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George Clooney gegen Rudolf Scharping

Greulich 
Stadtdirektor Dr. Peter Greulich

 

Duisburg vor dem Wiederaufbau:
George Clooney gegen Rudolf Scharping

Seitdem Adolf Sauerland die „individuellen Schwächen“ in die öffentliche Debatte geworfen hat, sind sie aus ihr nicht mehr wegzudenken – allerdings überwiegend seine eigenen. Wie lange auch immer die „individuellen Schwächen“ eines Adolf Sauerland Anlass für Berichte und Kommentare sein werden, sie können nicht darüber hinwegtäuschen, dass die „Ära Sauerland“ bereits ein Stück Stadtgeschichte ist. Ob er doch noch zurücktritt, sorry: um seine Entlassung bittet, oder ob er abgewählt wird, ob er seines Amtes einfach so enthoben oder ob er verhaftet wird, klar ist, dass die Spekulationen über seine Nachfolge längst begonnen haben.

Einstweilen hinter vorgehaltener Hand, versteht sich. So weit ich dennoch meinte, etwas gehört zu haben, galt dabei als ausgemachte Sache, dass Duisburgs nächster Oberbürgermeister von der SPD gestellt werden dürfte. Es war keine makabre Schadenfreude, sondern nüchterne Einschätzung der Dinge, wenn für den SPD-Kandidaten ein Ergebnis von etwa 70 Prozent angenommen werden musste.
Und, einmal ganz im Ernst: möchten Sie unter den jetzigen Umständen als CDU-Kandidat für die Direktwahl eines Duisburger Oberbürgermeisters antreten? Es kann nur Menschen mit einer ausgemachten Portion Masochismus danach drängen.
Da die Besucher von Domina-Studios aber in aller Regel nicht öffentlich auffallen wollen, müsste die Duisburger CDU schon einen leidensfähigen Parteisoldaten suchen, der bereit ist, für die gute Sache durch die Hölle zu gehen. Oder eine schmerzunempfindliche Kampf-Amazone.

Nach der gestrigen Trauerfeier ist mir eine ganz andere Idee gekommen. Wie wäre es denn eigentlich, wenn die CDU umständehalber einfach auf einen eigenen Kandidaten verzichtete. Ein Artikel in der Duisburger WAZ brachte mich auf einen Gedanken. Ich las dort: „Aus Kreisen der Spitzenbeamten war zu hören, die Stadtverwaltung agiere führungslos. Dazu Dr. Peter Greulich: „Es bedarf einer aufräumenden Hand. Und die biete ich an.“
Peter Greulich ist als Stadtdirektor der Stellvertreter des Oberbürgermeisters. Er nennt ein grünes Parteibuch sein eigen, und – wie kann ich dies jetzt formulieren, ohne eine Beleidigungsklage am Hals zu haben? – er ist im Duisburger Verwaltungsvorstand … – puh, mir ist nichts eingefallen.
Sagen wir mal so: wie jeder Mensch hat auch Greulich individuelle Schwächen. Auch hatte die ein oder andere politische Entscheidung von ihm durchaus auch Kritiker auf den Plan gerufen. Aber insgesamt – Mensch, wie sage ich das denn? – ich hab´s: machte Greulich in der Stadtspitze durchaus eine gute Figur.
Ja, so kann man das sagen! Da kann niemand beleidigt sein.

Greulich hatte Urlaub gemacht, als sich die Katastrophe ereignete. Er hat ihn abgebrochen und beginnt nun seiner Pflicht nachzukommen, den faktisch amtsunfähigen, noch amtierenden OB zu vertreten. Und am Samstag, am Tag der Trauer in Duisburg, hatte er den richtigen Ton getroffen.
Er sagte nicht: „So, jetzt räume ich hier aber auf!“ Dies hätte weder in die Atmosphäre gepasst noch entspräche es seiner ganzen Art. Er sieht den „Bedarf“ einer „aufräumenden Hand“; und die „bietet“ er an. Respekt! Vom Sound her gesehen absolut richtig eingestellt. Ich hätte das nie gekonnt. Sauerland übrigens auch nicht.
Greulich dürfte klar sein, dass der Klang der schönen Worte nicht reichen wird. Und dass, wenn er über den Tag hinaus an führender Stelle Verantwortung für Duisburg tragen will, er es nicht bei einem „Angebot“ wird belassen können. Er wird aufräumen müssen! Ohne Ansehen der Person, geschweige denn des Parteibuchs, sondern, um ein geflügeltes Wort zu bemühen: brutalstmöglich.

Der Bedarf ist unbestreitbar gegeben. Und Greulich bietet sich hier für eine Aufgabe an, die zweifelsohne ihre Tücken hat. Er wird auf Mauern des Schweigens treffen, auf die Widerstände mächtiger Seilschaften, auf Loyalitäten und Verräter – und überall auf individuelle Interessen, für die wie in einem Überlebenskampf gefochten wird.
Peter Greulich will also aufräumen. Das, was ich gerade geschrieben habe, ist banal. Greulich wird wissen, was auf ihn zukommt. Und nochmal: nur im Erfolgsfall wird er mittel- und langfristig an führender Stelle Verantwortung für Duisburg tragen können. Sollte er jedoch bei diesem ambitionierten Vorhaben Erfolg haben, drängt er sich als OB-Kandidat der Grünen förmlich auf. Dann, aber auch nur dann wäre er auch nicht chancenlos gegen den sozialdemokratischen Kandidaten, weil er mit Unterstützung weit über die grüne Partei hinaus rechnen könnte.
Die Duisburger – und nicht nur die – können Greulich diesen Erfolg nur wünschen. Man sollte die Erfolgskriterien nicht einmal allzu hoch hängen. In einem Vierteljahr kann es in der Duisburger Stadtspitze nicht aussehen wie in einer gut gepflegten Puppenstube. Es geht nicht um ein Foto-Shooting für die Zeitschrift „Schöner Wohnen“.
Wenn ihm gelingt, dass die Duisburger Verwaltung alles ihr Mögliche zur Aufklärung des 24. Juli beisteuert, wenn ihm gelingt, außer Sauerland, Rabe und Gerste noch eine Handvoll weiterer Hauptverantwortlicher mit belegbaren Fakten, also mit Beweisen zum Rückzug zu zwingen, und wenn sein eigenes Verhalten in dieser Sache nachvollziehbar ohne jeden Fehl und Tadel ist, drängt sich Greulich als bürgerlicher Kandidat für die anstehende OB-Neuwahl förmlich auf.

Sie würde dann ein spannendes Rennen, sozusagen “George Clooney gegen Rudolf Scharping”. Wobei Dr. Greulich hier freilich für Scharping steht, weil er doch so ein passionierter Fahrradfahrer ist. Bleibt nur die Frage: wer macht dann den Clooney?

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