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Duisburger Gesamtpersonalrat forderte schon im Juli Sauerland zum Rücktritt auf

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Image by xtranews.de via Flickr

Duisburg – In einem, der xtranews Redaktion vorliegenden, Schreiben vom 29. Juli fordert der Gesamtpersonalrat, der Personalrat „Innere Verwaltung“ und der Personalrat „Feuerwehr und Zivilschutzamt“ Oberbürgermeister Adolf Sauerland auf, seine Amtsgeschäfte ruhen zu lassen.

Sehr geehrter Herr Sauerland,

seit dem letzten Samstag befinden sich unsere Stadt, aber auch die Kolleginnen und Kollegen der Stadtverwaltung, in einem Ausnahmezustand. Bestürzung und Trauer über die Geschehnisse und Folgen der Katastrophe während der Loveparade auf der einen Seite und die täglichen dienstlichen Anforderungen an die Kolleginnen und Kollegen andererseits sind zu bewältigen.

Zusätzlich zur eigenen Betroffenheit als Duisburgerinnen und Duisburger, als Elternteil oder Besucher der Veranstaltung werden inzwischen unsere Kolleginnen und Kollegen im beruflichen und auch privaten Alltag in eine moralische oder vermeintliche Mitverantwortung genommen.

Mit Befremden und Entsetzen haben wir in dieser Situation Ihre Interviews mit den Redaktionen der WAZ-Mediengruppe und der BILD-Zeitung, die heute veröffentlicht wurden, zur Kenntnis nehmen müssen.

Es ist offensichtlich notwendig, Sie daran zu erinnern, dass alle Kolleginnen und Kollegen im Auftrag oder in Vertretung für den Oberbürgermeister, also für Sie Herr Sauerland, tätig waren und sind. Dies bedeutet, dass Sie als Oberbürgermeister und Leiter der Dienststelle Stadtverwaltung Duisburg für das gesamte städtische Handeln die uneingeschränkte Verantwortung tragen.

In beiden Interviews erwecken Sie den Eindruck, dass Sie sich zu Lasten unserer Beschäftigten der Verantwortung entziehen wollen.

In dieser Situation stellen sich die Kolleginnen und Kollegen die Frage, in wessen Namen sie heute und zukünftig ihren Aufgaben nachkommen sollen. Für die Personalräte lautet die Frage, mit wem als Leiter der Dienststelle können und müssen wir in den nächsten Tagen und Wochen verbindliche Vereinbarungen treffen?

Pflichtbewusstsein, Herr Sauerland, bedeutet auch, vor den Kolleginnen und Kollegen zu stehen und sie vor einer unberechtigten Mitverantwortung zu schützen. Dass Sie dazu bereit sind, erscheint uns insbesondere nach diesen beiden Interviews ausgeschlossen.

Wir fordern Sie auf, Ihre Amtsgeschäfte als Leiter der Dienststelle Stadtverwaltung Duisburg ruhen zu lassen.

Ein Rundbrief von Sauerland ließ nicht lange auf sich warten. Noch am selben Tag richtet sich der Oberbürgermeister an die Mitarbeiter.

Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Es sind fünf Tage seit der Tragödie auf der Loveparade vergangen. Wir beklagen inzwischen 21 Tote. Wir gedenken der Opfer und fühlen mit den Hinterbliebenen.

Seit Sonntag wird gefordert, dass die Stadt und insbesondere ich die Verantwortung für das Unglück übernehmen und zurücktreten soll. Die Medienberichte haben inzwischen zu Morddrohungen geführt, und ich weiß, dass die gegen mich geschürte Wut auch Sie massiv trifft.

Ausdrücklich möchte ich mich bei Ihnen entschuldigen für die missverständlichen Äußerungen, die die Medien heute veröffentlicht haben. Keinesfalls wollte ich mich von Ihnen distanzieren, sondern habe offensichtlich missverständlich unser Verwaltungshandeln zu erklären versucht. Ich habe Vertrauen in Ihre Arbeit und verantworte diese auch.

Wenn Sie sich fragen, warum ich den Forderungen nach Rücktritt nicht folge, dann antworte ich wie folgt: Ich möchte vermeiden, dass der Rücktritt zum jetzigen Zeitpunkt einer Vorverurteilung der Verwaltung gleichkäme, die sich bei der Vorbereitung der Loveparade hoch engagiert eingebracht hat. Ich kann und will das nicht zulassen.

Bitte haben Sie Verständnis für meine Haltung – nicht zuletzt im Sinne der Betroffenen. Wie ich es bereits angekündigt habe, werde ich bereit sein, zur gegebenen Zeit die notwendigen Konsequenzen zu ziehen.

Diese Situation erfordert von uns allen eine unglaubliche Kraftanstrengung. Bitte beteiligen Sie sich nicht an Vorverurteilungen. Behalten Sie bitte Ihre Solidarität gegenüber unserer Stadt.

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