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Schon wieder ein Amok-Lauf

4 Tote in Lörrach als Folge eines Amok-Lauf einer Rechtsanwältin.

Die Redaktion von xtranews drückt allen Hinterbliebenen ihr tiefes Mitgefühl aus – nichts hat sie auf diese Situation vorbereitet und niemand ist in der Lage, eine rationale Erklärung zu geben. Und kein außen stehender Mensch ist in der Lage zu fühlen, was sie fühlen. Die Opfer waren nicht ausgewählt, sie waren schlicht zur falschen Zeit am falschen Ort – das macht es so grausam.

Ah, eine Sportschützin war sie. Die Waffen legal besessen. Wie der Vater des Amok-Läufers von Winnenden. Nur, dass sie eine Frau war, kein junger Mann. Und vermutlich auch keine Neigung zu Computerspielen hatte wie jenen, denen man nachsagt, Amok-Läufe zumindest wahrscheinlicher werden zu lassen.

Lörrach, wie auch Winnenden und alle anderen Orte an denen Menschen Amok laufen, machen uns klar wie unzulänglich unsere Versuche zu verstehen oder zu erklären sind. Menschen streben gerne nach einfachen Lösungen, Politiker und oft auch die Presse wollen diese gerne präsentieren. Medien um gelesen zu werden, Politiker um – vielleicht weniger populäre – Entscheidungen durchzudrücken.

Was dabei oft auf der Strecke bleibt ist die Erkenntnis, dass alle Vermutungen über Motiv und Ursache, alle Fragen nach dem „wäre es auch passiert wenn“ unbeantwortet bleiben. Menschen sind gestorben und lassen uns fassungslos zurück.

Einen Amok-Lauf kann man nicht erklären, wenn man ihn als einzelnes, losgelöstes Phänomen der Hilflosigkeit, als Ausbruch betrachtet. Vielleicht kann man die Mechanismen die Menschen Amok laufen lassen besser verstehen, wenn man sich des Phänomens gesamtgesellschaftlich annimmt.

Für solche Betrachtungen reicht jedoch die Zeit nicht. Es wollen Fakten genannt werden: Die Anzahl der Toten, was für Waffen, wo waren die Waffen her, am Besten noch Fotos von Opfern. Und nächste Woche reden wir über die nächste Katastrophe.

Vielleicht ist es wirklich an der Zeit, nicht mehr von „einem Amok-Lauf“ zu sprechen. Sondern sich mal intensiv Gedanken zu machen, wie die Welt in der wir Leben so wurde, wie sie ist. Und in der Folge es passieren kann, dass Menschen sich so mit dem Rücken an der Wand sehen, dass sie nicht nur ihren eigenen Tod billigend in Kauf nehmen, sondern auch noch andere Menschen mit sich reißen. Ohne reißerische Überschriften, ohne reißerische Fotos.

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