Website-Icon xtranews – das Newsportal aus Duisburg

Homosexuelle beraubt! Cruising: prickelnd aber nicht ohne

Foto by http://www.little-devil.com/blog

Heute war in einigen NRW-Zeitungen zu lesen : „Homosexuelle beraubt! 3 Verdächtige bereits in Haft“. Allerdings verrät diese Überschrift nichts über das Geschlecht der „Homosexuellen“. Es gibt sie bei männlichen und bei weiblichen Menschen. Aber diese Überschrift zieht dann doch!

Hintergrund:

Auf einem Autobahnparkplatz im Ruhrgebiet, Treffpunkt auch für manche Schwule und vor allem Ehemänner auf Seiten-Ufer-sprung, nutzte eine Bande von vorwiegend jungen Männern, diese Situation aus. Einer lockte den entsprechend interessierten Mann in Gehölz, signalisierte ihm Interesse und in diesem Moment kamen seine Kumpel hinzu und beraubten das ahnungslose Opfer. Vermutlich ohne viel Gegenwehr, da sich der so ertappte Mann peinlichst berührt, schnellstens aus dem Staube machen wollte.

„Homosexuelle ausgeraubt“ wird dies dann überschrieben, was auf die offensichtliche Unkenntnis dieser speziellen Szene des Schreibers zurückzuführen ist. Denn es sind bei weitem nicht nur Homosexuelle, die sich dort treffen.

Was soll uns die Bezeichnung, die sich nur auf die sexuelle Ausrichtung der jeweiligen Opfer bezieht, sagen? Wird durch die Bezeichnung „Homosexuelle“ damit die Tat nachvollziehbarer und damit erklärlicher? Wohl kaum. Aber der Titel zeigt auch, das gerade die Männer in Gefahr geraten, die sich zu gleichgeschlechtlichen kurzzeitigen Handlungen an derartigen Plätzen treffen. Und viele von denen machen dies versteckt und möglichst anonym.

Der Zeitungsartikell verweist auf mehrere Aspekte. Zum einen wird ein scheinbares Klischee vom Verhalten schwuler Männer bedient und zum anderen aber zeigt dieser Artikel auch, welchen Gefahren diese, vorwiegend, Männer in der Tat ausgesetzt sind.

Da tut ein wenig Nachhilfe gut: Was in diesem Artikel beschrieben wird, nennt der Interessierte in neudeutsch „Cruising„. Schnelle sexuelle, und damit auch anonyme, Treffen an Plätzen mit starker Frequentierung und Fluktuation. Autobahnparkplätze, oder auch Bahnhöfe,  sind seit jeher ein idealer Treffpunkt dazu.

Nicht nur schwule Männer treffen sich da, zunehmend finden sich dort auch die klassischen, normalen, Sexpartner, also Mann und Frau,  ein. Besonders bei gutem Wetter sind viele verschiedene Autokennzeichen zu sehen und umherspazierende Menschen. Richtig ist, das es sich meist um Männer handelt, die dort in ihren Wagen sitzen, scheinbar pausierend, aber dennoch die Umgebung fest im Blick. Mitnichten sind dies alles „Homosexuelle“. Die „richtigen“ Homosexuellen, also die Schwulen, treffen sich dort immer seltener. Sie haben zumeist diverse andere Möglichkeiten und Lokalitäten für menschliche Kontakte. Trotz allem sind diese Treffpunkte in Schwulenkreisen immer noch in. Der Reiz des schnellen und anonymen Lustgewinns ist immer ein Motor des Handelns.

Auf diesen Cruising-Parkplätzen sind es zumeist Ehemänner, Familienväter, durchreisende Geschäftsleute, usw. Also alle die, die sonst nur von den „Schwulen“ bei ihren Schützenfesten, Kegeltouren, ect., abfällig reden und nichts mit solchen Typen zu tun haben wollen, ausser mal alle paar Tage für eine viertel Stunde. Logischerweise sind diese Männer ideale Opfer. Nicht auszudenken, wenn ein solcher doppelt lebender Biedermann auf einmal sein Konterfei in irgendeiner Zeitung wiederfindet oder er als Zeuge vor Gericht erscheinen muss. Und auf solche Männer haben es Kriminelle, wie in diesem Fall, abgesehen. Sie wissen nur zu genau, das ein solch ertappter Mann sich kaum auf lange Diskussionen einlassen wird. Er zückt sofort die Geldbörse um sich schnellstens aus dieser Situation zu befreien. Später wird er wieder auf einem Parkplatz stehen, diesmal woanders. Der Drang dorthin lässt die Vorsicht und auch die vorgegaukelte Abscheu gegenüber Sex unter Männern vergessen. Nicht unerwähnt sei, das es auf solchen Treffpunkten schon mehr als einmal, zu schwereren Verbrechen, wie Körperverletzung und sogar Mord kam.

Hierauf haben sich in der Tat Kriminelle abgestellt. Wissend, dort an Opfer zu geraten, für die eine gesellschaftliche Enttarung ihrer Veranlagung, manchmal sogar das Ende einer beruflichen oder familiären Existenz bedeuten würde. Solche Überfälle setzen dem Opfer in zweifacher Hinsicht zu. Zum einen durch verbale und körperliche Gewalt, sowie, was langfristig für den betroffenen Mann schlimmer ist, erleidet er ein Trauma auf lange Zeit. Denn sein Wunsch zu homosexuellen Kontakten wird ihn stets weiter antreiben, sich einer solchen erneuten Gefahr auszusetzen.

Verständlich auch die Seite der Kritiker solcher Treffpunkte. Nicht jeder möchte am Sexleben des anderen teilhaben. Einen sehr lesenswerten Artikel über die „Schattenseite“ des Autobahncruisings hat Little-Devil auf seinem Blog veröffentlicht. Er beschreibt dort einen ganz anderen Aspekt des schnellen Sex an der Autobahn: das Umweltproblem.

Der Polizei sind in aller Regel die entsprechenden Treffpunkte längs der Schnellstrassen und Autobahnen bekannt. Totalen Schutz vor Übergriffen der beschriebenen Art kann auch sie nicht bieten. Aber immer öfter zeigt sie dort Präsenz. Die Entscheidung zum nicht ungefährlichen Cruisen liegt bei einem jeden selbst. Die Umstände, die manche Männer geradezu dazu zwingen dort den Kick zu suchen, sind auf nach wie vor mangelnde Toleranz, zu großer Tabuisierung und fehlender eigener Offenheit seine(r)  Partner-in gegenüber, mit zurück zu führen.

Ein Doppelleben zwischen zwei Geschlechtern zu führen ist ein tragisch-kompliziertes Leben, was viele innerlich zerreist. Sie sollten irgendwann einmal überlegen, wie lange sie das so noch wollen. Das es anders geht, ist bewiesen.

Hier tut scheinbar noch viel Aufklärung not!

Die mobile Version verlassen