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„Die Entlassung von Voss-Tecklenburg hat keine sportlichen Gründe“ – Interview mit Ex-Trainer Jürgen Krust

Am Donnerstag wurde FCR01 Trainerin Martina Voss-Tecklenburg überraschend die Kündigung ausgesprochen. xtranews hatte heute die Gelegenheit mit dem ehemaligen Trainer und Gründungsmitglied des FCR 2001 Duisburg, Jürgen Krust zu sprechen.

Jürgen Krust: "Wenn das Geld knapp ist, dann könnte ich verstehen, dass einige Top-Spielerinnen den Verein verlassen wollen."

xn: Herr Krust, steht es beim FCR 01 Duisburg sportlich so schlecht, dass man in einer Nacht und Nebel Aktion die Trainerin entlassen musste?

Jürgen Krust: Ich könnte mir persönlich vorstellen, dass es hier gar nicht um sportliche Gründe geht. Drei oder vier Spieltage vor Saisonende die Trainerin zu entlassen, dass muss andere Gründe haben. Der FCR steht doch sportlich gar nicht so schlecht da und dass man mal hinter Frankfurt liegt oder gegen München verliert, ist doch ganz normal, besonders hinsichtlich, dass sich auf den vordersten Tabellenplätze Mannschaften befinden, die durchaus leistungsgleich sind.

Die Mannschaft steht doch nicht im Abstiegskampf und eigentlich hat man keine Veranlassung irgend jemand zu entlassen. Martina hat den Frauenfußball in Duisburg geprägt und der Vorstand sollte sich glücklich schätzen, so eine Trainerin zu haben.

Die Entlassung, so scheint es mir, hat er eher ein Alibi-Charakter für den Vorstand, der der Öffentlichkeit beweisen möchte, dass er alles im Griff hat.

xn: Der Vorstand hat Voss-Tecklenburg am Donnerstag auf den Platz zitiert und ihr kurz und bündig die Kündigung ausgesprochen. Ist das der normale Umgang beim FCR?

Jürgen Krust: Das haben die mit mir damals auch so gemacht. So geht man einfach nicht mit verdienten Leuten, ob nun Müller, Meier, Schmitz, um. Wenn Martina vorher nicht gewusst hat, was auf sie zukommt, dann ist das eine riesen Sauerei. Wenn es wirklich um sportliche Gründe gegangen wäre, so hätte der Vorstand das Gespräch mit ihr gesucht. Und erst wenn man merkt, dass man nicht mehr miteinander kann, hätte man am Saisonende den Vertrag nicht verlängert.

xn: Glauben sie den Gerüchten, dass einige Spielerinnen ihre Verträge mit den FCR nicht verlängern wollen?

Jürgen Krust: Nein, aber der Frauenfußball ist oft personenbezogen. Auch bei meinem „Weggang“ wollten Spielerinnen ihren Vertrag nicht verlängern. Doch die meisten kommen hier aus der Region und haben ihre sportliche Heimat in Duisburg und wollen hier spielen.

Wenn aber die Mannschaft das Gefühl hat, dass die da oben nichts mehr geregelt bekommen, oder, so wie ich gehört habe, dass das Geld knapp ist, dann könnte ich verstehen, dass einige Top-Spielerinnen den Verein verlassen wollen.

Xn: Halten sie den Vorstand und Aufsichtsrat für überfordert?

Jürgen Krust: Lassen sie mich es so formulieren: Wenn sich der Vorstand um das kümmern würde was originär seine Aufgabe ist, also die kaufmännische Leitung und sich aus sportlichen Entscheidungen heraushalten würde, wäre allen gedient.

Fotosstrecken zum FCR Duisburg finden sie unter http://xtranews.de/imagedesk/index.php/FCR01-Duisburg

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