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Erste Gedanken zum tragischen Unfall auf der Jägerstraße

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Vorweg: ich bin befangen. Wenn Sie so wollen: geschockt.
Heute früh um zwanzig nach acht hat ein 81-jähriger PKW-Fahrer auf der Jägerstraße ein 12-jähriges Mädchen umgefahren. Es schwebt in Lebensgefahr. Hoffen wir, beten wir, dass sie durchkommt!

Unfall auf der Jägerstraße: Kind verstorben

Die Unfallstelle liegt keinen Kilometer Luftlinie vor meiner Haustüre. Aber dies allein kann mein Entsetzen nicht erklären. Gewiss kommt hinzu, dass meine Tochter 13 Jahre alt ist und Tag für Tag die Jägerstraße überqueren muss.

Im Berufsverkehr ist auf der Jägerstraße der Teufel los. Gerade „oben“ in Bergheim. Und doch: es ist in den letzten Jahren einiges gemacht worden. „Oben“ ist vor einiger Zeit eine „Insel“ eingerichtet worden, die den Fußgängern die Überquerung deutlich erleichtert.
Und etwas weiter „unten“, also etwas näher an Rheinhausen-Mitte und Friemersheim, ist eine Bedarfsampel eingerichtet worden. Und da „unten“ ist – selbst in der Rush-Hour – ziemlich wenig, was die Aufmerksamkeit so weit strapazieren könnte, dass man diese Ampel übersieht.

Doch der ältere Herr hat sie offenbar übersehen. Unfassbar! Verkehrsaufkommen hin, Verkehrsaufkommen her: auf diesem Stück der Jägerstraße ist echt nichts los. Auf beiden Seiten der Ampel tut sich mindestens Hundert Meter lang nichts. Rein gar nichts.
Und dann drückt dieses 12-jährige Mädchen den Knopf an der Bedarfsampel, kriegt Grün, überquert ordnungsgemäß die Straße … und wird von einem Auto erfasst. Es „schlug“, wie es in der Sprache des Polizeiberichts heißt, „gegen das sie erfassende Fahrzeug und erlitt schwerste Verletzungen … Es besteht Lebensgefahr.“ Wir wollen hoffen.

Keine Frage: auch der beste und tollste Autofahrer kann nicht garantieren, in einem Sekundenbruchteil der Unachtsamkeit den größten Mist bauen zu können. Und wenn wir ehrlich sind und uns fragen, wie das denn letztes Jahr in dieser Situation, wo man um ein Haar …
Und es mag ja auch sein, dass die 18-21-jährigen Fahranfänger statistisch betrachtet noch mehr Unfälle verursachen als die Senioren. Insbesondere wenn die Jung-Machos mit den quietschenden Reifen den Mädels mal zeigen wollen, was sie für Spitzentypen sind, wird es schnell tödlich.
Und selbstredend ist ein Alter zwischen 30 und 60 noch keine Garantie dafür, dass alles glatt läuft. Doch das, was hier passiert ist, nämlich dass auf freier Strecke erstens über eine rote Ampel und zweitens dabei ein Kind (fast) totgefahren wird, bleibt ohne das fortgeschrittene Alter des Fahrers unerklärlich.

Bei den Fahranfängern geht die Politik durchaus mit Phantasie zu Werke und kann Fortschritte verzeichnen. Wenn es um die Senioren geht, fehlt den Politikern jedoch jeglicher Mut. Und zwar aus „gutem“ Grund.
Vor etwa zehn Jahren regte Franz Müntefering – er war damals Bundesverkehrsminister – beiläufig in einem Zeitungsinterview an, man könne doch einmal darüber nachdenken, ob nicht ab dem 70. Lebensjahr Führerscheininhaber so alle zwei oder drei Jahre auf ihre Eignung untersucht werden sollten.
Manche mögen sich erinnern: eine Protestwelle schwappte über Müntefering, die bis heute ihresgleichen sucht. Rentneraufstand gegen Müntefering! Es wurden nicht nur Verkehrsstatistiken bemüht. Selbstverständlich wurde auch auf die Verdienste der ältere Generation beim Wiederaufbau Deutschlands verwiesen. Müntefering musste seinen Vorschlag alsbald zurückziehen. Ein Irrsinn!

Die Senioren werden tendenziell mehr; sie stellen an der Wahlurne eine große und wachsende Macht. Mitunter wird von der Herrschaft der Alten über die Jungen fabuliert. Und tatsächlich: hier hätten wir ein Beispiel.
Es gibt nicht viel zu diskutieren. Wie viele solcher tragischer Unfälle wie der hier Kommentierte sollen noch passieren, bis gesetzlich geregelt wird, was eigentlich eine pure Selbstverständlichkeit sein sollte: ab 70 oder meinetwegen ab 75 muss die Fahrtauglichkeit regelmäßig kontrolliert werden!
Altenfeindlich? Ach, quatschen Sie doch nicht! Es hätte doch auch ihre Enkelin sein können …

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