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Weiterer renommierter Pädagoge als Täter in den Missbrauchsfällen an der Odenwaldschule identifiziert

Hamburg (ots) – Der sexuelle Missbrauch von Schülern der Odenwaldschule reichte über die Einrichtung hinaus. Ein ehemaliger Odenwaldschüler berichtet in der aktuellen Ausgabe des Hamburger Magazins stern, dass ihn 1976 ein Studienfreund des damaligen Leiters der Schule auf einer Frankreich-Reise sexuell belästigt hat. Auch in diesem Fall handelt es sich um einen prominenten Pädagogen: Martin Bonhoeffer war in den 1970er Jahren wesentlich an der Reformierung der Heimerziehung in der Bundesrepublik beteiligt.

Wie der langjährige Leiter der Odenwaldschule, Gerold Becker, und dessen Lebensgefährte, Hartmut von Hentig, war Bonhoeffer in den 60er Jahren am Pädagogischen Seminar der Universität Göttingen tätig. Später vermittelte er beim Senat von Berlin die ersten schwierigen Jugendlichen an die Odenwaldschule, deren Internatskosten die Jugendämter finanzierten.

Unter diesen sogenannten Jugendamtskindern, die bis heute ein Drittel der Schüler stellen, fand der im Sommer verstorbene Schulleiter Gerold Becker häufig seine Opfer. Der ehemalige Odenwaldschüler, der nun über seine Erfahrungen mit Martin Bonhoeffer spricht, wurde allerdings von seinen Eltern dorthin geschickt. "Unsere Eltern fanden damals alles gut, was die Pädagogik-Stars mit uns unternahmen", sagt er, "sie waren ihnen praktisch hörig."

Martin Bonhoeffer starb 1989 mit nur 47 Jahren an einem Herzinfarkt. Nach ihm sind Kinderheime in Tübingen benannt, die er seit 1976 leitete. Am Freitag stellen zwei von der Schule beauftragte Juristinnen ihren "vorläufigen Abschlussbericht" zu den Missbrauchsfällen an der Odenwaldschule vor.

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