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Duisburg: Eine Stadt trauert

In Duisburg beherrscht nach wie vor die Katastrophe der Loveparade die Menschen. Kaum ein Gespräch, dass sich nicht darum dreht. Und wie oft bei Katastrophen, entwickelt sich der Ort des Geschehens zu einem Ort, an den die Menschen zurück kehren. Um zu trauern. Zu reden. Antworten zu finden.

An der Karl-Lehr-Straße säumen inzwischen unzählige Kerzen die Wege und zahlreiche Schilder, Fotos und Bilder erzählen Geschichten. Von Menschen die nichts ahnend gefeiert haben, von Menschen die ihre Freunde verloren haben und von Menschen, die ihr Leben verloren haben.

Die Stimmung ist gedrückt, die Gespräche gedämpft. Immer wieder bilden sich kleine Grüppchen und in meinem Grüppchen ist eine junge Frau, die beinahe tot getrampelt worden wäre. Sie ist mit ihrer Freundin da, weil sie einfach noch mal an den Ort musste, an dem sie das Gefühl hatte, sie würde sterben. Dann ist da noch der junge Mann mit seinen Eltern. Der erzählt, wie er aus der Menge gezogen wurde. Wie weh ihm alles tut, aber welches Glück er hatte. Und dann ist da noch jemand mit glasigem Blick – der gar nicht redet. Nur weint. Ein Elternpaar, deren Sohn nur knapp nicht zu den Opfern gehörte.

Überhaupt, weinen ist etwas, dass viele heute machen. Sie lassen ihrer Verzweiflung und Trauer freien Lauf. Um dann wütend zu werden:

Zahlreiche Schilder und die Gespräche machen deutlich, dass in Augen der Anwesenden vor allem der Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland als der gesehen wird, der die Möglichkeit gehabt hätte, das alles zu verhindern.  Und aus Sicht der Anwesenden es aus niederen Beweggründen riskiert hat. Mit bekanntem Ausgang.

Unabhängig von der Frage wer schuld hat und wer nicht, die Stimmung ist gespenstisch. Und dann kommen einige junge Leute vom DRK und den Malteser Hilfsdiensten. Auch sie weinen, müssen sich stützen und sind gekommen um zu trauern.

Und plötzlich stehen sie in der Mitte. Um sie herum mehrere hundert Menschen aus Duisburg und den umliegenden Städten. Die klatschen. Die hingehen, sie in den Arm nehmen. Denn unter all der Wut auf die Verantwortlichen scheint vielen plötzlich klar geworden zu sein, wem sie zu verdanken haben, dass es nicht noch schlimmer wurde. Wer die Helden der Loveparade waren.

Keine Frage: Duisburg steht unter Schock.

Einige der Teilnehmer planen einen Demonstration am kommenden Donnerstag, 9:30 Uhr vor dem Rathaus Duisburg. Wenn wir nähere Infos hierzu haben, reichen wir sie durch.

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