Website-Icon xtranews – das Newsportal aus Duisburg

Duisburg21: Offener Brief bezüglich Leiharbeiter bei der Duisburger DVV

Die Bürgerinitiative Duisburg21 BÜRGER!MACHT!POLITIK! hat heute allen Ratsfraktionen einen Brief zukommen lassen, in dem die Praxis der Leiharbeit durch die DVV angeprangert wird. Die Bürgerinitiative nennt den Vorgang ein menschenverachtendes Geschäft und fordert die Stadt auf, ihrer sozialen Verantwortung gerecht zu werden.

Sehr geehrte Mandatsträger/innen,
Am 31. Januar 2011 wurde in der Sendung „report” über die Leiharbeitsfirma octeo Multiservice in Duisburg berichtet. Ca. 40 Busfahrer der DVV, von octeo „entliehen”, befördern Duisburgs Bürger, und dies zu einem Lohn, der 50 % dessen beträgt, was die fest angestellten Busfahrer erhalten. Und diese Art der Arbeitnehmerüberlassung kann nur deshalb stattfinden, weil Vertreter Ihrer Parteien dem in den entsprechenden Gremien zugestimmt haben.

Nun kennen wir alle die üblen Spiele, die in der freien Wirtschaft mit Leiharbeitern betrieben werden. Dass inzwischen der öffentliche Dienst dieses unmoralische Spiel mit betreibt, ist dagegen weniger bekannt und vollkommen inakzeptabel. Städte haben die Aufgabe, ihre Bürger auf der Grundlage von Sparsamkeit und Wirtschaftlichkeit zu versorgen, jedoch nicht, marktorientiert zu wirtschaften.

Lt. Art. 23 Abs. 2. der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der UN: „Jeder, ohne Unterschied, hat das Recht auf gleichen Lohn für gleiche Arbeit” stellt die Beschäftigung von Busfahrern zur Hälfte des regulären Entgelts einen eklatanten Verstoß gegen die Menschenrechtskonvention dar. Über solche Bedenken hat sich die Wirtschaft immer schon leichtfüßig hinweggesetzt, doch an Sie als Politiker christlicher und sozialer Parteien werden andere Ansprüche gestellt, und das mit gutem Recht.

Zur Leiharbeit an sich ist längst alles gesagt worden, wobei die negativen Aspekte die positiven bei weitem überwiegen. Der Mensch „Leiharbeiter” wird zur Ware, der günstig angeboten wird, wenig bis keine Rechte hat, seiner Würde beraubt wird – all das, um dem Anbieter einen Gewinn zu erwirtschaften. Es ist perfide, wenn an der Arbeitsleistung eines Menschen zwei Unternehmen verdienen, einmal der Entleiher, der einen Hungerlohn zahlt, und dann der Leiher, der eine billige rechtslose Arbeitskraft hat, die er jederzeit ohne Konsequenzen feuern kann. Wie weit ist dann noch der Weg zum Sklaven, der seinem Herrn verkauft wurde?

Und genau dieser Menschenhandel wird in Duisburg, offenbar von der Politik legitimiert, betrieben. Eine Stadt, die unvorstellbar hohe Summen für sogenannte „Leuchtturmprojekte” ausgibt, verdient auf der anderen Seite Geld durch die Ausbeutung von Arbeitnehmern. Eine Stadt, die mit ihren Wirtschaftsbetrieben am Projekt „Citizen Value” teilnimmt und sich mit der Übernahme sozialer Verantwortung brüstet, negiert diese Verantwortung völlig bei den Menschen, die durch die octeo Multiservice „verliehen” werden, nicht nur Busfahrer, auch Arbeitskräfte aus anderen Bereichen. Wir fordern Sie hiermit auf, diesem menschenverachtenden Geschäft ein schnelles Ende zu machen und die Stadt zu beauftragen, ihrer sozialen Verantwortung gerecht zu werden.

Die mobile Version verlassen