmaterialien und den Unterhalt des Krankenwagen tragen.

Des weiteren ist Dr. Heimann über jeden Arzt, jede(n) Krankenschwester/Pfleger dankbar, die sich bei der Straßenambulanz einbringen wollen.

„Wir drei Ärzte haben jetzt auch so langsam unser Haltbarkeitsdatum überschritten“, grinst der Idealist.

Menschen die sich gerne einbringen möchten, melden sich am besten telefonisch unter 0178 3641739 oder per Mail an bfbduisburg@web.de

Spenden kann man unter:

Konto-Nummer: 200096022

BLZ: 35050000

Bei der Sparkasse Duisburg

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