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Jurga im Urlaub, Teil 3: Ein Besuch im Kibbuz

Die Sonne ist untergegangen in Israel, und das bedeutet: es Sabbat mit Schabbat. Nun muss fairerweise erwähnt werden, dass es in Tel Aviv, wo wir unsere Ferienwohnung bezogen haben, nicht ganz so weit her ist mit der Sabbatruhe. Ja, es gibt sogar am Strand eine Partymeile, in die sich alle des allzu Religiösen Überdrüssigen flüchten. Und doch: auch in der Metropole, in der es ansonsten wie in keiner anderen auf der Welt rund um die Uhr abgeht, ist es von Freitag bis Samstag Abend ein Ideechen ruhiger.

Soziologen im internationalen Fachgespräch: Dr. Werner Jurga und Dr. Irit Bar-Natan (v.l.) - Foto: M. R. Jurga

Am Mittwoch hatte ich in Tel Aviv Irit Bar-Natan getroffen und – ich erwähnte es im zweiten Teil dieses Urlaubstagebuchs – mit ihr vereinbart, sie am Freitag bei ihr zu besuchen. Also ging es gestern los zum Kibbuz Maagan Michael; denn dort lebt Irit zusammen mit ihrem Mann Odid. Der Kibbuz liegt etwa an der Mitte der Strecke zwischen Tel Aviv und Haifa, am südlichen Ende der Karmelküste, südwestlich der israelischen Stadt Zichron Ja’akow am Mittelmeer.
Ja, es gibt sie noch, die Kibbuzim. Kibbuzim – das ist der Plural von Kibbuz. Auch wenn ihre Bedeutung für die israelische Gesellschaft insgesamt nachgelassen hat, einige von ihnen sind erfolgreich und expandieren sogar, wie z.B. der Kibbuz Maagan Michael.
Odid Bar-Natan, gelernter Ingenieur und Architekt, wurde vor 60 Jahren in diesem Kibbuz geboren und ist heute verantwortlich für dessen vielfältige Bauvorhaben. Er hatte dort zeitlebens seinen Wohnsitz und ist fest entschlossen, ihn bis zum Ende dort zu behalten.

Blick auf den Kibbuz (Bild: M. R. Jurga)

Da Odid u.a. auch der Sicherheitschef des Kibbuzes ist, hatten wir die Gelegenheit, dort auch Fabriken zu besichtigen, die normalerweise für auswärtige Augen wegen der Gefahr der Wirtschaftsspionage tabu sind. Rohre, Leitungen, Spezialmaschinen sollen deshalb hier als Stichworte genügen. Hinzu kommen diverse landwirtschaftliche Betriebe. Was aber ökonomisch äußerst profitabel ist: das Züchten von Kois.
In Japan alte Tradition hat es sich inzwischen in einigen europäischen Kreisen zur modischen Marotte entwickelt, diese schnuckelige Karpfenart im heimischen Teich zu halten. Dieter Bohlen z.B. ist auf seine Kois so richtig stolz. Wichtig ist selbstredend, dass der Fisch die richtige Farbe hat und die Punkte an der richtigen Stelle. Ist der Koi weiß und hat nur einen einzigen Punkt, nämlich einen roten im Nacken, kann er gern schon einmal einen Preis von mehreren Tausend Euro erzielen. 

Werner und Gabriele Jurga, Irit und Odit Bar-Natan (Foto: M. R. Jurga)

Im Kibbuz leben die sozialistischen Ideale. Die Leitungen werden allesamt demokratisch gewählt, jede und jeder erhält das gleiche Einkommen. Allerdings: Arbeiten muss man halt schon. Kinder und Alte natürlich nicht, doch der Rest muss ran. Wenn junge Israelis nach ihrer Militärzeit mit einem größeren Batzen Geld in den Kibbuz zurückkehren und es an Arbeitsmotivation fehlen lassen oder ausländische Praktikanten ihren Schwerpunkt eher auf Lernen und Freizeit legen, gibt es schon mal Knatsch.
Das mit dem Arbeiten ist nämlich schon insofern etwas blöd, weil man im Kibbuz Maagan Michael das Gefühl nicht los wird, im Paradies zu sein. Allein der Duft der Fauna, die Orangen-, Zitronen- und Mangobäume im Garten der Bar-Natans. Der Strand des Kibbuzes. Ein eigener kleiner Zoo. Selbstverständlich ist der ganze Kibbuz eine autofreie Zone – in der Größe einer mittleren Kleinstadt. Mit eigener Grundschule, eigener High School. Inzwischen sind es 1700 Bewohner, Tendenz steigend. 700 davon sind Mitglieder, also stimmberechtigt. 

Wir blieben im Grunde den ganzen Tag im Kibbuz. Ein unglaubliches Erlebnis! Sehen Sie sich ruhig einmal um – hier gibt es die 3-D-Präsentation. Und dann war Sabbat. Zurück nach Tel Aviv, das so viel ruhiger war als am Donnerstag Abend, als wir aus Jerusalem zurückkehrten. Man kann den Donnerstag Abend im Judenstaat nicht vergleichen mit dem Freitag oder Samstag Abend bei uns. Weil man den Schabbat nicht mit „unserem“ Sonntag vergleichen kann.

Schabbat hin, Schabbat her – wir bekamen am Freitag Abend in Tel Aviv durchaus noch etwas zu essen. Mit wem wir essen waren und wen wir am Donnerstag in Jerusalem besucht hatten, erzähle ich dann nächstes Mal.

Im Kibbuz am Strand (Foto: M. R. Jurga)

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