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Westerwelle stolpert in New York über Atomwaffen

Nun ist es passiert. Jetzt kann man auch nichts mehr machen. Passiert ist passiert. 

Ja klar, es ist ein „Fauxpas“ („Spiegel Online“), ein peinlicher Versprecher („Welt Online“), der Guido Westerwelle gestern in New York unterlaufen ist. Frisch verheiratet, die allererste Rede auf einer Uno-Vollversammlung – es hätte alles so schön werden können. Und dann dieser „unangenehme Versprecher“, wie ihn die „Welt“, Israels Vorposten im deutschen Blätterwald nennt. Des Bundesaußenministers „unangenehmer Versprecher“, wie zufälligerweise auch der „Spiegel“ schreibt, war eigentlich insofern gar kein Versprecher im engeren Sinne; vielmehr hatte Westerwelle nur ein kleines Wörtchen aus seinem Manuskript weggelassen. Überlesen, wenn Sie so wollen. „Unterschlagen“, wenn Sie so wollen wie der „Spiegel“. Wie gesagt: passiert ist passiert. 

Das kleine Wörtchen heißt „frei“, also genau so wie die demokratische Partei, der der deutsche Außenminister nebenberuflich auch noch als Vorsitzender dient. Und so kann es gehen: lässt man nur ein einziges Mal „frei“ weg, gerade dort, wo man es gesagt haben wollte, ist sofort der Sinnzusammenhang ein bisschen anders. Frei formuliert: ganz anders.
Westerwelle kam während seiner Jungfernrede am Samstag vor der UN-Vollversammlung auf den Nahost-Konflikt zu sprechen und sagte: „Die für 2012 geplante Konferenz zur Einrichtung einer Zone von Massenvernichtungswaffen im Nahen Osten ist eine große Chance für Frieden und Sicherheit in dieser Region.“ 

„Eine Zone von Massenvernichtungswaffen im Nahen Osten“? Klar, die kann niemand wollen. Die will auch Guido Westerwelle nicht. Des Rätsels Lösung ist recht einfach: zwischen dem Wort „Zone“ und dem Wort „von“ hätte das Wort „frei“ gemusst, und schon wäre alles okay gewesen.
Aber auch so ist kein Kind in den Brunnen gefallen. Gleich im übernächsten Satz stellte Westerwelle – wie im vorab verbreiteten Text ausgewiesen – klar, dass sich Deutschland für einen Nahen Osten ganz ohne Atomwaffen engagiere. 

Also, ein „Fauxpas“, sicherlich; ein „peinlicher Versprecher“, ja – das muss man schon zugeben. Aber dass Westerwelle damit unsere Chancen auf einen Sitz im Sicherheitsrat verspielt hätte, kann man so nicht sagen. Deutschland im UN-Sicherheitsrat, das Wichtigste überhaupt – noch dürfen wir, noch darf die Welt hoffen.
Denn wir tun immerhin etwas dafür, dass der Nahe Osten atomwaffenfrei wird. Da kann auch kein Versprecher oder Weglasser oder so irgendetwas dran ändern. Deutschland ist für den Frieden. Auch Guido Westerwelle. Und der tut auch etwas dafür. Genau wie Deutschland sowieso. 

Wenn man nur wüsste: was? Oder wie? Schließlich gibt es ja gar kein Land im Nahen Osten, das Atomwaffen besitzt. Außer vielleicht Israel. Die Israelis lassen zwar, wie sie sagen, die Welt „gezielt im Unklaren“ darüber, ob sie Atomwaffen haben oder nicht. Doch jeder weiß: sie haben welche.
Sonst niemand. Westerwelles Engagement für einen Nahen Osten FREI von Massenvernichtungswaffen kann logischerweise nichts Anderes bedeuten, als mit der israelischen Regierung ganz freundschaftlich und ganz vertraulich darüber zu plaudern, dass die jetzt mal „eine große Chance für Frieden und Sicherheit in dieser Region“ am Schopfe packen und ihre Atomwaffen verschrotten sollten. 

Dann freuen sich die Israelis bestimmt so richtig. Vorausgesetzt natürlich, dass Guido nicht wieder in all der Aufregung ein Wort weglässt. Aber wenn der alles richtig macht, der Guido, und sagt: „Shalom, Netanjahu! Pass mal auf! Schon wegen des lieben Friedens und der Sicherheit und so, und damit Deutschland endlich wieder einen Sitz im Sicherheitsrat bekommt, schmeißt Ihr jetzt mal schön alle Eure Atomwaffen weg!“
Wenn der das dann wirklich macht, der Netanjahu, dann bekommt der bestimmt den Friedensnobelpreis. Der Westerwelle.

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