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Horst Wackerbarth: Eine Couch als Soziale Plastik

Photo: Christoph Müller-Girod

„Here and there“ heißt das aktuelle Projekt von Horst Wackerbarth, der seit knapp 30 Jahren mit seiner roten Couch durch die Welt reist. Die Ausstellungseröffnung war ein Publikums-Magnet.

Wenn man mit der Roten Couch zu tun hat dann ist nichts so wie sonst. Auch am Abend der Ausstellungseröffnung war dies der Fall – angesichts der vielen Interessierten musste die Couch kurzerhand umziehen. Karl Janssen und Fritz Pleitgen zeigten sich dabei von ihrer starken Seite und halfen beim Tragen und Umstellen.

Museumsdirektor Raimund Stecker betonte bei seiner Eröffnungssansprache, dass er sehr glücklich sei das Projekt im Hause zu haben. Die aktuelle gesellschaftliche Diskussion um Integration habe man bei der Planung des Projekts vor zwei Jahren nicht ahnen können. Doch das Thema „Here and There“ sei vor allem in Duisburg immer aktuell gewesen. „Es ist ein Versöhnungsprojekt“. Man habe, so Stecker, auch eine Einladung an Thilo Sarrazin ausgesprochen, doch bisher noch keine Antwort erhalten. Mit dem Walter-Benjamin-Zitat „die Photographieunkundigen werden die Analphabeten der Zukunft sein“ beschließt Stecker seine Rede.

Horst Wackerbarth selbst war überrascht davon, wieviele Besucher sich an diesem Freitag-Abend im Museum versammelt hatten. Anstatt über seine Arbeit zu reden richtet der Künstler seinen Dank an alle Helfer, Sponsoren, ans Team.

Später versammeln sich auf der umgestellten Roten Couch unter anderen Fritz Pleitgen und Karl Janssen. Der Kulturdezernent der Stadt Duisburg beantwortet die Frage, ob die großen Erwartungen an dieses Projekt erfüllt worden seine mit einen klaren Ja. „Die Couch berührt Gefühle“, so Janssen und weist auf das Hauptthema der Integration hin – das international behandelt worden sei. Wackerbarth war nicht nur in Duisburg selbst unterwegs sondern auch in den Partnerstädten – Calais, Portsmouth, in den Honduras. „Es geht in erster Linie um den Dialog,“ so Janssen.

Stecker selbst sieht die Rote Couch als Soziale Plastik, als aktives Momentum. So wie Joseph Beuys Fett verwendet habe um die Gesellschaft als liquide Masse abzubilden, so nutze Wackerbarth die Rote Couch um die verbindenden Element einer Gesellschaft darzustellen. „Personen, die sich sonst nichts zu sagen hätten bringt Wackerbarth mit seiner Arbeit zusammen und dies ist Kunst im besten Sinne.“

Dass hinter der Oberfläche eines Photos auch noch eine andere Ebene liegt, das wiederum ist ein Aspekt den Fritz Pleitgen hervorhebt – um dann auch auf Steckers Thesen einzugehen. Er selbst habe mit einer jungen Frau und deren Sohn auf der Couch gesessen und habe dabei erfahren, dass diese von einer Abschiebung in den Nordkaukasus bedroht sei. Dies sei momentan jedenfalls durch das tatkräftige Eingreifen vieler Menschen verhindert worden – „und auf einmal bekam dieses Bild,“ so Pleitgen, „eine politische Wirkung.“ Man spreche ja auch sehr gerne über kulturelle Vielfalt, doch die Schicksale, über die denke man dann kaum nach.

Bis spät in den Abend hinein konnten sich die Besucher dann selbst von der Wirkung der großformatigen Fotographien überzeugen und vor allem von der Vielfältigkeit der Roten Couch – mal hängt diese über einer Erdspalte, dann wiederum ist sie in zwei Teile gespalten, steht auf dem Kopf oder versteckt sich inmitten eines Müllberges. Bis zum 09.11. ist „Here and there“ noch zu sehen.

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