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Ulrich W. Sahm über das, „was Israel bewegt“

Ulrich W. Sahm

Unmittelbar bevor Ulrich W. Sahm auf seine Vortragsreise durch Deutschland aufbricht, hat er für n-tv aus Jerusalem das deutsche Publikum noch einmal wissen lassen, „was Israel bewegt“. Sahm vermittelt den Eindruck eines Landes, dessen Herz so völlig anders schlägt, als man es sich hierzulande gemeinhin vorstellt. Diesmal berichtet er über „die Filipina und die Talmudschüler“, und über „orthodoxe Juden auf den Barrikaden, weil im Barzilai-Hospital in Aschkelon eine neue Notaufnahme mit raketensicherem Dach gebaut werden sollte. Wie üblich machten Archäologen eine Notgrabung und entdeckten prompt einen Friedhof mit vielen heidnischen Fresken. Die Orthodoxen erklärten die begrabenen Heiden posthum zu Juden und protestierten gegen die ,Ruhestörung der Toten`.“

Geschichten, denen ich stundenlang zuhören könnte, auch wenn sie weder für einen Freund Israels noch für einen Sozialdemokraten besonders erfreulich sind. Wie zum Beispiel die Geschichte über die Filipina, die mit dem Namen „Virginia“ in den israelischen Medien erscheint. Sie hatte offenbar im Haushalt der Familie Barak schwarz gearbeitet, was vorkommen kann, wenn es bei der Verfolgung dieses Steuervergehens nicht einige Besonderheiten gäbe, die in ihrer skurillen Form auf uns Europäer etwas überraschend wirken.

Sie wissen vielleicht: Ehud Barak ist der Awoda-Vorsitzende, also der Chef der Arbeitspartei, und israelischer Verteidigungsminister. Die Sozialdemokraten gehören nämlich der Regierungskoalition aus rechtskonservativem Likud (Netanjahu) und der rechtsradikalen Lieberman-Partei genauso an wie die Siedler-Partei Schas, während sich die Kadima, die Partei in der politischen Mitte um Tzipi Livni und Staatspräsident Schimon Peres, seit der letzten Knesset-Wahl in der Opposition befindet.

Jedenfalls: die Affäre um den ehemaligen Premierminister Ehud Barak hat schon ein ganz kräftiges „Geschmäckle“. Sahm schreibt: „Dieser jüngste Fall offensichtlicher Korruption an der Spitze und das selbstherrliche und unsoziale Verhalten des Vorsitzenden der sozialistischen Arbeitspartei, Barak, erschüttern die Israelis mehr als alle unergiebigen Gespräche von Premierminister Benjamin Netanjahu mit Präsident Mahmud Abbas.“

Von denen erwartet der gewöhnliche Israeli ohnehin nicht viel. Und die besagte Barak-Affäre erschüttert auch keineswegs die Regierung, von der anfangs angenommen wurde, aufgrund ihres extrem weiten Spektrums könne sie nicht lange halten. Die Netanjahu-Regierung erweist sich als stabiler als angenommen, und die Geschichte um die Filipina im Hause Barak ramponiert ausschließlich das ohnehin schon kaum noch vorhandene Image der Arbeitspartei.

„Echte Gefahr droht der Regierung Netanjahus jedenfalls weder durch die Siedlungspolitik noch durch die Friedensgespräche. Viel bedeutsamer ist die staatliche Finanzierung von ,Studenten mit drei Kindern und mehr`, also frommen Talmudsschülern, während ,normale` Studenten leer ausgehen“, schreibt Ulrich Sahm. Seinen sehr lesenswerten Bericht finden Sie hier.

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