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Trauerfeier in Duisburg

Am morgigen Samstag findet in der Duisburger Salvatorkirche die Trauerfeier für die 21 getöteten Loveparade-Besucher statt. Wegen des zu erwartenden großen Interesses wird der Gottesdienst ins Wedau-Stadion und auf Großbildleinwände übertragen.

Es ist schon eine eigenartige Wortverbindung: Loveparade und Trauerfeier. Und dennoch wird diese neue Wortschöpfung Einzug in den deutschen Sprachgebrauch halten. Loveparade-Trauerfeier ist auch ein Synonym für die Beerdigung der seit Jahren erfolgreichen und friedlichen Loveparades in Berlin und im Ruhrgebiet. Was am Samstag als “Liebes-und Musikparade” begann, endete am Samstagabend in einer “Deathparade”, wie viele Kommentatoren schrieben. Und einen Tag später erklärte der Veranstalter dieses tragischen Events, Schaller, die Loveparade für gestorben.

Nun folgt die Beerdigung und die Trauerfeier eines Events, welches über Jahre zig-tausende RaverInnen aus aller Welt anzog. Die nach Berlin, Essen, Dortmund und Duisburg anreisten, um dabei zu sein. Abzufeiern, zu tanzen, Musik zu hören, einfach Spaß zu haben fernab von alten Konventionen. Mittlerweile sind sie alle wieder abgereist. Dahin, von wo sie herkamen. Diesmal aber nehmen sie andere Gefühle, andere Eindrücke und Beklemmungen mit. Diesmal wissen sie: so etwas wird es nicht mehr geben.

21 von ihnen sind für immer abgereist. Noch bevor sie ein letztes Mal tanzen und raven konnten, wurden sie im ungeordneten Andrang der tausenden Besucher zerquetscht. Und alles nur, weil eine Handvoll älterer Männer ein Sicherheitskonzept entworfen haben, was nicht sicher war. Und keiner dieser älteren Herren hat auch nur ein Wort des Bedauerns, eine Entschuldigung oder auch nur den Hauch eines mea Culpa bekundet.

Ein Oberbürgermeister, der am Stuhle klebt, vermutlich aus Angst um seine Pensionsansprüche, ein Veranstalter Schaller, der die Einladung zu Maybritt Illners Talkrunde ausschlug, ein Stadtdezernent, der auch heute noch voll hinter seinem “Unsicherheitskonzept” steht, sind nun die tragischen Protagonisten eines wahrhaften Trauerspiels.

Die Trauerfeier wird den 21 Toten gewidmet. Aber noch mehr ist gestorben: das Gefühl von Sicherheit, die Hoffnung auf einsichtige Mandatsträger, die politische Verantwortung übernehmen, ein gutes Stück Jugendkultur und eine vor 21 Jahren geborene Loveparade. Letztlich auch ein Teil der Stadt Duisburg und des Lebensgefühls im sonst oft coolen Ruhrgebiet. Wir werden lang daran knabbern!

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Der Autor Detlef Obens ist Redaktions-Mitglied und Mitbetreiber von „Demokratisch Links„, nach dem Eigenverständnis eine kritische Internet-Zeitung aus dem Münsterland. Er ist 52 Jahre alt, Fachpfleger für Psychiatrie und ehemaliges Mitglied der Partei Die Linke. Viele Leser kennen ihn möglicherweise von seinen Gastbeiträgen bei den Ruhrbaronen.

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