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Christoph Schlingensief gestorben

Gestern starb Christoph Schlingensief an den Folgen seiner schweren Krebserkrankung im Kreise seiner Familie. Er wurde nur 49 Jahre alt.

Ein zeitlebens umtriebiger, zuweilen auch sehr unbequemer, aber dabei zunehmend genialer Theater-, Film- und Opernregisseur hat die Bühne verlassen. Er hatte noch einige, für ihn künstlerisch wichtige, Projekte bis weit ins nächste Jahr geplant. Das ist ihm nicht mehr vergönnt gewesen.

Ich hab‘ kein Bock auf Himmel…sagte er noch vor kurzer Zeit und sprach damit gleichzeitig vielen Menschen aus der Seele, die ein ähnliches Schicksal wie er tragen müssen und mussten. Und er ging, anders als manche andere, ganz offen mit seiner Krankheit um. Und das war gut, nicht nur für ihn.

Mir bleibt vor allem seine PARSIFAL-Inszenierung in Bayreuth in bleibender Erinnerung. Seine assoziations- und bilderreiche Inszenierung von Wagners Spätwerk wurde, wie konnte es anders sein, zwiespältig vom Publikum und der Presse aufgenommen. Erstmals inszenierte er das Werk anlässlich der Bayreuther Festspiele 2004. Es wurde danach noch bis 2007 aufgeführt. Nach der letzten Aufführung erntete Schlingensief den Jubel des Publikums und das Lob der Presse. Die FAZ schrieb damals: “  Doch hat sich Schlingensief auf der rotierenden Drehbühne aus Nomadenbauten und multifunktionalen Kinoleinwänden ein Einsteinsches Raum-Zeit-Kontinuum geschaffen, darin Tod, Auferstehung und Wiedergeburt zu einem Mirakel zusammenfallen. Vielleicht kam bisher kein ‚Parsifal‘-Regisseur dem Raum-Zeit-Gefüge der Wagnerschen Musik näher als Schlingensief. Es gibt keine linear zu erzählende Geschichte mehr in diesem ‚Parsifal‘, alles geschieht simultan.“

Ich hätte noch gern weitere spannende Operninszenierungen von ihm erleben wollen.

Christoph Schlingensiefs Familie bittet anlässlich seines Todes auf seiner Website um Spenden für sein so sehr gewünschtes Projekt „Operndorf Afrika“.

Foto: kulturkenner.de
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