Website-Icon xtranews – das Newsportal aus Duisburg

Wie ein König ohne Land

Adolf Sauerland, einstmals strahlender Sieger der letzten OB-Wahlen in Duisburg, war der leuchtende Stern der Duisburger CDU und ist nun zur stetig fallenden Sternschnuppe mit abnehmender Leuchtkraft verkommen.

Niemand will mehr mit ihm aufs Foto, keiner reisst sich mehr darum, an der Seite des OB gesehen zu werden, aus Angst, das eigene Konterfei wohlmöglich am nächsten Tag neben Sauerland in der Zeitung zu sehen.

Diese Erfahrung musste OB Sauerland erst vor wenigen Tagen wieder machen. Anlässlich der „Sinfonie der Tausend“ im Duisburger Landschaftspark durfte Adolf Sauerland nicht mit auf das offizielle Foto mit dem Bundespräsidenten. Selbst Wulff will ihn nicht, ihn, den Adolf Sauerland, den Parteifreund. Auch die angereiste Hannelore Kraft vermied den näheren Kontakt zum einstigen Liebling der Duisburger Politik. Wulff und Kraft würdigten Sauerland vor Beginn des Konzerts „Sinfonie der Tausend“ keines Blickes. Auch als die Kameras der Pressevertreter für das offizielle Begrüßungsfoto klickten, muss Sauerland zwei Meter daneben stehen.

Sauerland wurde im Jahre 2004 in einer Stichwahl zum OB der Stadt Duisburg gewählt. 2005 legte Adolf Sauerland seine Parteiämter nieder, um in seiner Funktion als Oberbürgermeister neutraler gegenüber anderen Interessen sein zu können. Am 30.August 2009 wurde er erneut mit 44,6% der Stimmen zum OB wiedergewählt.  Eine gewisse Popularität und Beliebtheit wurde ihm in dieser Zeit oft nachgesagt.

Dann kam der 24. Juli 2010.


Adolf Sauerland, der Strahlemann des Tages, wurde immer wieder von Presse und Promis umringt und wurde nicht müde, die Mega-Veranstaltung „Loveparade 2010 Duisburg“ zu loben. Er und seine Stadt hatten das geschafft, was andere, wie zuvor Bochum, nicht auf die Beine stellen konnten oder wollten. Denn Sauerland hatte das Event nach Duisburg, mitten rein ins Ruhrgebiet, geholt. Welch ein Erfolg für ihn und seine Stadt!

Am frühen Abend sah die Loveparade-Welt in Duisburg anders aus. Das jähe Ende dieser jahrelangen Veranstaltung war gekommen. 21 Tote und über 500 Verletzte waren und sind seitdem zu beklagen.

Adolf Sauerland hatte sein strahlendes Lächeln an diesem Nachmittag des 24. Juli verloren. Und so manche bis zu diesem Tage bestehende Männerfreundschaft endete abrupt in aufkommenden gegenseitigen Schuldzuweisungen. Der Erfolg kennt einen Sieger, den Untergang spricht man den anderen zu.

Sauerland wollte sein Duisburg bekannt machen, weltbekannt sogar! Als eine offene, tolerante und lebenswerte Stadt wollte er Duisburg darstellen. Raus aus den Negativberichten über eine Stadt mit einer hohen Arbeitslosenquote von über 13%, wirtschaftlichen und sozialen Problemen. Und Duisburg wurde bekannt, sogar weltbekannt, aber, wie wir wissen, durch eine große Tragödie, die von nun an alles überschattet.

Sauerland, dem viele eine große politische Mitverantwortung für das Unglück nachsagen, verspielte bereits in den ersten Tagen nach der Loveparade-Tragödie seinen Kredit. Eine ganz Stadt trauerte, es reisten Politiker aus der Landes- und Bundesregierung an, viele Vertreter von Organisationen und Verbänden waren vertreten, nur: der erste Mann der Stadt Duisburg blieb der offiziellen Trauerfeier fern.

Aufklären wolle er, sagte er ab nun. Und immer weniger Menschen glaubten ihm das. Nein, er wolle nicht kneifen und sein Amt nutzen um die Ursachen dieses Desasters zu ergründen. Auch das glauben ihm immer weniger Duisburger. Er klebt an seinem Stuhl, sagen sie stattdessen, er soll zurücktreten um damit für die Angehörigen der Opfer ein Zeichen zu setzen, fügen viele noch dazu.

Doch Adolf Sauerland bleibt auf seinem Posten. Egal, wie stark der Wind ihm auch noch ins Gesicht bläst, dieser Mann steht wie eine deutsche Eiche alles durch. Doch der Preis ist hoch. Denn wie ein König ohne Land agiert er nun, nur noch umgeben von wenigen treu ergebenen, die wissen, das auch ihre Zeit mit dem Abgang des Königs enden wird.

Sauerland, der sicher eine respektable Bilanz seiner Amtsführung hätte aufweisen können, wäre seine Gier nach öffentlicher Anerkennung nicht so groß gewesen, sieht sich nunmehr in der Rolle eines öffentlich Getriebenen und Unverstandenen. Am Ende, wenn die Aufklärungsarbeit über die Tragödie von Duisburg mal beendet sein wird, wenn Schuld und Verantwortung zugeordnet werden können, wird er als der tragische Verlierer dastehen, der er im Grunde genommen, heute schon ist.

Für viele, gerade junge, Menschen stellt er bereits jetzt schon den Prototyp eines machtbesessenen Politikers da. Nicht nur, das er sich selbst schadet, nein, er schadet dem Ansehen der Politikerkaste mit seinem Festhalten am Amt insgesamt.

Zurücktreten will er nicht, abwählen geht nicht, weil die CDU nicht will, so bleibt er eben und klärt weiter auf, so gut er kann.

Das Leben in Duisburg geht derweil weiter. Aber es geht weiter ohne seinen Oberbürgermeister Adolf Sauerland. Irgenwie vermissen sie ihn nicht, die Duisburger. Zu Gesicht bekommen sie ihn auch immer seltener. Eigentlich wäre jetzt noch Zeit für ihn zu sagen „Adieu, ich geh dann mal“!
Die mobile Version verlassen