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Oil City Confidential

Oil City Confidential
Film von Julien Temple, 2009
DVD-VÖ: 13.08.2010
Verleih: Soulfood Music Distribution
Label: CADIZ

Rock’n’Roll hatte immer schon dunkle Seiten: die des Vergessens. Die der One Hit-Wonder. Die der Geschichten von unzähligen, hochtalentierten, einzigartigen, grandiosen Bands und Interpreten, die nie oder nur für wenige Augenblicke mitten im Scheinwerferlicht stehen und wenige Jahre später fast komplett aus dem kollektiven (Musik)Gedächtnis verschwunden waren und sind.

Julien Temple hat sich nun, nach einem Film über die Sex Pistols sowie einer grandiosen Dokumentation über Joe Strummer -The Future Is Unwritten- einer Band filmisch/dokumentarisch angenommen, die einerseits eine Live-LP an der Spitze der britischen Charts hatte (Oktober 1976, 1 Woche), nämlich ‚Stupidity‘, mit das beste und intensivste Livealbum überhaupt, welches zudem ohne jegliche Overdubs auskam, weil die Band es wollte, aber sonst nur noch Anfang 1979 einen Top 10-Hit in den Singlecharts verbuchen konnte mit ‚Milk & Alcohol‘, nachdem ihre beste Zeit schon vorbei war.

3 Alben lang jedoch, mit Wilko Johnson an der gleichzeitig gespielten Lead- und Rhythmusgitarre, waren Dr. Feelgood so einzigartig wie ihre Geschichte selbst, die in ‚Oil City Confidential‘ sehr eindrucksvoll erzählt wird.

Hauptdarsteller auch hier: Wilko Johnson.

Und Canvey Island in Essex.

Bitte mal danach suchen und einen kurzen Trip dorthin machen, das erspart mir (und euch) viele Zeilen über einen Ort, der zwar zu England und dortselbst zu Essex gehört, aber – naja, suchen, finden, checken, weiterlesen, läuft ja nichts weg, gelle 🙂

Canvey Island’s finest Band war Dr.Feelgood und Julien Temple kann man nicht genug dafür loben, daß er diesen Film gedreht hat.

Man lernt die vier Urmitglieder als -ja, stinknormale Menschen kennen, natürlich Typen, aber auch nicht viel anderes als die meisten Menschen. Nur die 4 gründen eine Band und Temple erzählt deren Geschichte mit herrlich unverkrampftem Understatement, mit Bilden aus Canvey, alten Familienfotos und Zeitungsausschnitten. Sehr schön die Idee, alte Filmschnipsel aus Gangsterfilmen einzuflechten, um die eine oder andere Geschichte zu illustrieren. Und dann sind da natürlich noch die kurzen Schnipsel von Liveauftritten, die so richtig verdeutlichen, welche immense Energie von den kongenialen Duo Brilleaux/Johnson da über die Bühne schwappte und alle im Publikum mitriß.

Wilko als zentraler Erzähler entpuppt sich schnell als höchst unterhaltsam, gleichzeitig aber auch voller Wehmut, was ihn nur noch sympathischer macht.

Alles in allem eine vorzügliche, interessante, sehr unterhaltsame filmische Reise in und über das Leben einer der wichtigsten und besten vergessenen Bands der 70er, die doch nichts weiter wollte als Musik zu machen und dabei ihren Spaß zu haben.

R.I.P, Lee.

Rock on, Wilko.

Großes Kino, Mr. Temple.

Chapeau.

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