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Melez mit wenig Glanz – FAELA! grooved den Zug

Gestern startete in Duisburg die Jungerfernfahrt des Melez-Zugs, einer von Auszubildenden der Deutschen Bahn AG in Eigenregie umgestalteter alter S-Bahn Zug. Die einzelnen Wagons tragen wohlklingende Namen wie „Weisser Wagen“, „Salonwagen“ (welcher mit alten Teppichen und Ornamenten ein Hauch von Agatha Christis „Mord im Orientexpress“ wieder gibt). Der sogenanten

FAELA! Frontfrau Ayla Adams

„Medienwagen“, in dem acht Think Pads von IBM zum bloggen und surfen bereit stehen. Diese sind ebenso mit Nummernschlösser fest angekettet, wie auch das restliche Interieur mit Stahlseilen und Schlössern gesichert ist. Anscheinend setzen die Macher von ruhr2010 wenig Vertrauen in ihre begeisterten Duisburger Fans. Anzumerken ist noch, dass nur die wirklich hartgesottenen unter uns am Sonntag bloggen oder surfen konnten, weil dies nämlich vorraussetzte, dass man die Stimme aus dem Off, die in einer Endlosschleife über die Deportation von Juden im Ruhrgebiet sprach, einfach ausgeblendet hat.

Vor der Abfahrt gab es die typische Politiker Folklore.
Verkehrsminister Harry K. Voigtsberger schwärmete davon, dass MELEZ die Verschiedenartigkeit von Kultur und Kulturen sichtbar und erlebbar machen würde, Fritz Pleitgen lobte wie immer alles und jeden und Bahnchef Rüdiger Grube lobte seine Auszubildenden, ließ sich auch nicht nehmen, kameragerecht eine junge Auszubildene in den Arm zu nehmen.

Erst bei Abfahrt wird dem geneigten Kulturinteressierten gewahr, auf was er sich an diesem sonnigen Sonntag eingelassen hat. Es war wie in einer finnischen Sauna, ein Wechsel zwischen den einzelnen Wagons meist langwierig. Es sind immer die selben Protagonisten, die sich auf solchen Veranstaltungen tummeln. Lemurengleich hangeln sich die Kulturschranzen von Wagon zu Wagon, halten nur für ein Interview für die Kollegen. Kamerateams versuchen ständig eng aneinander vorbei zu drängen.

Also alles schlecht an diesem Sonntag? Nein, es gab ein absolutes Highlight: FAELA!, eine schwedische Band, deren Mitglieder aus allen Herrenländer kommen. Argentinien, Chile, Bosnien und Schweden sind vertreten. Ihre Musik, ein Mix aus Latinrythmen mit Balkaneinfluss,  ReggaeGroove und Gypsy Swing. Ein Mischung die fetzt, der man sich nicht entziehen kann. Ihr Sound lässt den „Bühnenwagen“ aus allen  Nähten platzen, Mitreisende grooven, klatschen, haben Spaß. Asli Sevindim und Steve Sloan sind sichtlich angetan von der kunterbunten Band um die Frontfrau Ayla Adams, selbst bei Oliver Scheyd erahnt man ein inneres Rockkonzert, was sich nach außen durch wippen mit dem Fuß und vereinzeltes hin-und-her-wiegen des Kopfes äußert. Die Band war  der wahre Star des Tages und ein absolutes Muß für alle Musik-Fans abseits des Mainstreams.

Vielleicht hätte es bei ruhr2010 mehr FAELA!s geben sollen, anstatt politisch umstrittenen Personen, wie dem Stuttgart 21-Befürworter  Rüdiger Grube eine Plattform zu bieten, sich nun auch noch als Kultur- und Auszubildendenversteher dar zu stellen.

Hier die Bilder

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