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Superintendent Schneider: „Niemand kann – und niemand darf – jetzt einfach zur politischen Tagesordnung übergehen.“

Superintendent Armin Schneider

Zum Reformationstag hat der Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Duisburg, Pfarrer Armin Schneider, den Schlüsselbegriff des Protestantismus, nämlich den der Verantwortung, in einem Gastbeitrag für die RP Duisburg erörtert. Darin kommt er auf die Loveparade-Katastrophe vor 100 Tagen zu sprechen.


Für die Kirchen der Reformation ist der Begriff der Verantwortung nicht zu trennen von der Freiheit. Und umgekehrt: Wahre Freiheit ist nicht denkbar ohne Verantwortung. Diese enge Verknüpfung von Freiheit und Verantwortung hängt zusammen mit dem biblischen Menschenbild, wie es durch die Reformation noch einmal neu entdeckt und bekräftigt wurde. Danach steht der einzelne Mensch frei und aufrecht vor Gott.

Nach der Katastrophe bei der Loveparade haben wir in Duisburg schmerzlich erfahren, dass niemand bereit war, Verantwortung zu übernehmen und zu seiner Verantwortung zu stehen. Die Lähmung, die seither über der Stadt liegt, hat m. E. darin ihren Hauptgrund.

In der Frage der Übernahme von politischer Verantwortung in Duisburg ist an erster Stelle der Oberbürgermeister gefragt; er steht nun mal an der Spitze der Hierarchie. Egal wie man das Verhalten des Oberbürgermeisters beurteilt, doch Morddrohungen gegenüber seiner Person, Drohungen gegen seine Familie überschreiten das Maß des Erträglichen. Auch Trauer, Wut und Hilflosigkeit rechtfertigen nicht diese Auswüchse. Das muss deutlich gesagt werden. Hinzu kommt: Die Fokussierung der Kritik auf die Person des Oberbürgermeisters verdeckte, dass auch andere versagt haben.

Die „Kirche der Freiheit“, die ihrer Verantwortung nachkommt, wird auch Wirtschaft und Politik immer wieder auf ihre eigene Verantwortung hinweisen. Darin ist sie nicht immer eine bequeme Kirche, aber eben gut protestantisch.

Persönlich stehe ich nach wie vor zu dem, was ich in Gegenwart des Oberbürgermeisters anlässlich der Eröffnung unserer Ausstellung im Kultur- und Stadthistorischen Museum gesagt habe: „Niemand kann – und niemand darf – jetzt einfach zur politischen Tagesordnung übergehen.“
 

Den vollständigen Wortlaut des Beitrags finden Sie hier.

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