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20 Stunden Ruhrstillleben – wovon man später erzählt…

Es ist vorbei. Aus und vorbei. Die A40 ist wieder die A40 und das Ruhrstillleben ist eine nette Erinnerung. Oder ist es vielleicht mehr?

Für einige von uns begann das Ruhrstillleben schon gestern gegen 22 Uhr Abends in Essen am Internationalen Pressezentrum der RUHR2010-Orga. Dort trafen wir uns, um die Sperrung der Autobahn, das Anrücken der Transporter und den Beginn des Aufbaus der Tische und Bänke zu beobachten.

Wie das so ist bei Großereignissen, ging nichts ohne Pannen. Alle, einschließlich Fritz Pleitgen, waren über pünktlich und dann standen wir da… und es ging nicht weiter. Die Informationslage war, dass in Duisburg noch Autos auf der Autobahn wären und in Dortmund schon begeisterte Menschen die B1 in Beschlag genommen hätten.

Mit leider mehrstündiger Verspätung konnte es dann doch losgehen und wir hatten die Ehre, zusammen mit den Anwohnern die Ankunft der ersten LKW zu beobachten und die Vorbereitungen des THW. Das THW war dann letztlich auch mit vereinten Kräften schon am Aufbau, noch bevor die Gabelstapler der DB Schenker da waren. Und ich meine, man kann über die Bahn sagen, was man will: Ohne ihre Logistik-Experten hätte Ruhrstillleben nicht statt gefunden.

Der Aufbau lief.

Morgens, schon lange vor der Öffnung der Autobahn waren viele Menschen im Ruhrgebiet unterwegs. Mit der Bahn, dem Rad oder zu Fuß machten sie sich auf den Weg, die erste offizielle Befahrung der Autobahn seit der Öl-Krise in den Siebzigern in Angriff zu nehmen. Pünktlich um 11 durften sie und schon kurz später hieß es dann:

  1. Es sind bereits geschätzt 1.200.000 bis 1.500.000 Menschen unterwegs
  2. Die Sicherheitskräfte beginnen den Zugang zu regulieren – die Autobahn hat Stau.

Die Besucher waren sich aber einig: DER Stau war der schönste, den sie je auf der A40 erlebt haben und auch die Anwohner, die Abends ob der Stille noch irritiert waren, hatten sichtlich Freude.

Insgesamt waren bis Abends ungefähr 3.000.000 Menschen zu Gast. Dafür, so erzählte der Einsatzleiter in Essen, wäre die Anzahl der „Incidents“ mit nicht einmal 100 ungewöhnlich gering gewesen zu sein. Und auch die Polizei schien mehr Zeit mit der „Touristenberatung“ verbracht zu haben, als mit Störungen.

Würde ich jetzt versuchen, all die Eindrücke zu beschreiben, die sich mir auf dem kurzen Stück Autobahn geboten haben, dass ich erleben durfte, schon das wäre zu viel – und ich habe vielleicht 10 der 60km erlebt. Eine solche Vielzahl von feiernden Menschen aller Altersgruppen, Hautfarben, Geschlechter und Glaubensrichtungen habe ich jedenfalls noch nie erlebt. Für mich aber ein Beweis der These, dass „Integration“ im Ruhrgebiet nicht diskutiert, sondern gelebt wird. Was ich besonders toll fand:

Auf der Mobilitätsspur gab es zwischendurch ein Problem, weil ein Erfrischungsstand die Hälfte der Fahrbahn blockierte. Wegen der unerwartet hohen Zahl an Radlern ein echtes Problem. Da sich ein Rückbau verbot und auch anderweitig keine Hilfe in Sicht war, griffen die Mitarbeiter von „Edeka Thiel“, die den Stand betrieben, selbst zu: Trotz 30° und Mittagssonne standen die Mitarbeiter bereit, um den Radlern beim Umfahren des Hindernisses tatkräftig zu helfen. Hier dachte niemand an Profit, aber alle an ein gemeinsames Miteinander. Und ich bitte das als Beispiel für viele Situationen zu begreifen die ich gesehen habe: Eine solche soziale Harmonie ist mir vermutlich noch nie in einer annähernd großen Gruppe untergekommen – und sie macht sprachlos, ein Stück weit auch Stolz – weil es eben zeigt, wie wir sind, wenn es drauf ankommt.

Ein Riesen Dank geht natürlich an das Team rund um die Presse-Betreuung im Internationalen Presszentrum: Sowohl die großen Dinge, wie unser Aussichtskran, der uns auf 50 Meter oder nur ein Stück über die Autobahn gehoben hat, als auch die kleinen Dinge wie Essen und Trinken waren perfekt durchorganisiert. Jeder wusste, was er zu tun hatte und selbst die Schlüsselfiguren waren nach zwei durchgearbeiteten Tagen noch mit einem Lächeln im Gesicht unterwegs.

Was bleibt als Fazit?

Eigentlich nur, dass das Ruhrgebiet ist, was es sein soll: Eine große Stadt, das pulsierende Herz unserer schönen Republik.

Und das die Menschen im Ruhrgebiet eben doch… besonders sind.

So, meine 20 Stunden Ruhrstillleben sind um. Ich bin völlig platt, begeistert und von der Sonne well done zubereitet. Weswegen ich jetzt einfach nur noch  meine Fotos zeige. Über Kommentare, Rückmeldungen zur Veranstaltung, aber auch Eure Fotos würde ich mich sehr freuen 🙂

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